Festspiele Stockerau Der Zerrissene
Ingo Folie
Ingo Folie
Kultur

„Der Zerrissene“: Kampf um Liebe und Geld

Die Festspiele Stockerau (Bezirk Korneuburg) setzen heuer auf Johann Nestroy. Von 27. Juli bis 20. August wird „Der Zerrissene“ gezeigt. Es geht – wie so oft bei diesem Autor – um Liebe und Geld. In der Hauptrolle in der 1844 uraufgeführten Posse ist Peter Edelmann zu sehen.

An diesen zwei zentralen Themen – Liebe und Geld – herrscht „meist ein so notorischer Mangel, dass er die Menschen oft genug in Verzweiflung stürzt“, heißt es auf der Website der Festspiele Stockerau. Herr von Lips, der „Zerrissene“, hat eher zu viel Geld. „Und bis er, der zu Anfang gesteht, dass er nicht weiß, was er will, zu der Erkenntnis kommt, dass es wohl die Liebe sein könnte, vergeht ein ganzer Theaterabend. Jene aber, die sich, keineswegs arm, um ihn scharen und auf den Erwerb von Geld ohne Arbeit hoffen – durch Erbschleichen und Heiraten etwa –, verlieren am Ende alle Hoffnung und stehen als betrogene Betrüger da."

Sendungshinweis

„Theaterfest“, 15.7.2023

Wenn einen der Reichtum blind macht…

„Wunsch- und Albträume gehen ineinander über, und Nestroy verspottet die Bürger, die den Boden unter den Füßen zu verlieren drohen. Erst am Ende ist der reiche Herr von Lips, der eine Fahrt von der Erde ins Fegefeuer hinter sich hat, durch die Liebe zu einem Landmädchen bekehrt – vielleicht riecht dieser Schluss aber auch ein bisschen zu sehr nach Happy End, als dass er wirklich von dieser Welt sein könnte“, werben die Festspiele Stockerau für ihre diesjährige Produktion.

Festspiele Stockerau Der Zerrissene Ensemble
Ingo Folie
Das Ensemble des Stockerauer „Zerrissenen“ (v.l.): Caroline Athanasiadis und Claudia Rohnefeld (1.R.) sowie Florian Schwarz, Christoph Fälbl, Franz Suhrada, Peter Edelmann, Bernd Spitzer und Christian Spatzek (2.R.)

Der Stoff stammt aus dem französischen Vaudeville „L’homme blase“ („Der gelangweilte Mann“) von Felix-Auguste Duvert und Augustin-Theodore de Lauzanne, das am 18. November 1843 im Theatre du Vaudeville in Paris uraufgeführt wurde. Die Zeitschrift „Der Wanderer“ brachte eine genaue Inhaltsangabe, an der sich Nestroy vermutlich orientierte.

Im Theater in der Josefstadt in Wien war Joseph Kupelwiesers Übersetzung unter dem Titel „Überdruß aus Überfluß oder Der gespenstige Schlosser“ zu sehen. „Kupelwiesers Stück erlebte nur wenige schwach besuchte Aufführungen, während Nestroys am 9. April 1844 uraufgeführte ‚Zerrissene“ allein 1844 über 50-mal gespielt wurde“, kann man in der Online-Enzyklopädie Wikipedia lesen.

„Armut ist ohne Zweifel das Schrecklichste, mir dürft’ einer zehn Millionen hinlegen und sagen, ich soll arm sein dafür, ich nehmet’s nicht“, sagt Herr von Lips.

Peter Edelmann: „Edel und vornehm“

„Ich habe mich für Nestroy entschieden, denn ich weiß ob seiner Qualität“, sagt Intendant Christian Spatzek. Und: „Ein typischen Nestroy: humorvoll, kurzweilig und aktuell, mit einer Besetzung, die besser nicht sein könnte!“ So wird Herr von Lips von Peter Edelmann gespielt. Der Bariton war bis 2022 Intendant der Seefestspiele Mörbisch und unterrichtet als Professor an der Musikuniversität Wien. „Peter Edelmann hat als ehemaliger Intendant von Mörbisch das Edle und Vornehme, das ich suchte! Außerdem habe ich jetzt für die Couplets endlich einen Sänger, so wie es Nestroy war!“

Weiters im Ensemble: Caroline Athanasiadis, Claudia Rohnefeld, Christian Spatzek, Christoph Fälbl, Franz Suhrada, Florian Schwarz, Gerhard Karzel, Goran David, Ivana Urban und Bernadette Kizik. Intendant Christian Spatzek steht nicht nur auf der Bühne, sondern inszeniert auch diese Nestroy’sche Posse, das Bühnenbild stammt von Manfred Waba, die Kostüme von Barbara Langbein. Gespielt wird von 27. Juli bis 20. August (donnerstags bis samstags ab 19.30 Uhr, sonntags ab 18.30 Uhr, die Bühne steht am Dr. Karl Renner-Platz in Stockerau).