Picknickkorb
pixabay/GuildfordGlen
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„Köstlich kulinarisch“

Gefüllter Wecken fürs Sommerpicknick

Heiße Sommertage eignen sich hervorragend für ein Picknick im Schatten. Radio-NÖ-Köchin Andrea Karrer picknickt seit Kindheitstagen und empfiehlt für den Korb einen gefüllten Wecken. Wie

Als ich klein war, wurde am Sonntagmorgen der Korb mit kalten Schnitzeln oder Fleischlaberln, Erdäpfelsalat und zum Abschluss mit saftigen Kuchen gefüllt, meine Eltern und ich pilgerten ins Freibad.

Es war früher üblich, mit einem voll beladenen, eigenen „Fresskorb“ zum Heurigen zu gehen. In größeren Runden konnte man sich durch die verschiedensten Spezialitäten durchkosten, ja solch ein improvisiertes Essen verbindet. Je mehr freundliche und hungrige Menschen mitmachen, desto besser. Nur Stocherer haben dabei nichts verloren, die kann man beim Picknick nicht brauchen, da muss man zugreifen, ohne Fadesse und falsche Eitelkeit.

Picknickkultur reicht weit in die Vergangenheit

Das Picknick selbst ist vermutlich älter als das Drosendorfer Strandbad oder unsere Heurigen. Die Sitte vom Boden zu essen – also „sur l’herbe“, was so viel bedeutet wie „auf Wiesenkräutern“ – erscheint bereits in der Antike. Die Göttermahlzeit im Reiche des Hirtengottes Pan wurde im antiken Griechenland als „Eranos“ bezeichnet. Zu diesem Zwecke pilgerten reiche Athener in Begleitung von Köchen, Lyraspielern und schönen Frauen ins Felsengebirge, um dort ausgiebig zu schmausen.

Auch die Römer verstanden es, unter freiem Himmel orgiastische Mahlzeiten zu sich zu nehmen. Ihr „Prandium“ bestand aus kalten Speisen und wurde zwischen sechster und siebenter Morgen- und Mittagsstunden vor dem Bade eingenommen. In der Renaissance und im Barock entdeckte man die antiken Freiluftschlemmereien aufs Neue, mit Schäferidyllen kam das, was wir heute Picknick nennen, wieder in Mode.

Engländer sind Picknickmeister

Doch der Name ist wesentlich jünger als das Vergnügen, das es beschreibt. Den Ursprung reklamieren einerseits die Franzosen mit „piquer un nique“ und andererseits die Engländer mit „pick a nick“. Doch egal, wie es nun geheißen haben mag, die Übersetzung lautet: „Schnapp dir eine Kleinigkeit!“ Am meisten kultiviert haben es die Engländer in der Erfindung des kulinarischen Mikrokosmos namens Picknickkorb, und die meiner Meinung nach nicht
minder wichtige sinnliche Komponente steuerten die Franzosen dank Edouard Manets „Frühstück im Grünen“ bei. Denn picknicken ist ein kulinarisches Seelenschlenkern!

Picknick ist völlig ortsunabhängig und wahre lauschige Platzerln wollen erobert werden. Wenn man edle Picknicks schätzt, muss man halt ein bisserl schleppen, außer der Butler schleppt den durch Porzellan und Silberbesteck schweren Picknickkorb. Deswegen sollte man sich überlegen, was einem wirklich wichtig ist: die Hetz, die sich sicherlich auch mit Plastikgeschirr entwickelt, oder gewichtige Finessen.

Tipps für ein gelungenes Picknick

Damit Ihr Picknick ein Erfolg wird, sollte man ein paar praktische Dinge beachten:

  • Geschirr sollte vor allem bruchsicher sein. Profi-Picknicker investieren in eine Picknickausrüstung aus Kunststoff. Seltene Picknicker greifen auf Einweggeschirr, Plastik oder Pappe zurück. Natürlich geht auch Küchenfundus, allerdings ist Edelstahlbesteck schwer und Glas bzw. Porzellan gehen zu Bruch. Tipp: Beim Besteck nicht sparen, lieber genügend einpacken!
  • Speisen kühl – vielleicht in einer Kühltasche – transportieren. Keine allzu langen Wegzeiten einplanen, denn voll bepackt macht es keinen Spaß.
  • Korkenzieher, Flaschenöffner, Küchenrolle, Salzstreuer, Schneidbrett und Brotmesser sollten nicht fehlen.
  • Wählen Sie Speisen nach ihrer Transportfähigkeit: Kompakte Kuchen sind besser geeignet als Torten mit viel Schlagobers. Cremen mit Gelatine sowie Mayonnaise eignen sich für hochsommerliche Freiluftessen nicht so gut, es wird weich und zerrinnt.
  • Blattsalate welken schnell, besser eignen sich Gemüsesalate. Feste Obstsorten wie etwa Marillen oder Melonen leiden beim Transport weniger als Beeren, die leicht matschig werden.
  • Da ein Picknick im Idealfall bei Schönwetter bzw. Sehr-Schön-Wetter stattfindet, darf Mineralwasser gegen den großen Durst nicht fehlen. Auf allzu süße Limonaden für Kinder verzichten, sie stillen den Durst nicht und durstige Kinder werden raunzig.
  • Man sollte auf wiederverschließbare Packerln oder Flaschen achten, einerseits wegen des Verschüttens, andererseits, um Ameisen und Bienen auszuschließen.
  • Getränke kühl halten – entweder in einer Kühltasche oder mit praktischen Kühlmanschetten bzw. Eiswürfelbeuteln.
  • Und nicht zu vergessen: ein Sackerl für Abfälle.
  • Wichtiger Tipp: Gelsenschutzmittel einpacken!
Picknickkorb
pixabay/sstoyanov
Damit Speisen tauglich für ein Picknick sind, müssen sie sich gut transportieren lassen

Auf den Inhalt kommt es an

Traditionell zieht man mit einem richtigen Picknickkorb los, es gibt die entzückendsten Variationen. Ein einfacher Korb, mit einem netten Tüchlein tut es allerdings auch. Bei mir war es mein Handarbeitsköfferchen. Neuerdings gibt es auch Picknickrucksäcke.

Sendungshinweis

„Radio NÖ Freizeitshow“, 22.7.2023

Doch das wichtigste beim Picknick bleibt trotzdem – neben der Hetz – das Essen. Zu meinen liebsten Picknick-Gerichten zählt heute noch der gefüllte Wecken der Anni-Tant’, der in der Lage war, selbst nach einem Aufstieg in ungeahnte Höhen die Familie in Picknicklaune zu versetzen.

Tante Annis gefüllter Wecken

Zutaten für einen Wecken:

  • ein Sandwich-Wecken
  • 150 g Geselchtes
  • 150 g Braunschweiger-Wurst
  • 150 g Butterkäse
  • drei Essiggurkerln (etwa 100 g)
  • zwei Eier, hart gekocht
  • 150 g weiche Butter
  • 150 g Topfen
  • eine Messerspitze scharfer Senf
  • drei Sardellen, zerdrückt
  • Salz und Pfeffer aus der Mühle

Zubereitung:
Sandwich an einem Ende anschneiden und das Innere mit Hilfe eines langen, schmalen Messers aushöhlen. Hinweis: Es soll ein etwa ein Zentimeter dicker Rand erhalten bleiben. Die Schmolle, also das Brotinnere, fein hacken und zur weiteren Verarbeitung beiseite legen.

Geselchtes, Wurst sowie Käse und Gurkeln in feine Würfel schneiden. Eier schälen und fein raspeln. Zimmerwarme Butter schaumig rühren, Topfen sowie Eier untermengen. Anschließend Wurst, Geselchtes, Käse dazugeben, mit Senf, Sardellen, Salz und Pfeffer abschmecken, mit der Schmolle zu einer homogenen Masse verarbeiten und vorsichtig in den Sandwich füllen. Abgeschnittenes Ende wieder andrücken.

Sandwich in Frischhaltefolie wickeln und – am besten über Nacht – kalt stellen. Beim Picknick in nicht zu dünne Scheiben schneiden!