Die Pfaffenschlager sollen sich aufstellen, sagt Franz Piffl im Kommandantenton. Gemeint sind jene Mitglieder der Freiwillien Feuerwehr Diemschlag (Bez. Waidhofen/Thaya), die eigentlich aus der Katastralgemeinde Pfaffenschlag stammen. Ein bisschen besteht die ehemals kleinste Feuerwehr Österreichs also doch noch. Schon vor 20 Jahren hatte man Sorge um die Mitgliedszahl und damit um den Bestand.
„Pfaffenschlag hat 40 Einwohner. Die Feuerwehr hatte einen Mannschaftsstand von 13, die Einsatzbereitschaft war eher schwach, sagen wir’s mal so“, erzählt Robert Lebersorger, der letzte Kommandant der kleinsten Feuerwehr. Einstimmig habe man sich entschlossen, 2015 Diemschlag beizutreten.
Geglückte Fusion
Fusion, Zusammenlegung – das sind innerhalb von Feuerwehren ansonsten gefürchtete Wörter. Hier sei das anders gewesen, weil der Wunsch danach von der Wehr selbst kam, meint FF-Diemschlag-Kommandant Franz Piffl. „Es ist ein neuer Schwung in die Feuerwehr dadurch gekommen.“ Er habe jetzt – mit 56 Mitgliedern – auch ein besseres Gefühl, wenn die Sirene untertags heule: „Die Einsatzbereitschaft können wir so 365 Tage im Jahr gewährleisten.“
„Die Infrastruktur war in Diemschlag damals schon besser“, sagt Robert Lebersorger. Die kleinste Wehr verfügte lediglich über einen Traktor mit Tragkraftspritzenanhänger. Zu Einsätzen ging es zu Fuß. Mit dem Traktor würden sie auch heute noch fahren, sagen Florian und David Trimmel, zwei jüngere Feuerwehrmitglieder: „Nicht nur zum Spaß, sondern der Traktor kommt auch zu Stellen, wo das normale Feuerwehrauto nicht so schnell hinkommt.“
Dass es in ihrem Wohnort keine Feuerwehr mehr gebe, sei nicht schlimm, meint Kerstin Peschel. „Wir haben in Pfaffenschlag einfach alle unsere Ausrückbekleidung, Uniform und Schuhe zu Hause. Also ich kann direkt zum Einsatz und muss nicht nach Diemschlag rüber fahren.“
Kleinste Feuerwehren 2024
- FF Dippersdorf
- FF Loibes
- FF Maria-Roggendorf
- FF Thures
- FF Kleinschönbichl
Quelle: Landesfeuerwehrkommando
„Feuerwehrort“ Ludweis-Aigen
Sorgen, dass es in der Gemeinde Ludweis-Aigen wegen der Fusion zu wenige Feuerwehren gibt, muss man sich nicht machen. Mit den Wehren in den Katastralgemeinden Oedt/Wild, Blumau/Wild, Seebs, Drösiedl, Radl, Aigen, Ludweis und Diemschlag existieren acht Feuerwehren in einer Kommune mit 880 Einwohnerinnen und Einwohnern – quasi eine Feuerwehr pro 110 Menschen.
Das habe schon Sinn, meint FF-Diemschlag-Kommandant Franz Piffl. Einerseits, weil die Ortschaften verteilt auf 51 Quadratkilometern getrennt von hügeliger Landschaft liegen und die Mitglieder so wortwörtlich immer „vor Ort“ seien, andererseits weil die Wehren hier im Waldviertel aktive Kulturträger seien.
„Aktive Kulturträger“ kann man circa so übersetzen: Es gibt in Pfaffenschlag, wie auch in anderen Katastralgemeinden, kein Dorfwirtshaus und kein Kaffeehaus mehr, dazu kommt der Bevölkerungsschwund. Die Zahl der Vereine ist überschaubar. Auf der Homepage listet die Gemeinde 17 Institutionen unter dieser Bezeichnung – acht davon sind Feuerwehren. Sie haben quasi die Gemeinschaftsfunktionen übernommen. Selten gebe es hier ein Fest, wo nicht eine der Wehren sich um Organisationen, Schank oder Unterhaltung kümmere, wird uns erzählt.
Sendungshinweis
„NÖ heute“, 13.4.2024
Bei den Feuerwehraufgaben selbst gebe es fast ausschließlich technische Einsätze und Waldbrandübungen, erzählt Piffl. Den letzten Wohnhausbrand habe man vor 13 Jahren bekämpfen müssen. In Ludweis-Aigen kann man wohl von einem sehr hohen Bewusstsein für die Gefahr von Feuer sprechen: Knapp über ein Drittel der Einwohnerinnen und Einwohner ist bei der Feuerwehr.