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Gesundheit

Welche Heilpflanzen den Venen gut tun

Schwere, leicht geschwollene Beine – das war in den vergangenen heißen Sommertagen keine Seltenheit. Doch es gibt eine Reihe von Heilpflanzen, die unterstützend wirken, sagt Apothekerin Cathrin Taufner-Stich. Die bekannteste ist wohl die Rosskastanie.

„Schwere Beine, Juckreiz und leichte Schwellungen an den Beinen können erste Anzeichen einer Venenerkrankung sein. Mit Rosskastanie, Weinlaub und Co. lassen sich viele der damit einhergehenden Beschwerden wie Krampfadern und Ödeme wirksam reduzieren“ sagt die Apothekerin. Venenerkrankungen seien sehr weit verbreitet. "Daten belegen, dass neun von zehn Erwachsenen zumindest leichte Veränderungen der Beinvenen aufweisen. Doch Krampfadern und Besenreiser sind nicht nur ein kosmetisches Problem, sondern können auch in eine progredient verlaufende chronische Veneninsuffizienz und letztlich in einem offenen Bein (Ulcus cruris) münden.

„Neben Kompressionsstrümpfen, Gewichtsreduktion, chirurgischen Methoden und einer Ernährungsumstellung sind auch diverse Phytopharmaka, also pflanzliche Arzneimittel, seit Jahren fester Bestandteil vieler Therapien. In einem 2016 erschienen Expertenpapier zur symptomorientierten Therapie chronischer Venenerkrankungen werden Phytopharmaka sogar als gleichwertig zur Kompressionstherapie und neben chirurgischen Verfahren als eine der drei Säulen in der Therapie venöser Erkrankungen definiert. Auch wenn sich die Heilpflanzen hinsichtlich ihrer spezifischen Wirkstoffe und Wirkungen unterscheiden, so zeigt sich dennoch, dass deren Hauptinhaltsstoffe vor Ödemen schützen und die Venen in ihrer Arbeit unterstützen. Neben der chronisch venösen Insuffizienz lassen sich Phytopharmaka auch bei Krampfadern, Venenentzündungen und Hämorrhoiden mit Erfolg einsetzen.“

Von A wie antientzündlich bis V wie volumenreduzierend

Das aus den Rosskastaniensamen gewonnene Aescin gehört zu den bestuntersuchten pflanzlichen Wirkstoffen in der Indikation venöse Erkrankungen. Aescin reduziert die Kapillarpermeabilität, d.h. die Durchlässigkeit der Gefäße, und wirkt dadurch gefäßabdichtend und ödemprotektiv. Aescin gilt zudem als entzündungshemmend und venentonisierend. Dementsprechend zeigte sich in zahlreichen Untersuchungen, dass Rosskastanienzubereitungen – innerlich wie auch äußerlich angewandt – Schmerzen, Juckreiz, nächtliche Wadenkrämpfe und Schwellungen reduzieren. Neben der Anwendung bei Veneninsuffizienz kann auch die innerliche Anwendung bei Hämorrhoiden sinnvoll sein. Äußerlich kann Rosskastanie neben der venösen Insuffizienz auch bei Blutergüssen sogenannte ‚blaue Flecken‘ eingesetzt werden."

Rosskastanie gilt allgemein als gut verträglich, nur in seltenen Fällen kann es zu Juckreiz, Kopfschmerzen und Verdauungsbeschwerden kommen. Deshalb gibt es in Ihrer Apotheke auch eine so genannte retardierte Arzneiform, die die Wirkstoffe langsam freisetzt. Da die äußerliche Anwendung in seltenen Fällen zu allergischen Reaktionen führen kann, sollten Rosskastanienzubereitungen nur auf intakter Haut aufgetragen werden.

Rosskastanie
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Rosskastanien können Schwellungen in den Beinen reduzieren

Rotes Weinlaub: „Die Wirkstoffe sogenannte Flavonoide wie Rutin und Quercetin des Roten Weinlaubs führen zu einer Erhöhung der Elastizität der Gefäße und einer Stabilisierung der Kapillarmembran. Zusätzlich wird die Mikrozirkulation in den Gefäßen verbessert und die Thrombozytenaggregation gehemmt. Dadurch wirken sich Zubereitungen aus dem roten Weinlaub positiv auf Venenentzündung, chronisch venöse Insuffizienz, Beinödeme, Krampfadern, Hämorrhoiden und fragile Kapillaren aus.“

Buchweizen: „Auch im Buchweizenkraut sind es vor allem die Flavonoide, denen man positive Wirkungen auf das venöse System zuschreibt. Ähnlich wie bei Rotem Weinlaub werden die Mikrozirkulation in den Kapillaren verbessert, die Thrombozytenaggregation gehemmt und die Gefäßdurchlässigkeit reduziert.“

Steinklee: „Steinkleekraut enthält vor allem Cumarine und Saponine. Diese bewirken neben einer Senkung der Gefäßdurchlässigkeit antientzündliche, antiexsudative und ödemprotektive Wirkungen, wodurch sich der venöse Rückfluss verbessert und der lymphatische Abtransport gesteigert wird. Steinkleekraut eignet sich deshalb besonders bei venöser Insuffizienz, Krampfadern und Hämorrhoiden. Das enthaltene Cumarin kann Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit bewirken, allerdings nur bei höherer Dosierung.“

Mäusedorn: „Der Extrakt aus der Mäusedornwurzel unterstützt durch seinen vasokonstriktorischen Effekt, also zusammenziehende Wirkung, die Arbeit der Venen; zudem wirkt er auch antientzündlich und entwässernd. Ein besonderer Effekt ist, dass Mäusedorn die Venen kontrahiert, d.h. zusammenzieht, während es in den Arterien zu relaxierenden, also entspannenden, Effekten kommt. Mäusedornwurzelextrakt bewirkt deshalb eine Volumenminderung in den Unterschenkeln. Mäusedorn eignet sich daneben auch zur Behandlung von Hämorrhoiden, Wadenkrämpfen und Ödemen. Zubereitungen aus Mäusedorn gelten als gut verträglich. Nur bei höheren Dosierungen kann Mäusedorn Übelkeit und Durchfall auslösen.

Da Mäusedorn die Aufnahme von fettlöslichen Vitaminen hemmt und zu Reflux führen kann, wird von einer Anwendung während Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Kindern abgeraten. Japanischer Schnurbaum & Co. In der Therapie venöser Insuffizienz und Hämorrhoiden haben sich bisher auch Zubereitungen aus den Wirkstoffen Hersperiden, Oxerutin und Diosmin sehr bewährt. Diese vermindern die Gefäßdurchläßigkeit und beugen deshalb Ödemen vor. Diese Wirkstoffe werden aus den Flavonoiden hergestellt. Oxerutin wird aus dem Japanischen Schnurbaum gewonnen, Hesperiden und Diosmin aus den Schalen von Zitrusarten.“

Hamamelis: „Äußerlich aufgetragen können auch Zubereitungen aus Hamamelisblättern und -rinde einen sinnvollen Beitrag bei Venenerkrankungen leisten. Hamamelis wirkt vor allem durch die enthaltenen Gerbstoffe adstringierend, d.h. zusammenziehend, und blutstillend. Die ebenfalls enthaltenen Flavonoide wirken zusätzlich Entzündungen entgegen. Untersuchungen legen zudem nahe, dass Hamamelis kapillarabdichtend, juckreizstillend und wundheilungsfördernd wirkt. Deshalb wird Hamamelis nicht nur bei leichten Hautverletzungen und lokalen Entzündungen von Haut- und Schleimhaut, sondern auch bei Krampfadern empfohlen. Vitamin C wird für die Verkettung von Kollagenmolekülen benötigt. Erst dadurch erhält das Bindegewebe seine Stabilität und Festigkeit. Daher ist gerade Vitamin C für die Venengesundheit förderlich. Gut vertragen wird Vitamin C aus pflanzlicher Quelle wie zum Beispiel aus der Hagebutte gewonnen.“

Bei Krampfadern, Besenreiser sowie schweren und müden Beinen kann die äußere Anwendung der Extrakte in Form von kühlenden Gelen, Cremen oder Salben hilfreich sein. Wichtig ist es, immer von unten nach oben zu massieren. Das kann für gesunde Venen gemacht werden:

  • Bewegung, Bewegung, Bewegung! Durch Muskelkontraktionen in den Beinen wird der Rücktransport des Blutes zum Herzen unterstützt.
  • Kneippen oder kalte Güsse regen die Blutzirkulation an.
  • Wechselwarmes Wasser beim Duschen, dabei ziehen sich die Gefäße zusammen und die Beine werden weniger schwer, da das Blut ungehinderter zirkulieren kann. Den Wechsel von Kalt und Warm unbedingt mit einer kalten Phase beenden.
Laufen
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Durch Bewegung kann der Rücktransport des Blutes zum Herzen unterstützt werden

Trockene Haut und juckende Beine verhindern

„Bei einem Venenleiden kommt noch hinzu, dass die Haut an den Beinen nicht mehr ausreichend mit Nährstoffen versorgt wird, was ebenfalls zu trockener Haut führt. Medizinische Kompressionsstrümpfe, die bei Venenleiden Abhilfe schaffen, liegen – entsprechend ihrer therapeutischen Wirkweise – etwas fester auf der Haut auf als herkömmliche Strümpfe. Das Tragen kann bei trockener Haut zwar unangenehm sein – es sollte jedoch nicht davon abhalten, die Strümpfe zu tragen. Die Lösung ist vielmehr, auf die richtige Hautpflege zu achten.

Sendungshinweis

„Radio NÖ am Vormittag“, 30.8.2023

Juckende Beine und trockene Haut durch medizinische Kompressionsstrümpfe können effektiv verhindern werden, wenn die Haut gut gepflegt wird. Verwenden Sie zum Beispiel vor dem Anlegen der Strümpfe spezielle Hautlotionen oder Schäume, die Feuchtigkeit spenden. Diese bieten eine leichte Pflege, die Ihr Hautbild verbessert, ohne zu fetten. Der entstehende Schutzfilm erleichtert sogar das Anziehen der Kompressionsstrümpfe“, so Taufner-Stich.

Venen-Gesundheit bestimmen

„Die Venenmessung erfolgt im Sitzen. Kleine Messsonden werden über dem Knöchel an der Unterschenkelinnenseite befestigt. Dann werden Sie aufgefordert mit den Füßen zu wippen, um die Muskelpumpe in Gang zu setzen. Das Venenblut wird dadurch in die Höhe gepumpt und die Venen geleert. Die Messsonden ermitteln, wie lange es dauert, bis die Venen wieder mit Blut gefüllt sind. Der Standardwert beträgt rund 25 Sekunden, bei einer schnelleren Auffüllzeit könnte eine Venenschwäche gegeben sein. Eine solche Funktionsmessung für die Venen wird unter anderem in Ihrer Apotheke angeboten.“

Sommer als Herausforderung

„Die Venen transportieren unser Blut entgegen der Schwerkraft zum Herzen zurück. Beim Gehen spannen sich die Beinmuskeln an und drücken das Blut in Richtung Herz, dies ist die so genannte Muskelvenenpumpe. Die Venenklappen stellen dabei sicher, dass der Blutfluss Richtung Herz geht und das Blut nicht in die Beine zurückfließen kann, wenn sich die Muskeln entspannen. Bei heißen Temperaturen dehnen sich die Blutgefäße aus, um Wärme besser abgeben zu können. So verlangsamt sich die Blutzirkulation und das Blut staut in den Beinen, vor allem wenn schon eine Schwäche der Venenwände besteht. Diese Schwäche wiederum kann zu einer Erweiterung der Vene führen, so dass die Venenklappen nicht mehr richtig schließen und das Blut als Folge in den Beinen sehr langsam fließt und zu einer unangenehmen Schwellung führt. Häufig sind die Krampfadern dann auch deutlich zu sehen.“