„Menschen im Blickpunkt“

Als Ballettmodel um die Welt reisen

Die Flexibilität und das tänzerische Können einer Ballerina bei Fotoshootings und Videodrehs anwenden – das ist kurz gesagt Viktoria Hofstädters Job. Die 34-Jährige ist vor 13 Jahren in die USA ausgewandert, um Profitänzerin zu werden. Gekommen ist alles ein wenig anders.

Keine Skyline, sondern urige Weingüter, keine gelben Taxis und ständiger Stau, sondern viele Radfahrerinnen und Spaziergänger – noe.ORF.at trifft Viktoria Hofstädter in ihrem Heimatort Gumpoldskirchen (Bezirk Mödling). Über die Feiertage ist sie auf Familienbesuch aus Los Angeles nach Niederösterreich gekommen.

Egal wo auf der Welt sich das selbsternannte Ballettmodel gerade befindet: Sie dehnt. Jeden Tag seit sie sechs Jahre alt ist mindestens eine Stunde lang. Dazu kommt täglich noch eine Stunde Sport. Dass sie durch ihre Flexibilität heraussticht, wusste sie schon während der Ausbildung am Europaballettkonservatorium in St. Pölten: „Es war das, was mich von den anderen abgehoben hat.“

Fotostrecke mit 3 Bildern

Flugfeld Kottingbrunn-Vöslau, Viktoria Hofstädter posiert auf einem Flugzeug
Martin Bihounek
Diese Aufnahme mit Bodypainting entstand auf dem Flugfeld Kottingbrunn-Vöslau (Bezirk Baden)
Viktoria Hofstädter punktet bei Fotoshootings mit ihrer Flexibilität
Nikolai Endegor
Ihre Flexibilität zeichne sie gegenüber anderen Models aus
Foto von Viktoria Hofstädter
Suz McFadden
In den USA erhielt sie als selbstständige Künstlerin eine Green Card

Glasscherben in den Ballettschuhen

Kurz arbeitete sie nach der Matura als Tänzerin in einer Kompanie. Doch die Branche ist brutal: „Du verbringst zwar viel Zeit mit den anderen, aber eigentlich sind es keine Freunde. Ich war dann auch einmal Solistin, da füllen sie dir die Ballettschuhe mit Glasscherben an, damit du dich verletzt und sie deine Rolle bekommen“, erzählt die 34-Jährige.

Mit 21 dann der Umzug nach New York. Nur zwei Koffer und einen Traum habe sie damals mitgenommen. Die erste Zeit war härter und anstrengender als gedacht, aber Viktoria Hofstädter wollte sich selbst diese Chance geben: „Ich hätte mir das nie verziehen. Natürlich haben alle gesagt, ich soll das nicht machen und am Papier hat es auch gar keinen Sinn gemacht. Ich kannte niemanden, hatte kein Geld, keine Kontakte“, erinnert sie sich zurück. Damals wurde auch die Essstörung schlimmer, die sie seit ihrer Jugend hatte.

Lange wurde sie im Krankenhaus behandelt. „Nach New York gehen und Tänzerin werden, das war schwer, aber eine Essstörung zu durchbrechen, das ist noch einmal etwas ganz anderes. Das Einzige, was mir wirklich geholfen hat, war zu verstehen, dass ich etwas ändern muss, wenn ich meinen Traum leben will.“ Diese Einsicht sei das Wichtigste für die Genesung gewesen.

Fotostrecke mit 5 Bildern

Viktoria Hofstädter posiert als Ballerina auf dem höchsten Wohnungs-Luxuswolkenkratzer in New York
dbox.com
Viktoria Hofstädter posiert als Ballerina auf dem höchsten Apartement-Luxuswolkenkratzer in New York
Viktoria Hofstädter posiert als Ballerina auf dem höchsten Wohnungs-Luxuswolkenkratzer in New York
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Die Bilder wurden in einem Buch über das Gebäude veröffentlicht
Viktoria Hofstädter posiert als Ballerina auf dem höchsten Wohnungs-Luxuswolkenkratzer in New York
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In ihrem Job habe sie viel Mitspracherecht, könne etwa oft die Outfits und Posen bestimmen
Viktoria Hofstädter posiert als Ballerina auf dem höchsten Wohnungs-Luxuswolkenkratzer in New York
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Um die USA zu bereisen, bucht sie in einer Stadt Fotoshootings, um sich so Flugtickets, Hotel und Mietautos leisten zu können
Viktoria Hofstädter posiert als Ballerina auf dem höchsten Wohnungs-Luxuswolkenkratzer in New York
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Sie arbeitet in den Bereichen Werbung, Musikvideos oder tanzt bei Galerieeröffnungen

Der Durchbruch erfolgte dann doch noch – aber nicht im Ballett direkt. Sie wurde als Covermodel für die Werbekampagne des Wolkenkratzers 432 Park Avenue gebucht und erfindet damit ihren Traumjob als Ballettmodel. Seitdem tourt sie durch die Staaten, vor der Pandemie war sie circa 28 Tage pro Monat unterwegs. „Ich arbeite mit Leuten, die das hobbymäßig machen, bis hin zu Millionenprojekten. Im Endeffekt geht es immer um das Zusammenkommen, egal welchen Hintergrund die Leute haben. Durch das Ballett und die Flexibilität sprechen wir dann eine gemeinsame Sprache.“

Sendungshinweis

„NÖ heute“, 7.1.2024

„Wir mussten sie gehen lassen“

Ein Zehn-Stunden-Flug trennt Viktoria Hofstädter von ihrer Großfamilie in Gumpoldskirchen. Sie wuchs gemeinsam mit fünf Geschwistern auf. „Als sie mit 20 gesagt hat, sie geht über den großen Teich, da haben wir lange überlegt“, schildert Papa Jakob Hofstädter, „aber sie musste einfach gehen.“ Und Mama Beatrix Hofstädter ergänzt: „Wir mussten sie gehen lassen.“

Beide sind „unheimlich stolz, was sie sich ganz alleine erschaffen hat“, auch wenn die Eltern ein ständiges Gefühl der Hilfslosigkeit begleitet: „In kritischen Situationen kann man sie halt nicht unterstützen. Man kann telefonieren, aber da rüber kriegst du ja nicht mal schnell einen Flieger“, sagt Jakob Hofstädter.

Viktoria Hofstädter mit ihren Eltern bei einem Heurigen in Gumpoldskirchen
ORF/Nina Pöchhacker
Familienwiedersehen in Gumpoldskirchen

So tun, als ob

Die 34-Jährige spricht heute von einer „inneren Kraft“, die sie durch den mutigen Schritt in ihr gefunden habe. „Ich war ja total schüchtern, habe bei Auditions mit niemandem gesprochen. Aber das funktioniert nicht. Da kannst du die Beste von allen sein, aber wenn du in der letzten Reihe stehst und nicht auf dich aufmerksam machst, kriegst du den Job nicht.“

Wie sie das überwunden hat? „Bevor ich ins Studio gehe, an der Tür klopfe, denke ich mir immer, wie würdest du jetzt sein, wenn du selbstbewusst wärst? Ohne Ängste, ohne Zweifel. Und dann wechsle ich sozusagen in diese Person.“ Egal, ob bei Millionenprojekten für Luxus-Wolkenkratzer in New York oder bei einem Fotoshooting für den Fotoclub in Gumpoldskirchen.