„Ich habe das Gefühl, dass es wichtig ist, als Journalistin hier zu sein, das ist die eine Seite. Als Mensch möchte ich hierbleiben, um meine Freunde nicht im Stich zu lassen. Eines Tages wird das alles vorbei sein, da möchte ich dabei sein“, sagt ORF-Korrespondentin Carola Schneider und fügt hinzu: „Ich fühle mich hier am richtigen Ort.“
Die Tochter eines Schuldirektors einer kleinen Vorarlberger Gemeinde wollte schon als junge Frau andere Länder und Kulturen kennenlernen. „Ich bin schon in den 1990er-Jahren während meines Dolmetsch-Studiums in Russland gewesen“, erzählt Schneider.
Zensur: „Fühlen uns überwacht“
Mit Kriegsbeginn vor zwei Jahren habe sich ihre tägliche Arbeit deutlich verändert: „Ich fühle mich durch die Zensur journalistisch eingeschränkt und wir fühlen uns auch überwacht, obwohl das immer schon war. Wir werden sehr oft aufgehalten und müssen unsere Papiere zeigen, auch die Grenzkontrollen am Flughafen sind sehr streng.“ Es sei ein ständiges Gefühl der Ungewissheit, weil man nie wisse, ob und wann man überwacht wird, sagt Schneider.
In der „Nahaufnahme“ gibt Carola Schneider auch Einblicke in den Alltag der Menschen in Russland, welche Informationsquellen sie nutzen, wem sie glauben und warum bisher kaum gegen den Angriffskrieg aufbegehrt wurde. „Die Menschen haben einfach Angst“, so Schneider, zu groß sei die Gefahr, selbst im Gefängnis zu landen.
Sendungshinweis
„Nahaufnahme“, 25.2.2024
Krieg liegt wie „Blei auf der Gesellschaft“
Der Alltag in der Millionenmetropole Moskau fühle sich auf den ersten Blick so an wie immer, auf den zweiten Blick erst merke man, wie viele Theater beispielsweise geschlossen wurden, weil sie dem Kreml gegenüber zu kritisch auftraten. „Über Politik wird hier in Russland nur mehr im Privaten gesprochen, ganz Mutige teilen ihre Meinung in den sozialen Medien“, so Schneider. „Dieser Feldzug gegen das Nachbarland liegt irgendwie wie Blei auf der Gesellschaft.“