Maschine Klinger Dichtungsplatte Arbeiter
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Wirtschaft

Klinger: Vom Schauglas zur Dichtung

Die Firma Klinger mit Sitz in Gumpoldskirchen (Bezirk Mödling) ist einer der führenden Hersteller von Armaturen und Dichtungssystemen. Die Entstehungsgeschichte des Unternehmens geht auf die Erfindung des Schauglases zurück.

Das Familienunternehmen Klinger, das auf eine 130-jährige Geschichte zurückblickt, hat auch heute noch seinen Sitz 20 Kilometer südlich von Wien. 1892 erwarb Ingenieur Richard Klinger in Gumpoldskirchen ein Areal für die Gründung einer Maschinen- und Metallwarenfabrik. „Richard Klinger hat damals ein Schauglas zur Messung des Füllstandes in einem Dampfkessel erfunden. Das war eine sehr wichtige Erfindung. Er hat dann aber Probleme damit gehabt, dieses Schauglas abzudichten“, erklärt der kaufmännische Geschäftsführer der Richard Klinger Dichtungstechnik, Michael Sautter.

Richard Klinger Gründer Klinger Dichtungstechnik
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Gründer Richard Klinger legte mit seinen Erfindungen den Grundstein für das heute weltweit agierende Familienunternehmen

Lösungsmittel werden fast zur Gänze wiederverwendet

Das führte zu einer weiteren Erfindung, nämlich einer gummigebundenen Faserstoffplatte. Die Platte galt damals als erstes Hochleistungsdichtungsmaterial und wird auch heute noch nach demselben Verfahren produziert. Erst vergangene Woche wurde der Richard-Klinger-Dichtungstechnik für die sogenannte Umwelterklärung der Umweltmanagementpreis 2019 verliehen. Mit einer derartigen Erklärung stellt ein Unternehmen sämtliche Umweltmaßnahmen offen und transparent dar. So werden zum Beispiel knapp 98 Prozent der Lösungsmittel, die in der Produktion zum Einsatz kommen, rückgeführt und wiederverwendet. Die Lösungsmittel sind notwendig, um aus Gummi, Fasern und mineralischen Stoffen eine spezielle Masse herzustellen. Anschließend kann die Masse gewalzt werden.

„Die Masse wird eingewogen, das ist ganz wichtig, und dann in den Kalander (Anm.: eine Maschine mit mehreren Walzen) eingegeben. Da findet bei einer beheizten Unterwalze und einer gekühlten Oberwalze der eigentliche Prozess statt. Das heißt, die Dichtungsplatte wird erhärtet“, sagt Ernst Schäfer, Geschäftsführer für Technik und Produktion bei der Richard-Klinger-Dichtungstechnik.

Maschine Klinger Dichtungsplatte Arbeiter
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Die Dichtungsplatten werden mit hohem Druck gewalzt und anschließend an den Kunden ausgeliefert

Dichtungen werden in vielen Branchen eingesetzt

Ist die Dichtungsplatte fertig, kann sie abgezogen und an den Kunden ausgeliefert werden. Aus der Platte stanzt sich der Kunde anschließend die gewünschten Dichtungen – etwa für Gasrohre oder auch für Ölwannen, die in Verbrennungsmotoren zum Einsatz kommen. Die Branchen, für die Dichtungen hergestellt werden, sind vielfältig, so Geschäftsführer Sautter: „Wir beliefern die Automotivbranche, die Marineindustrie, die Infrastrukturbranche, die chemische Industrie, die Öl- und Gasbranche oder auch die Lebensmittelindustrie. Wir sind also sehr breit aufgestellt.“

Um eine hohe Qualität zu gewährleisten, wird jede Dichtungscharge außerdem in einem Labor auf ihre Beständigkeit geprüft. Neben einer chemischen Prüfung kommt es auch zu einer mechanischen Prüfung. Dabei wird die Dichtung von einer Maschine in die Länge gezogen, um zu prüfen, wann sie zu reißen beginnt.

Klinger „im Fokus“

Die Firma Klinger ist einer der führenden Hersteller von Armaturen und Dichtungssystemen. Auch heute noch hat das Unternehmen seinen Sitz in Gumpoldskirchen im Bezirk Mödling.

Zunehmende Digitalisierung in der Produktion

Generell setzt Klinger zunehmend auf Digitalisierung und Automatisierung. So wird zum Beispiel mittlerweile von allen großen Anlagen der Energieverbrauch aufgezeichnet. „Zudem sind wir dabei, von vielen Produktionsmaschinen bereits Prozessparameter aufzunehmen, etwa den Walzendruck, die Temperatur oder auch die Geschwindigkeit, um den Produktionsprozess besser in den Griff zu bekommen“, erklärt David Karnthaler, Projektleiter für Digitalisierung bei der Richard-Klinger-Dichtungstechnik.

Konkret sollen die einzelnen Parameter per Computer künftig an jede Maschine gesendet werden können. Eine händische Konfiguration wäre dann nicht mehr notwendig, stattdessen würde die Fertigung weitgehend automatisch erfolgen. Ebenso investiert die Richard-Klinger-Dichtungstechnik derzeit eineinhalb Millionen Euro in eine neue Anlage. Diese, so heißt es, soll leistungsfähriger und energieeffizienter sein.