Arzt beim Abhören eines Patienten
APA/HELMUT FOHRINGER
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Gesundheit

Einigung auf neue Wochenendbereitschaft

Das Ringen um ein neues System für ärztliche Wochenendbereitschaften hat offenbar ein Ende. Die Ärztekammer, die Gebietskrankenkasse und das Land gaben am Mittwoch eine Einigung bekannt.

Ab Juli gilt aller Voraussicht nach ein neues Bereitschaftssystem für Wochenend- und Feiertagsbereitschaften in Hausarztordinationen. Lange wurde zwischen der Ärztekammer, der Niederösterreichischen Gebietskrankenkasse und dem Land Niederösterreich verhandelt, jetzt dürfte eine gemeinsame Lösung gefunden worden sein.

Vorangegangen war den Verhandlungen im Jänner ein Urteil des Verwaltungsgerichtshofes, das das bis dahin geltende Bereitschaftssystem stoppte. Dieses war für Ärztinnen und Ärzte verpflichtend. Seither wurden die Wochenenddienste auf freiwilliger Basis organisiert. Auch unter den Ärztinnen und Ärzten hatte sich immer wieder Unmut über die Bereitschaftsdienste geregt, außerdem zweifelten manche die Finanzierbarkeit an – mehr dazu in Turbulenzen um Bereitschaftsdienst (noe.ORF.at; 8.5.2019).

Neues Übereinkommen gilt ab 1. Juli

Auch das neue System soll auf Freiwilligkeit beruhen. Um trotz der freiwilligen Teilnahme genügend Ärztinnen und Ärzte zu finden, die sich an den Bereitschaften beteiligen, wurden verbesserte Konditionen ausverhandelt. Damit soll verhindert werden, dass eine Mehrheit der Ordinationen an Wochenenden unbesetzt bleibt.

Einerseits sollen die Ärztinnen und Ärzte höhere Honorare bekommen, gleichzeitig werden ihre Dienstzeiten von zwölf auf sechs Stunden halbiert. Bei der Ärztekammer geht man daher davon aus, dass das neue System praktikabel und zur Zufriedenheit der Allgemeinmediziner ausgefallen sei. „Es war uns von Beginn an wichtig, die betroffene Kollegenschaft miteinzubeziehen. Wir haben daher zwei Mal die Stimmung und Meinung zum jeweils aktuellen Verhandlungsstand abgefragt und das Umfrageergebnis in die Verhandlungen miteinfließen lassen“, so Christoph Reisner, der Präsident der Ärztekammer für Niederösterreich.

Beruf des Hausarztes soll gestärkt werden

Das neue System werde mehr Geld kosten, sagt Gerhard Hutter, der Obmann der Niederösterreichischen Gebietskrankenkasse: „Kostete der Wochenenddienst pro Halbjahr bisher circa dreieinhalb Millionen Euro, so schätzen wir, dass wir allein für das heurige zweite Halbjahr Mehrkosten von 900.000 Euro haben werden. Das entspricht einer Erhöhung der Ärztevergütung von etwa 26 Prozent.“ Damit wolle man weiter zur Attraktivierung des Hausarztberufes beitragen.

Geplant sei außerdem, dass sich dem Bereitschaftssystem künftig auch niedergelassene Wahlärztinnen und Wahlärzte mit abgeschlossener allgemeinmedizinischer Ausbildung anschließen können. Bisher waren Bereitschaftsdienste an Wochenenden und Feiertagen Allgemeinmedizinern mit Kassenvertrag vorbehalten.

Einheitliche Öffnungszeiten in ganz Niederösterreich

Mit der Umstellung gelten in allen Ordinationen Niederösterreichs dieselben Öffnungszeiten: an Wochenenden und Feiertagen von 9.00 bis 11.00 Uhr. Eine Stunde davor und drei Stunden danach haben die teilnehmenden Ärztinnen und Ärzte Zeit für Visiten. Die neuen Regelungen gelten ab 1. Juli – vorausgesetzt alle nötigen Gremien stimmen auch formal noch zu. Davon sei aber auszugehen, hieß es am Mittwoch bei der Ärztekammer gegenüber noe.ORF.at.