Stadion SC Wiener Neustadt
ORF NÖ / Klaus Fischer
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Sport

SC Wr. Neustadt: Spieler verzweifelt gesucht

Es ist eine einzigartige Situation im österreichischen Fußball: Ein Verein bekommt ein neues Stadion, hat aber keine Mannschaft. Der in die Regionalliga strafversetzte SC Wiener Neustadt ist vier Wochen vor Saisonstart auf intensiver Spielersuche.

Lokalaugenschein beim SC Wiener Neustadt: 29 Tage vor dem Saisonstart der Regionalliga Ost herrscht auf dem Trainingsplatz neben dem alten Stadion in der Giltschwertgasse reges Treiben. Von einem Spielermangel ist auf den ersten Blick nichts zu sehen. Aber der Eindruck täuscht, denn es handelt sich hauptsächlich um Kicker der Amateurmannschaft aus der Gebietsliga. Regionalligataugliche Spieler kann man derzeit an einer Hand abzählen. Gerade einmal zwei von 20 benötigten hat der Sportliche Leiter Jürgen Burgemeister derzeit.

Die Zeit drängt, denn bis zum Transferschluss am 15. Juli muss der Kader stehen. „Wir testen derzeit sehr viele Spieler und schauen, wer uns auf dem schwierigen Weg in die Regionalliga mitbegleiten wird und vor allem, welche Spieler wir uns leisten können“, sagte Burgemeister. Neben Spielern sucht der Verein auch noch einen Trainer. Peter Pacult dürfte es nicht werden, die Verhandlungen haben sich zerschlagen. Noch in dieser Woche soll es eine Entscheidung geben.

Neues Stadion so gut wie fertig

Während der SC Wiener Neustadt von einer Mannschaft weit entfernt ist, steht das neue Stadion neben der Arena Nova vor der Fertigstellung. Es fehlen nur noch die Linien und die Tore und einige Adaptierungen im Innenraum. Projektleiter Markus Hartberger baute mit seinem Team eine Arena mit zwei Tribünen für 4.000 Fans. „Das Stadion steht aber nicht nur für Fußball zur Verfügung. Der VIP-Club bietet Platz für 250 Personen und kann auch für Veranstaltungen gebucht werden. Geplant sind auch Konzerte für bis zu 24.000 Besucherinnen und Besucher“, erklärte Hartberger.

Die Kosten in der Höhe von elf Millionen Euro werden vom Land und der Stadt getragen. Der SC Wiener Neustadt ist nur Mieter und nicht, wie von vielen Fans angenommen, Eigentümer. Einen Hauch der Vergangenheit vermitteln die Flutlichtmasten, die vor wenigen Tagen aus dem alten Stadion ins neue übersiedelt wurden. Natürlich in erster Linie aus Spargründen, denn derzeit zählt jeder Euro. Der Schuldenstand liegt nach aktuellem Stand bei 250.000 Euro, es sind aber auch noch Fragen offen. So soll es noch finanzielle Forderungen von ehemaligen Spielern und Angestellten des Vereins geben.

Stadion SC Wiener Neustadt
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Es ist angerichtet: Die Spieler fehlen aber noch

Fans drängen auf rasche Lösung

Solange der endgültige Schuldenstand nicht offengelegt ist, wird der alte Vorstand um Präsidentin Katja Putzenlechner nicht entlastet, und es kann kein anderes Team mit einem Neustart beginnen. Keine einfache Situation auch für die zahlreichen Fans, die dem Verein nach wie vor die Treue halten. Beim Training verfolgen 30 Leute an der Seitenlinie gespannt jede Aktion, viele von ihnen sind nach den Vorfällen der vergangenen Wochen wütend und enttäuscht. Herbert Geissler ist 85 Jahre alt und seit dem Jahr 1945 Fan des SC Wiener Neustadt. „Die aktuelle Entwicklung ist ein Wahnsinn. Das hat die Präsidentin zu verantworten. Sie hätte rechtzeitig reagieren müssen. Wir hätten Trainer Gerhard Fellner nicht hinauswerfen dürfen. Der hat das Ganze erst ins Rollen gebracht und Dinge genannt, die ja offenbar auch gestimmt haben.“

Fellner bestätigte nach seinem Rauswurf im Mai, dass ihm der Verein Geld schuldet. „Im Februar überwies mir der Verein zum letzten Mal das vertraglich vereinbarte Gehalt. Ansonsten bekam ich nur eine Aufwandsentschädigung.“ Trotzdem bestätigte der nunmehrige Ex-Trainer im Frühjahr gegenüber Präsidentin Katja Putzenlechner schriftlich, dass keine Forderungen offen sind. „Das habe ich auf Bitte des Vereins gemacht, damit dieser bei der Bundesliga den Lizenzantrag für die kommende Saison stellen kann“, bestätigte Fellner. Danach leitete die Bundesliga eine Untersuchung ein und in weiterer Folge wurde dem Verein die Lizenz entzogen, der Abstieg in die Regionalliga war Gewissheit.

Fans hoffen auf Ende der Talfahrt

Jetzt hoffen die Fans, dass es nicht noch weiter bergab geht. „Es wäre schon ein Erfolg, wenn wir in der Regionalliga bleiben und nicht absteigen“, sagte Geissler. Neben ihm sagte der langjährige Fan Hannes Winkler, dass „wir schon viele schwierige Zeiten erlebt haben. Wir stehen weiter zum Club, es wird auch für den SC schon bald wieder die Sonne scheinen.“