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„La Vita“

Die heilende Kraft heimischer Pilze

Wenn man an Pilze als Heilmittel denkt, dann verbindet man das meist mit der traditionell chinesischen Medizin. Doch das ist ein Irrglaube. Auch in Europa haben Heilpilze eine lange Tradition. Zu finden sind die oft recht unscheinbaren Pilze in den heimischen Wäldern.

Die heimischen Wälder haben nicht nur schmackhafte, sondern auch heilsame Pilze zu bieten, etwa im Biosphärenpark Wienerwald der Bundesforste. Die Ernährungswissenschafterin Gerrit Fischer aus Gablitz (Bezirk St. Pölten) kennt ihn wie ihre Westentasche und hat nicht nur ein Buch über Heilpilze verfasst, sondern führt auch Gruppen von Pilz-Interessierten durch den Wald.

Man findet hier etwa das Judasohr, ein Speisepilz, der am
liebsten auf Holunder-Pflanzen wächst. Seine Inhaltsstoffe halten das Blut flüssig. Er wird daher etwa bei Migräne oder Tinnitus eingesetzt. „Er ist quasi ein Anti-Thrombose-Pilz, weil er die Durchblutung in den kleinen Blutgefäßen verbessert“, erklärt Fischer.

La Vita: Heimische Heilpilze

Wenn man an Pilze als Heilmittel denkt, dann verbindet man das meist mit der chinesischen Medizin. Doch auch in Europa haben Heilpilze eine lange Tradition. „La Vita“ hat sich mit einer Pilzexpertin aus Gablitz auf die Spurensuche gemacht.

Viele Heilwirkungen teils in Vergessenheit geraten

Vor allem in der Volksheilkunde wurde der rotrandige Baumschwamm verwendet. Ihm eine stärkende Wirkung nachgesagt wird. Aber nicht nur das. „Man wird durch ihn robuster gegen Infekte. Er wurde auch hinsichtlich Krebs untersucht. Man hat herausgefunden, dass bestimmte Linien Formen von Gebärmutterhalskrebs hemmen können“, so die Pilz-Expertin.

Früher weit verbreitet und häufig eingesetzt, ist der Zunderschwamm mittlerweile in Vergessenheit geraten. Zu Unrecht, wie Fischer überzeugt ist. Der Pilz wurde als entzündungshemmende Wundauflage verwendet. „Er wurde sogar bei Ötzi gefunden, der ihn auch als Heilpilz mit auf seiner Wanderung hatte“, so die Pilzexpertin. Der Zunderschwamm wurde zudem lange für praktische Zwecke genutzt – zum Beispiel für die Herstellung von Pilzleder. In Rumänien etwa hat das immer noch Tradition. „Der Schwamm ist heute sehr gut beforscht und es gibt zumindest vier Inhaltsstoffe, von denen man weiß, dass sie krebshemmend sind.“

Auch klassische Speisepilze sind gesundheitsförderlich

In Ihrem Buch hat Gerrit Fischer die 20 interessantesten heimischen Heilpilze beschrieben. Darunter finden sich auch klassische Speisepilze wie beispielsweise Champignons, Eierschwammerl, Austernpilze oder Steinpilze. Auch Supermarktware kann gesundheitliche Vorteile haben, allerdings nur, wenn die Qualität stimmt, gibt die Expertin zu bedenken: „Die Pilze dürfen keinerlei Spritzmittelrückstände aufweisen. Es hängt vom Produzenten ab und es ist immer gut, wenn die Pilze nicht von allzu weit her kommen. Die sollten möglichst zumindest aus Europa sein.“

Wer lieber selbst sammelt, sollte die Regeln des Waldes beachten: Also nur Haushaltsmengen vom Waldspaziergang mitnehmen, denn Pilze leben oft in Symbiose mit Bäumen und spielen eine wichtige Rolle im Ökosystem des Waldes.