Als die Techniker und Handwerker in den frühen Morgenstunden am Alpenbahnhof eintreffen, stehen die drei Zugteile schon nebeneinander aufgereiht bereit. Noch sind sie auf den drei Lkw aufgeladen, noch steht die Sonne tief und die goldenen Himmelstreppenwagen werfen weite Schatten. In den kommenden Stunden werden die drei Teile abgeladen, auf Schiene gesetzt und zusammengebaut.
„Ein spannendes Ereignis, da werden immerhin einige Tonnen bewegt“, sagt Philipp Hammerl, der als Projektleiter die Reparatur seit fast einem Jahr betreut. Die beiden Endwagen wiegen 28 Tonnen, der Mittelwagen 23,5 Tonnen. In den kommenden zwei Wochen folgen Probefahrten, Anfang Juli wird die Himmelstreppe auf der Mariazellerbahn wieder in Betrieb genommen – „pünktlich zu Ferienbeginn“, sagt NÖVOG-Geschäftsführerin Barbara Komarek.
Zugsunglück jährt sich Ende Juni
Bis dahin wird sich auch das vorangegangene Zugsunglück auf der Mariazellerbahn jähren: Am 26. Juni 2018 entgleiste die mit etwa 80 Passagieren besetzte Himmelstreppe bei Völlerndorf in der Gemeinde Gerersdorf (Bezirk St. Pölten), die hintere Garnitur krachte auf die vordere. Drei Fahrgäste wurden schwer, 31 leicht verletzt. Wie ein Gutachten bestätigte, war der Zug zu schnell in eine Kurve gefahren. Der Gerichtsprozess gegen den Triebwagenführer wurde im März auf unbestimmte Zeit vertagt.
Die beiden Ersatz-Garnituren, die von der Waldviertelbahn und der Citybahn Waidhofen zur Verfügung gestellt wurden, werden nun zurückgegeben. Zwar befindet sich die zweite beschädigte Himmelstreppe nach wie vor in Reparatur in der Schweiz, doch mit der nun gelieferten könne man laut NÖVOG der Nachfrage vorerst nachkommen. Pro Jahr sind etwa 540.000 Passagiere auf der Mariazellerbahn unterwegs.
Touristen und Pendler nutzen Mariazellerbahn
Dabei sei die Bahn „sowohl als Leitbetrieb für den Tourismus als auch als Nahverkehrsträger für die Pendlerinnen und Pendler sowie die Schülerinnen und Schüler bedeutend“, sagte der zuständige Verkehrslandesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP) am Donnerstag gegenüber noe.ORF.at. Die Kosten für die gesamte Reparatur liegen im zweistelligen Millionenbereich. Die zweite Garnitur wurde beim Zugsunglück noch schwerer beschädigt, ihre Reparatur ist für kommenden Herbst angesetzt. Im März 2020 wird sie voraussichtlich nach Niederösterreich zurückkommen.