Franzensburg
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„Kulturerbe“

Die Franzensburg als Mammutaufgabe

Die Franzensburg in Laxenburg (Bezirk Mödling) kann als neugotisches Gesamtkunstwerk betrachtet werden – und ihr Erhalt als Mammutaufgabe. Rund 1.000 Exponate gilt es in dem mehr als 200 Jahre alten Bau zu erhalten.

Wenn ein Kaiser ein Mittelalterfan ist, wie der Kaiser des Heiligen römischen Reiches Franz II. – als Franz I. auch österreichischer Kaiser – dann sieht sein Gartenhaus in Laxenburg aus wie eine märchenhafte Ritterburg. Eröffnet 1801, zusammengetragen aus historischen Bauteilen aus Nieder- und Oberösterreich, entstand ein neogotisches Gesamtkunstwerk für den Kaiser mit Faible für das Mittelalter.

In Laxenburg hat sich der Kaiser von den Regierungsgeschäften erholt und die Franzensburg war als Repräsentationsbau schon von Anfang an als Museum gedacht, das auch die habsburgische Vergangenheit thematisiert. So ist einer der Empfangsräume dem Habsburger Kaisers Maximilian I., dem letzten Ritter, einem Vorgänger von Franz gewidmet und auch entsprechend gestaltet: mit Portraits von Maximilian und seinen drei Frauen.

Die Franzensburg: Ein Juwel der Geschichte und Kunst

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Dieses Zimmer ist auch ein Beispiel für den kunterbunten Mix der Inneneinrichtung – nach den romantischen Mittelalter Vorstellungen von Kaiser Franz gestaltet. Eine original gotische Sitzbank wurde da nachträglich etwa noch mit einer Parade von Rittern bemalt. Mittelalterlich sind in dem Raum auch Teile einer schon verschwundenen mittelalterlichen Kapelle aus dem Stift Klosterneuburg, der Capella Speciosa.

Von der Restaurierung bis zum Schädlingsmonitoring

Andere Teile der Capella Speciosa, wie etwa Säulen und Kapitelle, finden sich ebenfalls in der Franzensburg. Der Mittelalterfan Kaiser Franz erhielt für seine Burg unzählige Puzzleteilchen aus anderen Schlössern oder Stiften in Niederösterreich von Klosterneuburg (Bezirk Tulln) über Zwettl, bis Rapottenstein (Bezirk Zwettl) oder Greillenstein (Bezirk Horn). So gibt es heute rund 1.000 Exponate zu erhalten, etwa ein barocker Intarsientisch, der frisch restauriert wurde, genauso wie ein ebenfalls erst kürzlich restaurierter Renaissanceschrank.

Die Franzensburg zu erhalten ist eine gewaltige Aufgabe für das Schloss und dessen Leihgeber, darunter das Kunsthistorische Museum und die Bundesimmobiliengesellschaft. Es gibt ein Schädlingsmonitoring, große Möbelstücke müssen in Werkstätten gebracht werden, restauriert wird in verschiedenen Dringlichkeitsstufen und mit unterschiedlichem Aufwand, von der Rettung oder Restaurierung von Fassungen bis hin zur Entfernung von Ruß.

Fackeln und Kerzen sorgten für Ruß

Denn da die Franzensburg über Jahrhunderte nur mit Fackeln und Kerzen beleuchtet wurde, hat sich auf so manchem Möbelstück ein Rußbelag gebildet, wie auf einem original gotischen Bett aus dem Schloss Kilb, das im Nachhinein im 19. Jahrhundert noch eine andere Farbgebung erhalten hat. Der Ruß konnte einfach mit handelsüblichen Radiergummis entfernt werden.

Geschlafen oder gewohnt hat der Kaiser nie in der Franzensburg. Doch in dem Repräsentationsbau waren gekrönte Häupter auf Besuch, wie der deutsche Kaiser oder der bayrische König oder zur Zeit der Wiener Weltausstellung der damalige Schah von Persien. Heute kommen rund 40.000 Menschen jährlich nach Laxenburg. Und die Franzensburg ist dabei ein touristisches Highlight.