Mehrere Packungen mit Medikamenten liegen auf einem Tisch, auf einer Packung steht Antibiotikum
APA/dpa/Monika Skolimowska
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Gesundheit

Antibiotika: Ein Thema mit vielen Fragen

Apothekerin Angelika Borger beantwortet immer wieder mit Fragen in ihrer Apotheke rund um die Einnahme von Antibiotika: Kann man diese absetzen, worauf muss man achten oder welche Wechselwirkungen können auftreten?

„Antibiotika unterstützen das Abwehrsystem unseres Körpers, indem sie Bakterien entweder abtöten oder in ihrem Wachstum hemmen. Was sie jedoch nicht tun und das ist besonders wichtig sie bekämpfen keine Viren. Das ist gerade deshalb so wichtig, weil viele Menschen schon bei banalen Erkältungen nach einem Antibiotikum verlangen. Wir wissen aber, dass der Großteil aller Erkältungen mit Husten, Schnupfen und Heiserkeit viral bedingt ist und somit eine Antibiotikaeinnahme sinnlos ist“, sagt Apothekerin Borger.

Worauf müssen wir achten, wenn ein Antibiotikum verordnet wurde?

"Halten sie sich stets an die vorgegebenen Einnahmezeiten. Das hilft ihnen im Körper einen gleichmäßigen Wirkstoffspiegel aufzubauen und das ist wiederum von ungeheurer Wichtigkeit für einen Therapieerfolg. Ganz wichtig ist auch darauf zu achten, ob der jeweilige Wirkstoff vor, zum oder nach dem Essen eingenommen werden soll. Es ist mir schon klar, dass es uns manchmal angenehmer wäre das Antibiotikum zum Essen zu nehmen, weil man es so besser verträgt. Achten sie bitte stets auf den Beipackzettel, da jeder Wirkstoff andere Bedingungen benötigt, um seine Wirkung entfalten zu können.

Sendungshinweis

„Radio NÖ am Vormittag“, 15.11.2023

Wir Apotheker helfen ihnen gerne weiter. Nehmen sie das Medikament stets so lange, wie es der Arzt verordnet hat, auch wenn sie sich bereits besser fühlen. Eine Besserung der Symptome bedeutet nicht, dass sämtliche Bakterien bereits abgetötet wurden. Übriggebliebene Bakterien können dafür verantwortlich sein, dass die Krankheit erneut ausbricht und/oder sich die Bakterien manifestieren."

Gibt es Medikamente oder Nahrungsmittel, die mit Antibiotika Wechselwirkungen eingehen?

„Antibiotika sollten stets mit einem großen Glas Wasser eingenommen werden. Milchprodukte oder Alkohol können die Wirkung beeinflussen. Zu den Milchprodukten zähle ich neben einem Glas Milch oder Buttermilch auch das Schluckerl Milch im Kaffee oder auch die Butter oder ein Stück Käse am Brot, die schon in kleinen Mengen die Wirkung des Antibiotikums beeinflussen oder hemmen können. Ich empfehle ihnen nach der Medikamenteneinnahme zwei bis drei Stunden zu warten, bevor sie diese Produkte zu sich nehmen. Wenn man Medikamente einnimmt, sollte man den guten alten Grapefruitsaft aus der Küche verbannen, er beeinflusst Abbauprozesse in der Leber, wodurch sich die Dosis des entsprechenden Wirkstoffes im Körper massiv erhöht und Vergiftungserscheinungen auftreten können. Wenn Sie Dauermedikamente einnehmen, fragen Sie bitte ihren Arzt oder Apotheker, ob mit Wechselwirkungen zu rechnen ist.“

Zerstören Antibiotika auch gute Bakterien?

„Antibiotika haben die Aufgabe Bakterien abzutöten oder in ihrem Wachstum zu hemmen. Leider haben sogenannte gute Bakterien, die in der Darm- oder Scheidenflora vorkommen, keine Mascherl und rufen nicht: „Halt wir wollen nicht abgetötet werden!“. Dies hat zur Folge, dass man im Zuge einer Antibiotikatherapie unter Durchfall leidet oder Frauen einen Scheidenpilz bekommen. Daher mein Tipp nehmen sie stets Probiotika, also gute Bakterienkulturen ein, um die jeweilige Flora zu unterstützen. Bei der Einnahme ist darauf zu achten einen Abstand von 1½ bis 2 Stunden zum Antibiotikum einzuhalten, damit die Probiotika auch wirken können und nicht vom Antibiotikum abgetötet werden.“

Warum zeigen immer mehr Antibiotika nicht mehr die gewünschte Wirkung?

„Viele Patienten nehmen Antibiotika zu kurz ein oder reduzieren eigenmächtig die Dosis. Dieser falsche Umgang führt dazu, dass ein Teil der Bakterien am Leben bleibt und sich in weiterer Folge vermehrt. Je häufiger Antibiotika eingenommen werden, umso größer wird der Anteil jener Bakterien, die von einem Antibiotikum nicht mehr bekämpft werden können. Letztendlich entsteht ein resistenter Bakterienstamm, das Antibiotikum kann nicht mehr wirken.“.