Tomaten
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„KÖSTLICH KULINARISCH“

Paradeiser und Hendl als köstliche Kombi

Selbst gemacht schmeckt einfach besser. Eine selbst gemachte Paradeisersoße ist etwa zu jeder Jahreszeit etwas richtig Feines. Radio-NÖ-Köchin Andrea Karrer kombiniert sie zum Beispiel gerne mit saftigem Hendl und Rosmarin.

In kleine Stücke geschnitten, nur mit wenig Salz gewürzt, eine Frucht, die nur aus Sonne und Geschmack zu bestehen schien – die Paradeiser aus dem kleinen Gemüsegarten meiner Großmutter: Ihr Aroma war süß und mit leicht würziger Schärfe. Ich fühle noch heute diese wulstigen Einkerbungen in der glatten Haut unter meinen Fingern, sehe noch das helle Rot, das zum Stängel hin ins leichte Grün überging.

Für Christoph Columbus war diese Frucht zunächst gar nicht so interessant. Er brachte sie erst bei seiner zweiten Amerikareise mit nach Europa. Und hier startete das Nachtschattengewächs zunächst einmal eine Karriere als Zierpflanze.

Vom giftigen Paradiesapfel in die Küchen Europas

Denn optisch luden die Paradeiser kaum zum Genuss ein, und wer dennoch in die grünen unreifen Früchte biss, handelte sich dadurch eine Vergiftung ein. Schuld daran ist das ungenießbare, leicht giftige Alkaloid namens Solanin. Seinerzeit standen die Paradeiser dadurch unter Verdacht, „Liebeswahn“ hervorzurufen.

Daher, so vermutet man, stammt der Name Paradeiser, was soviel wie Paradiesapfel bedeutet und eine Verösterreicherung aus dem Italienischen ist. Da die Urparadeiser nämlich nicht rot, sondern gelb waren, nannten sie die Italiener „pomodoro“, also goldener Apfel. Das restliche Europa übernahm das aztekische „tumatl“, aus dem dann Tomate entstand.

Holzkorb voller roter Tomaten
ALEXANDER DANNER
Die Paradeiser eroberten Europas Küchen erst um 1900

1860 wurde noch geraten, Paradeiser mindestens drei Stunden zu kochen, damit das vermeintliche Gift neutralisiert wird. Die Küchen Europas eroberte die Paradeiser dann um 1900. Die Nachfrage stieg besonders in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, man wollte das ganze Jahr über paradiesische Paradeiser haben und so versuchten die Züchter, möglichst robuste, lager- und transportfähige Sorten zu ziehen, was zu wässrigen, geschmacklosen Wasserkugeln führte.

Kühlschrank meist zu kalt für Paradeiser

Doch seit geraumer Zeit besinnt man sich wieder auf alte Sorten und findige und engagierte Bauern geben uns mit sonnengereiften und unverfälschten Früchten den Geschmack der Kindheit zurück.

Sendungshinweis

„Radio NÖ Freizeitshow“, 29.7.2023

Wichtig dabei: Da Paradeiser ursprünglich aus den Tropen kommen, sind sie recht kälteempfindlich und vertragen keine Temperaturen unter zehn Grad Celsius. Daher ist die übliche Kühlschranktemperatur von sechs bis acht Grad für sie bereits zu kühl. Die Konsequenz: Sie verlieren unwiederbringlich an Geschmack und bekommen ihn auch bei Zimmertemperatur nicht wieder.

Deshalb sollte man Tomaten am besten an einem eher kühlen Ort – ja die gute alte Speisekammer wäre ideal – oder, wie Obst, in einer Schüssel aufbewahren.

Mittelmeer-Feeling mit Paradeisersalat

Ob roh, gekocht, getrocknet oder sogar geeist, als Vor-, Haupt- oder Nachspeise – der Paradiesapfel schmeckt immer. Natürlich auch als Salat. Hier eines meiner Lieblingsrezepte: Für vier Personen verwende ich vier große Paradeiser, am liebsten die Ochsenherzparadeiser. Mein Trick ist, dass ich zusätzlich ein bis zwei reife, saftige Paradeiser durch ein Sieb quetsche und den Saft mit Salz, Spritzer Balsamicoessig und einigen Esslöffeln Olivenöl zu einer Marinade verrühre.

Tomaten in einem Folienhaus am Biohof Adamah
ORF/Pöchhacker
Auch für den Salat eignen sich Paradeiser hervorragend

Die Paradeiser schneide ich in Scheiben, richte sie in einer Schüssel an, bedecke die Paradeiser mit der Marinade und lege feine Ringe von Frühlingszwiebel darauf. Zum Schluss kommt dann noch grob geschnittene Petersilie oder Basilikum dazu. Wobei beim Paradeisersalat scheiden sich ja die Geister, ob mit oder ohne Schale. Ich bevorzuge ihn mit Schale und Kernen, weil da auch die meisten Geschmacksstoffe drin sind. Und ein guter Salatparadeiser hat keine so dicke Schale.

Noch ein Rezepttipp: Ein sonnengereifter Paradeiser, in Spalten geschnitten, mit einer Prise Salz, dazu ein geröstete Scheibe Weißbrot, mit Knoblauch eingerieben und mit etwas Olivenöl beträufelt – für mich gibt’s keinen günstigeren Mittelmeerurlaub!

Paradeiserhendl mit Rosmarin und Knoblauch

Zutaten für 4 Portionen:

  • 1 küchenfertiges Hendl (etwa 1,4 kg)
  • 3 EL Olivenöl
  • 2 getrocknete Chilischoten, zerbröselt
  • 600 g Paradeiser
  • 1 Rosmarinzweig
  • 4 Knoblauchzehen
  • Salz, Pfeffer aus der Mühle
  • 200 ml Weißwein (trocken)

Zubereitung: Huhn waschen, mit Küchenkrepp trocken tupfen und in acht Stücke teilen. Zwei EL Olivenöl mit Chili verrühren und die Hendlstücke damit einreiben; im Kühlschrank etwa zwei Stunden ziehen lassen.

Paradeiser, waschen, vierteln und entkernen. Rosmarin und Knoblauch klein hacken. Hendl in einem Reindl (ohne Teflonbeschichtung) auf allen Seiten bei mittlerer Hitze etwa zwei bis drei Minuten anbraten, dann salzen und pfeffern. Wenn die Hendlstücke schön hellbraun sind, mit Weißwein aufgießen und vollständig einkochen lassen.

Restliches Olivenöl, die Paradeiser und Rosmarin beifügen, gut vermengen und bei geringer Hitze etwa eine Stunde schmoren lassen. Hendl aus dem Reindl nehmen. Saft durch die flotte Lotte pürieren, Hendl mit Sauce anrichten. Dazu schmecken Polenta, Teigwaren oder schlicht Weißbrot.