Kultur

Alte Baumpresse für neuen Wein

Maximilian Brustbauer hat vor geraumer Zeit als Quereinsteiger den Winzerhof der Familie in Dürnstein übernommen und keltert Wein ganz in der Tradition seiner Großeltern und Eltern. Nun wird die 150 Jahre alte Baumpresse revitalisiert, um im Herbst damit wieder neuen Wein zu produzieren.

„Gott gab die Zeit, von Eile hat er nichts gesagt“, dieser Satz ziert das alte Winzerhaus in Oberloiben in Dürnstein (Bezirk Krems) und wurde im Jahr 1983 an die straßenseitige Fassade des Hauses gemalt, damit es Besucherinnen und Besucher mit in den Hof nehmen können. Ob die Eltern von Maximilian Brustbauer je ahnen konnten, welchen Sinn dieser Spruch noch ergeben wird?

Denn dieses Motto entspricht ganz der Philosophie des studierten Germanisten und Historikers Maximilian Brustbauer, der seit einem Jahr gemeinsam mit seiner Partnerin Kati Weine zur Gänze aus Seihmost, also ungepresst, erzeugt. Nun soll eine weitere – im Weingeschäft mittlerweile zeitintensive – Produktionsmethode hinzukommen: Wein, gepresst mit einer Baumpresse aus dem Jahr 1874.

Intensive Vorbereitungen vor der ersten Pressung

Die Baumpresse, die Anton Zeidlhofer vor 150 Jahren geschaffen hat, steht im alten Presshaus des Familienweinguts schon seit mindestens drei Generationen. Bis vor rund 50 Jahren war sie noch in Verwendung. Der Eichen-Tram, der „Baum“, ist sieben Meter lang und wiegt 2,5 Tonnen und ist aus einem einzigen Stück gefertigt. Der mächtige Balken wurde vor wenigen Wochen gereinigt und von Schimmel befreit.

Die Steher sind aus Akazienholz gehauen. Sie mussten allerdings von einem Kunsttischler neu angefertigt werden. Die alten waren morsch geworden. Teile davon werden später als Dekorationsstücke bei der Presse wieder Verwendung finden. Der originale Pressstein ist noch vorhanden und über eine Tonne schwer. Auch das nötige Werkzeug und der Presskorb (der „Kiebl“) waren erhalten geblieben und warten auf einen neuen Einsatz.

Baumpresse in Jahrhunderte altem Gemäuer

Um die Baumpresse sanieren zu können und auch später wieder für das Keltern einsetzen zu können, musste die historische Holzkonstruktion erst frei gelegt und das Mauerwerk vom Putz befreit werden. „Die Mauern vor und hinter mir sind rund ein Jahrtausend alt, die beiden Wände an der Seite mehr als 700 Jahre“, erzählte Maximilian Brustbauer bei einer Führung durchs Haus.

Die acht Zentimeter dicke Putzschicht musste in wochenlanger Arbeit abgeschlagen werden, damit das historische Mauerwerk sich wieder entfeuchten und atmen kann, erklärte der Jungwinzer. Dabei wurden zugemauerte Fenster aus vergangenen Zeiten frei gelegt. Diese Räume, die nicht nur Familiengeschichte erzählen, zeigt Maximilian Brustbauer „zu gerne“ seinen Gästen, sodass er von seiner Kati nur noch eine Stunde pro Tag Zeit bekommt, um sie zu präsentieren, erklärte er verschmitzt.

Aufzeichnungen über das Wetter und die Weinproduktion

Ganz seiner alten Neigung folgend, studiert der gelernte Historiker Maximilian Brustbauer ausgiebig die schriftlichen Aufzeichnungen seiner Vorfahren. In den rund 140 Jahre alten Handschriften, Notizen, Tabellen und Beschreibungen lassen sich Wetter, Produktionsmethoden, Austriebszeiten und vieles mehr aus vergangenen Zeiten herauslesen. So zeigte sich, dass es um die 1910er-Jahre ähnlich frühe Austriebszeiten gab wie nun im Frühjahr 2024.

„Aus den Aufzeichnungen und den Tagebüchern der letzten fünf Generationen haben wir uns sehr stark für unsere Art der Weinproduktion inspirieren lassen“, erklärte Brustbauer. Seit einem Jahr erst führt das Jungwinzer-Paar den Betrieb weiter und setzt dabei auf frischen Wind, aber auch auf Altbewährtes. Die beiden haben sich darauf ausgerichtet, die Dinge wertzuschätzen und zu erhalten, die zur Heurigentradition gehören und Teil der Geschichte des Weinbaues dieser Region sind.