Bratäpfel
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„Köstlich kulinarisch“

Gefüllte Bratäpfel vom Christkind

Bratäpfel wecken in Radio-NÖ-Köchin Andrea Karrer Erinnerungen an Weihnachtsfeste in der Kindheit. Für sie sind sie eine Götterspeise, eine Speise, die es nur selten und zu ganz besonderen Anlässen gibt. Uns hat sie ihr Lieblingsrezept verraten.

In allen Weltreligionen gibt es Götterspeisen, die naturgemäß aus den Produkten der Region bestehen. In Thailand ist es Reis, der gemeinsam mit Früchten der Reisgöttin geopfert wird, in Amerika Mais, die Substanz, aus der alles Leben stammt und die den Göttern dargebracht wird.

Da Götter, zumindest in Griechenland, auch zu so menschlichen Eigenschaften wie Neid neigten, wurden ihnen bei jedem Festmahl Fleisch und Wein reserviert. Ich glaube auch, dass Götter nur ungern Vegetarier waren, sie wollten Fleisch: Lämmer, Ziegen, Büffel, wenn’s gar nichts anderes gab, wurde auch Kleinzeug wie Hendln wurden geopfert.

Bratäpfel
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Aus diesen Tieropfern entwickelte sich eine hohe kulinarische Kultur. Es wurden eigene Küchen eingerichtet, wo den Himmlischen zu Ehren im wahrsten Sinn überirdisch gut gekocht wurde.

Von Göttern, Christentum und Essbräuchen

Der Kampf zwischen alten Göttern und dem Christentum spiegelt sich in vielen alten Essbräuchen. Die Zeit zwischen Weihnachten und Dreikönig ist dafür bestimmt, diesen Kampf mit allen Mitteln auszutragen, denn in den Rauhnächten ist die Wilde Jagd der entmachteten Götter, darunter zum Beispiel Wotan der Donnergott, unterwegs, die vor Wut und Schmerz an den Dächern und Bäumen rüttelt. Man besänftigt diese entmachteten Götter, indem man sie mit Weihnachtsgebäck füttert.

In manchen Regionen gibt es zwischen 21. Dezember und 6. Jänner Backverbot. Das letzte Brot, Rauhwuzel heißt es im Waldviertel, bekam ein Kreuz eingeschnitten, damit man wusste dass es nicht vom Teufel war, denn der konnte ja auch backen.

Aus dem letzten Brotteig wurden zu Weihnachten auch Tierfiguren geformt, die an Arme verteilt wurden oder der Rest unters Dach gehängt, als Schutz gegen Hexen, Perchten… Götterspeisen können also auch Speisen gegen unerwünschte Götter sein, mit denen man nichts mehr zu tun haben will. Vielleicht zum Nachdenken, welche Eigenschaften sich im Essen konzentrieren konnten.

Bratäpfel als seltene Götterspeise

Ich erinnere mich an meine frühesten Weihnachten in der Kindheit, damals im Burgenland. Wenn’s geschneit hat, wurde am Nachmittag gerodelt bis es finster wurde. Und dann ging es in die warme Stube und dort warteten schon Bratäpfel, die das Christkindl in den Ofen geschoben hatte – und diese Bratäpfel gibt es bei uns auch heute noch.

Es sind ganz besondere Bratäpfel – üppig, geschichtet mit Mandelcreme auf Plunderteig. Diese Schichtung verschiedener Materien war und ist für mich immer noch eine wahre Götterspeise. Ihr Geheimnis ist dieser Kontrast zur einfachen Alltagskost. Und diese Götterspeise gab es bei uns sehr selten.

Ich glaube, auch gerade Kinder mögen bei den wichtigen Festen die gewohnten Düfte, die bewährten Ereignisse, die vertrauten Geschmäcker. Und viele Erwachsene, wenn sie ehrlich sind, eigentlich auch.

Bratäpfel
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Man sollte Weihnachten nicht mit allzu hohen Erwartungen befrachten. Weil man oft der Tragfähigkeit von familiären Gefühlen misstraut, werden Tische oft so überladen, als ob man damit ein Vakuum füllen könnte.

Weihnachten ist, wie kein anderes Fest, eines mit fixen Regeln, ein Hort der Sicherheit, Wärme, Geborgenheit und des Wohlfühlens. Wer damit herumexperimentiert, geht bei Menschen, die die Sicherheit lieben, ein Risiko ein. Ich muss aber ehrlich gestehen, dass ich mir zu Weihnachten keinen Haxen ausreiße, aber ich respektiere Traditionen.

Christkindls Bratäpfel

Zutaten für 6 Portionen:

Füllung:

  • 100 g Rosinen
  • 2 EL Rum
  • 125 g Butter
  • 125 g Staubzucker
  • Schale von 1/2 Zitrone (unbehandelt), abgerieben
  • 2 Dotter
  • 200 g Mandeln, gerieben
  • 100 g Mehl (glatt)
  • 1-2 TL Zimt (gemahlen)
  • Prise Salz
  • 6 Äpfel (z. B. Cox Orange, à 130 g)
  • 6 Zimtstangen (etwa 8 cm lang)
  • 500 g Blätterteig oder Plunderteig (tiefgekühlt)

Karamellsauce:

  • 300 g Staubzucker
  • ¼ l Schlagobers
  • 2 EL Rum
  • Staubzucker zum Bestreuen

Zubereitung: Rosinen in Rum 2-3 Stunden marinieren. Zimmerwarme Butter mit Zucker, Zitronenschale cremig rühren. Dotter beifügen und schaumig rühren, Mandeln, Mehl, Zimt sowie Prise Salz nach und nach unter den Abtrieb rühren. Rosinen abtropfen lassen und untermengen. Masse etwa 20 Minuten kühl rasten lassen.

Sendungshinweis:

„Radio NÖ Freizeitshow“, 23.12.2023

Äpfel waschen und an der Unterseite etwas begradigen, mit einem Apfelausstecher entkernen und in 5 gleichmäßige Scheiben schneiden. Mandelcreme in einen Spritzsack mit glatter Tülle füllen, jeweils etwas von der Mandelcreme auf die Apfelscheiben spritzen und die Scheiben wieder zu Äpfeln zusammensetzen. Jeweils eine Zimtstange statt des Kerngehäuses in die Äpfel stecken.

Aufgetauten Blätterteig ausrollen und sechs Kreise (10 cm Durchmesser) ausstechen, auf ein mit Backtrennpapier ausgelegtes Blech legen und auf jedes Teigstück einen geschichteten Apfel setzen. Bratäpfel im vorgeheizten Rohr bei 180 °C etwa 35 Minuten backen.

Inzwischen für die Karamellsauce Zucker bei mittlerer Hitze in einem Topf zu Karamell schmelzen, nach und nach das Schlagobers dazugießen, so lange kochen, bis der Karamell vollkommen aufgelöst ist; Rum beifügen und unter Rühren noch 2 Minuten kochen lassen; von der Hitze nehmen.
Bratäpfel aus dem Rohr nehmen, kurz überkühlen lassen, mit Staubzucker bestreuen und mit der Sauce anrichten.