„La Vita“

Cannabinoide in der Schmerztherapie

Bestimmte Inhaltsstoffe der Hanfpflanze werden auch in der Medizin immer häufiger genutzt. Im Schmerzkompetenzzentrum Bad Vöslau (Bezirk Baden) hat man damit bereits gute Erfahrungen gemacht – dennoch sind Cannabinoide nicht für jeden geeignet, heißt es dort.

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„NÖ heute“, 24.2.2024

Beschwerden am Bewegungsapparat, wie etwa Rheuma, entzündliche Darm- oder Hauterkrankungen – all das sind Bereiche, wo Orthopädin und Schmerzmedizinerin Astrid Pingser-Plank „sehr gut“ mit CBD arbeiten kann. CBD (Cannabidiol) ist eines von mehr als 100 Cannabinoiden, die aus der Hanfpflanze bekannt sind. Es kann etwa entzündungshemmend oder angstlösend wirken.

Aber auch THC (Tetrahydrocannabinol), das als berauschende Substanz bekannt ist, findet in der Schmerzmedizin Anwendung. Wenn es darum gehe, jemanden „aus der Negativspirale herauszuholen“, wenn jemand „in seinem Schmerz gefangen ist“, wie Pingser-Plank es nennt, „dann kann ich das zum Beispiel mit einem leicht psychoaktiven Wirkstoff, wie etwa über THC-haltige Tropfen machen“.

Gentest zeigt Verträglichkeit

Manche Menschen können die Stoffe allerdings nicht gut im Körper abbauen, was etwa zu Leberschäden führen kann – das gilt übrigens auch für andere Medikamente. Um mögliche Neben- oder Wechselwirkungen abzuklären, arbeitet die Spezialistin gerne mit einem Gentest, der genau das auswertet – nicht nur für CBD und THC, sondern auch eine ganze Reihe anderer Wirkstoffe.

Pharmakogenetik

Die Pharmakogenetik befasst sich mit dem Einfluss der Gene des Patienten oder der Patientin auf die Wirkung von Arzneimitteln.

„Ich kann mithilfe dieses Gentests die Enzyme an der Leber auf ihre Aktivität hin testen“, erklärt die Medizinerin im Gespräch mit noe.ORF.at, „das bedeutet dann, dass Sie im Gegensatz zu mir vielleicht ein Medikament ganz anders verstoffwechseln und dahingehend auch eine ganz andere Dosierung brauchen als ich.“ Diesen Fachbereich nennt man Pharmakogenetik.

Verträglichkeit gilt auch für frei verkäufliche Produkte

Gehört man zu jenen Menschen, die CBD oder THC nicht gut verstoffwechseln können, gilt das nicht nur für verschriebene Präparate aus der Apotheke, sondern auch für frei verkäufliche Produkte aus diversen Hanf- oder CBD-Shops.

„Die Genanalyse zeigt einfach: Ist der Wirkstoff für mich geeignet oder nicht? Egal, ob das jetzt ein CBD-Produkt ist, das synthetisch hergestellt wird oder das aus der Pflanze herausgeholt wird, und egal woher ich das dann beziehe – das gilt dann für alle CBD-Produkte, weil es eben den Wirkstoff Cannabidiol selbst betrifft.“

Die Gewissheit durch diesen Gentest kostet allerdings 900 Euro. Kann oder will man sich das nicht leisten, „wird man weiterhin so arbeiten, wie man das schon viele Jahre macht“, sagt Pingser-Plank. Das heißt, man prüft, ob es sinnvoll ist, das Präparat einzusetzen, ob es Kontraindikationen (Gegenanzeigen) gibt und welche Medikamente bisher verschrieben wurden.

Leberwerte überprüfen

„Und dann wird man sich einfach vorsichtig herantasten und mit einer durchschnittlichen Dosierung beginnen, wo wir wissen, die funktioniert meistens gut.“ Nach etwa sechs bis acht Wochen sollten durch eine Blutabnahme die Leberwerte überprüft werden, „um zu schauen, wie der Körper reagiert.“ Wichtig bei der Einnahme von Cannabioiden sei jedenfalls eine ärztliche Begleitung, so die Expertin.