Illustration zum Thema Medizin / Hausarzt / Arzt / Gesundheit: Ein praktischer Arzt beim Abhören eines Patienten, in einer Praxis in Niederösterreich. (19.8.2014)
HELMUT FOHRINGER / APA / picturedesk.com
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Gesundheit

Medizin: Männer ticken anders

Der November ist der Monat der Männergesundheit, deshalb auch als „Movember“ bezeichnet. Es gibt Beschwerden, die Männer erwiesenermaßen häufiger treffen als Frauen. Welche das sind, verrät Apotheker Andreas Gentzsch.

"Laut österreichischem Bundeskanzleramt (Quelle: Gender Index 2021) sind die Männer mit 49,2% in der Minderheit. Sie haben eine um 5 Jahre kürzere Lebenserwartung und sind auch in der Bildung unterlegen. Nur 27,5% im Gegensatz zu 33,3% bei den Frauen verfügen über einen Abschluss einer mittleren oder höheren Schule. Auch die Akademikerquote ist bei Frauen höher. Männer sind zu einem höheren Anteil übergewichtig, rauchen noch immer deutlich mehr und die Wahrscheinlichkeit (bis 75) an Krebs zu erkranken ist sogar 1,4mal so hoch.

Sendungshinweis

„Radio NÖ am Vormittag“, 29.11.2023

Sie gehen häufiger in Krankenstand, aber dennoch wesentlich seltener zu Vorsorgeuntersuchungen. Statistisch verkürzen vor allem die Koronare Herzkrankheit (KHK) und akuter Herzinfarkt sowie Krebserkrankungen der Prostata, der Lunge und des Darms das Leben von Männern. An diesen Erkrankungen bzw. Krebsarten sterben sie am häufigsten. Diese Zahlen veranschaulichen, warum es wichtig ist, das Verständnis für Gesundheitsvorsorge speziell bei Männern zu fördern und die häufigsten Erkrankungen und die möglichen Vorsorgemaßnahmen zu behandeln."

Empfohlene Vorsorgeuntersuchungen: „Die meisten Untersuchungen gelten für beide Geschlechter. Betrachtet man jedoch die Statistik, so ist leicht erkennbar, dass diese bei Männern weit weniger in Anspruch genommen werden, weshalb hier noch einmal darauf eingegangen wird.“

Blutdruck & Body-Mass-Index: „Der Blutdruck wird gemessen, um zu überprüfen, ob die Blutdruckwerte im normalen Bereich liegen oder ob eine Blutdruckerkrankung vorliegt. Wird ein erhöhter Wert festgestellt, sind weitere Untersuchungen erforderlich. Der Body-Mass-Index (BMI) dient zur Beurteilung, ob die Patientin/der Patient an Übergewicht oder Untergewicht leidet.“

Blut- und Harnuntersuchung: „In einem großen Blutbild werden u.a. Blutzucker, Cholesterinwerte, Triglyceride, Entzündungsparameter, Leber- und Nierenwerte, Schilddrüsenhormone, bzw. Vitamin D bestimmt. Damit erhält man einen groben Gesamtüberblick über den Gesundheitszustand eines Menschen und kann bei Abweichungen ausgleichend eingreifen.“

Darmspiegelung: „Zur Früherkennung von Dickdarmkrebs wird bei der Vorsorgeuntersuchung ab dem 50. Lebensjahr alle zehn Jahre eine Darmspiegelung (Koloskopie) und bei jeder Vorsorgeuntersuchung ein Test auf okkultes (optisch nicht sichtbares) Blut im Stuhl angeboten.“

Hämoccult-Test: „Die Stuhluntersuchung spielt bei der Früherkennung von Dickdarmkrebs eine maßgebliche Rolle. Daher ist eine jährliche Untersuchung des Stuhls auf verstecktes Blut ab dem 50. Lebensjahr ein wichtiger Punkt des Untersuchungsprogramms. Blut im Stuhl kann ein Hinweis auf mögliche Darmpolypen, Hämorrhoiden oder einen Tumor sein.“

Hör- und Sehtest: „Bei Menschen, die über 65 Jahre alt sind, wird eine Untersuchung der Hör- und Sehleistung empfohlen. Die Früherkennung der Sehminderung ist deshalb von so großer Bedeutung, da durch eine frühzeitige Behandlung eine Verschlechterung des Sehvermögens oftmals aufgehalten werden kann. Eine Höruntersuchung kann auch beim Akustiker durchgeführt werden. Wichtig ist, bei einem Defizit möglichst früh dieses durch ein passendes Hörgerät auszugleichen, da es andernfalls häufig zu einer Teilnahmslosigkeit und in der Folge Vereinsamung / Demenz führen kann.“

Prostata: „Erkrankungen der Prostata sind den Männern vorbehalten. Dieses nur bei Männern vorkommende Organ dient in erster Linie der Bildung der flüssigen Bestandteile des Ejakulats und unterliegt einem typischen Alterungsprozess, der ab der zweiten Lebenshälfte zu zunehmenden Problemen führt. Durch eine gutartige altersbedingte Vergrößerung der Prostata kommt es zur Einengung der Harnröhre, verbunden mit Problemen beim Wasserlassen. Eine Krebserkrankung der Prostata ist die häufigste Form von Krebs, welche Männer betrifft, weshalb Vorsorgeuntersuchungen in diesem Bereich besonders wichtig sind, um eine mögliche Veränderung des Organs möglichst frühzeitig erkennen und behandeln zu können. Dazu gehören: PSA-Test, Tastbefund und Ultraschall-Screening: Der PSA-Test dient zur Früherkennung eines Prostatakarzinoms und sollte gemeinsam mit einem Tastbefund der Prostata im Rahmen eines Screenings beim Urologen durchgeführt werden.“

Pflanzliche Wirkstoffe für die Prostata

"Auch einige pflanzliche Wirkstoffe haben eine positive Auswirkung auf die Prostata. Diese können eine gutartige Vergrößerung deutlich bremsen, wirken entzündungshemmend und können auch entspannend wirken, wenn erste Beschwerden, wie Probleme beim Wasserlassen bereits aufgetreten sind. Spätestens ab dem 50. Lebensjahr sollten daher laufend Präparate mit Extrakten aus Sägepalmenfrucht, Kürbiskern, Pygeumrinde und Granatapfel eingenommen werden. Auch L-Arginin, Zink und Selen haben sich als sehr nützlich erwiesen. Zusätzlich empfohlen wird auch die Einnahme von Weisenröschen als Extrakt oder Tee.

 Injektion, Labor, Spritze
ORF.at/Zita Klimek
HPV-Virus: Nachholbedarf bei Impfungen

Auch Impfungen sind eine wichtige Vorsorgemaßnahme für die Gesundheit von Männern und Frauen und sollten an dieser Stelle erwähnt werden, da auch hier das sogenannte „starke Geschlecht“ im Gegensatz zu Frauen Nachholbedarf hat. Neben den allgemeinen Impfungen ist vor allem die Impfung gegen HPV, das humane Papilloma-Virus hervorzuheben. Das HPV-Virus wird hauptsächlich sexuell übertragen und kann zu bösartigen Erkrankungen im Genital- und Analbereich, aber auch im Mund und Rachen führen. Da auch erwachsene Personen noch serumnegativ gegenüber viele HP-Viren sein können, ist diese Impfung auch in diesem Alter durchaus empfehlenswert. Läuft eine Infektion nämlich still ab, so bildet der Körper häufig keine Antikörper gegen das Virus. Eine Impfung könnte dann einer erneuten Infektion durch Antikörperbildung vorbeugen.

Hautpflege: Männerhaut ist generell etwas gröber, stärker behaart und auch widerstandsfähiger, benötigt jedoch ebenso wie die Haut der Frauen regelmäßige Pflege. Bis auf die regelmäßige Rasur und eventuell auch Bartpflege kommt jedoch vielfach nur noch Wasser auf die Männerhaut. Dabei gibt es eine Vielzahl an Pflegeprodukten, die sehr wohltuend sind. Angefangen bei der Gesichtspflege nach der Rasur, welche das Einwachsen von Härchen verhindert, die Haut mit Feuchtigkeit und Nährstoffen versorgt und zumeist auch noch fein duftet, sollte zumindest morgens nicht fehlen. Auch die tägliche Verwendung von Deodorantien macht allen Freude und kann die Attraktivität stark erhöhen."