Zum 25-Jahre-Jubiläum der Opernaufführungen im Kaiserhof des Stifts Klosterneuburg erfüllte sich operklosterneuburg-Intendant Michael Garschall mit diesem Werk einen Herzenswunsch und fand dafür auch eine hochkarätige Besetzung.
Günther Groissböck debütierte in Klosterneuburg schon vor 20 Jahren als Sarastro. Er inszenierte die von ihm leicht gekürzte Mailänder Fassung des „Don Carlo“ nicht nur klar und plastisch, sondern sang auch die Partie des Königs Philipp II. mit Grandezza und Intensität (im Bild oben mit Karina Flores).

Verflechtung von kirchlicher und weltlicher Macht
Thomas Weinhappel gestaltete den Posa sehr überzeugend als Edelmann mit Herzblut, Karina Flores gab eine innige Elisabetta, als Eboli punktete Margarita Gritskova mit leidenschaftlicher Ausstrahlung. Arthur Espiritu wirkte in der Titelrolle vergleichsweise zurückhaltend. Stimmlich fügte auch er sich in den hohen Qualitätslevel des Ensembles ein. Besonders imposant: Matheus Franca als Großinquisitor.
Der Stiftshof ist natürlich ein idealer Aufführungsort gerade für dieses Werk, in dem es um die Verflechtung von kirchlicher und weltlicher Macht geht, war doch Klosterneuburg einst als „österreichischer Escorial“ konzipiert. Aus dieser Parallele bezieht die Produktion besonderen Reiz, der durch Hans Kudlichs eindrucksvoll-sperriges Bühnenbild, die angemessen in Schwarz gehaltenen, aber sehr differenzierten Kostüme von Andrea Hölzl und die manche Szene im Halbdunkel belassende Lichtregie von Lukas Siman verstärkt wird.

Anspruchsvoll und überdurchschnittliches Niveau
Die kontrastreiche und an Klangfarben reiche Musik kommt durch die von Christoph Campestrini versiert geleitete Beethoven Philharmonie und den Chor der operklosterneuburg schön zur Geltung. Im Kaiserhof wird ohne Verstärkung gesungen: eine Herausforderung für das Orchester, sich im richtigen Moment zurückzunehmen.
Man darf in Klosterneuburg stets Oper von anspruchsvollem Format und auf überdurchschnittlichem Niveau erwarten. Diesmal ist allerdings eine Sternstunde geglückt. „Don Carlo“ wird noch bis 4. August gezeigt, bei Schlechtwetter gibt es eine halbszenische Fassung in der Babenbergerhalle am Rathausplatz von Klosterneuburg.