„Nahaufnahme“

Thain: „Blasmusik ist wie eine Großfamilie“

Zum Start des Radio Niederösterreich „Blasmusikcontests“ ist Bernhard Thain, Obmann des NÖ Blasmusikverbandes, Gast in der „Nahaufnahme“. Im Interview spricht er über die Vielfalt der Blasmusik und die Bedeutung von Traditionen im Wandel der Gesellschaft.

„In der Blasmusik ist man respektvoll miteinander, generationsübergreifend und gesellschaftsübergreifend“, sagt Bernhard Thain und betont, wie wichtig ihm der persönliche Umgang mit den Menschen sei. Wenn Musikkapellen Radio Niederösterreich-Hits spielen, dann klinge das in seinen Ohren zeitgemäß, denn für ihn sei es selbstverständlich, dass die Blasmusik alle Genres spielen kann, von der Frühschoppen-Messe bis hin zum Konzertprogramm.

Thain ist selbst Berufsmusiker und hat mehrere Instrumente gelernt und studiert. Er war Kapellmeister und ist mittlerweile Obmann der Musikkapelle Ybbs, sowie Direktor der Verbandsmusikschule Donauklang. „Gut so“, findet er, dass die Blasmusik nicht mehr nur Märsche spielt. „Das hat sich von selbst heraus entwickelt. Alle Arrangeure und Komponisten sind darauf aufgesprungen und wir sind ja wirklich ein ganz großer Musikvermittler.“

Bernhard Thain
ORF
Bernhard Thain spricht im Interview mit Alice Herzog über die Vielfalt der Blasmusik und die Bedeutung von Traditionen

„Tradition gibt Halt“

Trotzdem sei ihm wichtig, dass „die Tradition und unsere traditionelle Musik natürlich ganz etwas Besonderes ist“. Dabei freue es ihn besonders, dass „gerade die Jugend auch voll darauf anspringt, wenn man so einen Traditionsmarsch spielt oder eine zünftige Polka“. Er ist überzeugt, dass „die Tradition Halt gibt, sie ist sinnstiftend und deswegen können wir uns dann auch entwickeln“, so Thain.

Doch nicht nur die Musik, sondern auch die Gesellschaft ändert sich laufend. „Wir sind da sehr gefordert, aber auch sehr aktiv und in einem Prozess, wo wir sehr genau hinschauen“, sagte Thain. Dabei sei es für ihn wichtig, „dass man den Halt über diese Traditionen hat, das darf man ruhig laut aussprechen und ist auch sehr wichtig“. Politische Vereinnahmungen lehne er aber kategorisch ab.

25.000 Mitglieder

Die fast 500 Vereine mit rund 25.000 Musikantinnen und Musikanten in Niederösterreich machen durchaus stolz, so der Obmann: „Tendenz gleichbleibend, vielleicht sogar leicht steigend.“ Dabei sei es wichtig, „an einer Sache dranzubleiben, da geht nichts mit rüberwischen und zum nächsten Bild zappen“. Das Erlernen eines Instruments erfordert Konsequenz und Disziplin, „Tugenden, die immer wichtiger werden für unsere Gesellschaft.“

Sendungshinweis

„Nahaufnahme“, 7.4.2024

Auch soziale Kompetenzen könne man im Verein erlernen: „Man muss miteinander auskommen, man muss sich auf Augenhöhe begegnen und man muss sich einordnen, unterordnen, aber man hat auch die Möglichkeit, dass man sich profiliert. Alles Eigenschaften, die man früher wahrscheinlich in einer Großfamilie erlernt hat, die es in der Form heute nicht mehr gibt. Daher ist für mich die Blasmusik immer so wie eine große Familie oder wie ein Dorf.“