Training beim SKN Sankt Pölten
GEPA pictures/Walter Luger
GEPA pictures/Walter Luger
Sport

Transfersperre: St. Pölten auf Warteposition

Die Saisonvorbereitung des Fußball-Bundesliga-Clubs SKN St. Pölten wird durch die Transfersperre des Internationalen Fußballverbands (FIFA) stark erschwert. Mit noe.ORF.at sprach General Manager Andreas Blumauer über den dubiosen „Fall Keita“ und die Hoffnung auf ein baldiges Ende der Sperre.

Die Fakten zur FIFA-Transfersperre für den SKN St. Pölten: Im August 2016 verpflichtete der SKN Alhassane Keita von Aradippou aus Zypern. Im Jänner 2017 trennte sich der SKN von Keita, weil es im Training zu einer Auseinandersetzung mit einem Mitspieler kam. Keita wurde vom Club aus Zypern geklagt, weil er beim Wechsel zum SKN noch einen gültigen Vertrag gehabt haben soll. Keita wurde von der FIFA einvernommen und beschuldigte den SKN, dass er unter Druck gesetzt worden sei. Er sollte eine Unterschrift fälschen, um ablösefrei zum SKN wechseln zu können.

Im Jänner 2019 sprach die FIFA gegen den SKN eine Transfersperre aus, die von den Profis bis zu den Nachwuchsteams gilt. Die SKN-Verantwortlichen schalteten den Internationalen Sportgerichtshof (CAS) ein. Seit der Anhörung im Mai wartet der Verein auf eine Entscheidung und darf nach wie vor keine Spieler verpflichten.

Andreas Blumauer Manager beim SKN Sankt Pölten
GEPA pictures/Walter Luger
SKN-Manager Andreas Blumauer muss den Club in der schwierigen Phase der Transfersperre koordinieren

noe.ORF.at: In 18 Tagen beginnt die neue Bundesliga-Saison. Glauben Sie daran, dass der SKN beim ersten Meisterschaftsspiel in Graz mit neu verpflichteten Spielern antreten kann?

Andreas Blumauer: Wir warten jede Minute auf die erlösende Nachricht, dass die Transfersperre aufgehoben ist. Ab diesem Zeitpunkt sind wir wieder handlungsfähig und können bis zum Ende der Transferzeit am 2. September Spieler verpflichten. Derzeit haben wir einige Kandidaten wie Michael Schimpelsberger, Kofi Schulz und den Senegalesen Alhassane Sylla beim Training dabei, die wir eventuell verpflichten würden. Grundsätzlich können wir aber mit Ausnahme von drei Spielern auf jenen Kader setzen, der in der vergangenen Saison die Meistergruppe erreicht hat. Da sind wir zum Glück gut aufgestellt.

noe.ORF.at: Die Transfersperre läuft ja bereits seit Ende Jänner, weil St. Pölten vom ehemaligen Spieler Alhassane Keita belastet wird. Ihr Verein soll den Spieler eingesetzt haben, obwohl er noch keine gültige Freigabe von seinem Ex-Verein aus Zypern gehabt haben soll. Können Sie sich bei diesem Fall etwas vorwerfen?

Blumauer: Wir sind nach wie vor überzeugt, dass wir richtig gehandelt haben. Zum Zeitpunkt des Transfers gab es keinen Vertrag zwischen Keita und seinem ehemaligen zypriotischen Club, und der Spieler wurde von uns bezüglich der Vertragsunterzeichnung nie unter Druck gesetzt. Wir hatten hier auch die Rückendeckung des ÖFB. Alle Dokumente mit allen Unterschriften waren vorhanden. Die FIFA ist allerdings der Ansicht, dass wir den Fall zu wenig geprüft haben, deshalb hat man uns bis auf Weiteres mit dieser Transfersperre bestraft. Wir haben uns ja im Jänner 2017 vom Spieler getrennt, nachdem es im Training zu einer Auseinandersetzung mit einem Clubkollegen gekommen ist.

Training beim SKN Sankt Pölten
GEPA pictures/Walter Luger
Michael Schimpelsberger (M.) ist seit Wochen ein Trainingsgast beim SKN, verpflichten darf ihn der Club aber derzeit nicht

noe.ORF.at: Wenn Sie die Chancen hätten: Würden Sie sich anders verhalten, wenn es die Verhandlungen mit Keita nochmals geben würde?

Blumauer: Nein, weil wir nichts falsch gemacht haben. Es gab Unterschriften aller Beteiligten, und aus unserer Sicht ist alles rechtmäßig abgelaufen. So einen Fall wird es im heimischen Fußball in den nächsten 25 Jahren wohl nicht mehr geben.

noe.ORF.at: Der SKN wartet mittlerweile seit sechs Wochen auf ein Ergebnis der CAS-Anhörung. Warum dauert das so lange?

Blumauer: Genau diese Frage stellen wir uns auch, unsere Anwälte fragen natürlich immer wieder nach. Aber es bringt wenig, bei den Richtern Druck auszuüben. Wir müssen abwarten.

noe.ORF.at: Die Sperre betrifft alle Mannschaften des SKN, von den Profis bis zu den Kleinsten dürfen keine neuen Spieler geholt werden. Wie sehr wirkt sich das auf den Nachwuchs aus?

Blumauer: Wir haben eine große Jugendabteilung mit mehr als 200 Burschen. Da wollen natürlich jedes Jahr junge Spieler mit dem Fußballspielen beginnen oder auch ältere Nachwuchskicker zum SKN wechseln. Die werden auch alle bestraft, und das ist natürlich besonders bitter.

Das Gespräch mit Andreas Blumauer führte Klaus Fischer, noe.ORF.at.