Treffpunkt Naturparkzentrum Ötscher-Basis. Etwa ein dutzend Menschen stehen im Halbkreis um einen bärtigen Mann. Florian Schublach, der Chef des Naturparks, erklärt, dass das Drüsige Springkraut bis zu zwei Meter hoch und zwei Zentimeter dick werden kann. Mit den Fingern zeigt er die Zentimeter an.
Das „Team Ötscher“, eine Gruppe Freiwilliger, trifft sich derzeit im größten Naturpark Niederösterreichs, um das Drüsige Springkraut auszureißen. Denn die eingeschleppte Pflanze, ein sogenannter Neophyt, breitet sich rasch aus.
Durch Flüsse und Bäche eingeschleppt
Grundsätzlich werde das Springkraut als Zierpflanze in diversen Gärtnereien verkauft, erklärt Schublach. In den Naturpark soll es durch Flüsse und Bäche gelangt sein. Die Samen der Blüten seien ins Wasser gekommen und stromabwärts ans Ufer getrieben worden. „Dort fängt die Pflanze zu wachsen an“, erklärt er. In der Natur breite sie sich oft flächendeckend aus und vertreibe die heimischen Pflanzen. „Mit den heimischen Pflanzen gehen dann auch ganz oft wichtige Insekten verloren“, so Schublach.
Deshalb geht es dem Neophyten nun in einer „Bekämpfungsaktion“ an den Kragen. Noch trägt die Pflanze nicht ihre typisch rosa Blüten, die die Pflanzensamen verteilen, deshalb kann sie besser mitsamt der Wurzel ausgerissen werden. Wenn die Pflanze weg ist, „dann kann sie auch nicht mehr weiterwachsen. Und wenn sie nicht absamen kann, dann kommt nächstes Jahr weniger“, erklärt Franz Höbarth, der bei der Aktion mitmacht.
Über Brücken, Steinwege und Stiegen führt der Pfad zur Lassingschlucht. Die letzten Meter führen über einen ungesicherten Weg. An der steilen Bergwand finden selbst diejenigen, die mit Wanderschuhen ausgestattet sind, keinen Halt und rutschen am feuchten Waldboden bergab.
Für Dagmar Wallner, die heute zum ersten Mal mithilft, ist die Arbeit aber trotzdem nicht sehr anstrengend. Sie meint, dass das Drüsige Springkraut aber nur „unter Anleitung“ ausgerissen werden sollte, „damit nicht die falschen Sachen“ vernichtet werden.
Weiterer Eindringling
Während das Drüsige Springkraut so bekämpft werden kann, droht den heimischen Pflanzen bereits eine weitere Gefahr: der ebenso schnellwachsende Japanische Staudenknöterich, der kaum auszurotten ist. „Wenn man der Literatur Glauben schenkt, dann ist gegen den Japanischen Knöterich noch kein Kraut gewachsen“, erklärt Florian Schublach. Denn selbst durch ein winziges Wurzelstück könne die Pflanze ohne Probleme wachsen.
Noch ist der Knöterich im Naturpark Ötscher-Tormäuer nicht gesichtet worden, aber in naher Umgebung wachse die Pflanze ungestört. Der Knöterich gelange durch Gartenerde, die unachtsam irgendwo verstreut werde, immer mehr in die Natur. In der Erde „sind Pflanzenteile und Samen drinnen“, aus denen dann der Neophyt wachsen kann, erklärt Schublach.
Wie sehr sich das Drüsige Springkraut im Naturpark bereits ausgebreitet hat, lässt sich derzeit noch nicht genau abschätzen. Zum Schutz der heimischen Pflanzen wird sich das „Team Ötscher“ aber weiter zum Unkraut zupfen treffen. Wer mitmachen will, kann sich beim Naturpark melden.