Franz Popp, stellvertretender Landespolizeidirektor für Niederösterreich, Hannes Fellner, Ermittlungsbereichsleiter beim Landeskriminalamt Niederösterreich, Thomas Korntheuer von der Staatsanwaltschaft St. Pölten und General Franz Lang aus dem Innenministerium
ORF / Novak
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Chronik

Bluttat in Greinsfurth: Verdächtiger war obdachlos

Nach dem tödlichen Gewaltverbrechen an einer 52-jährigen Oberösterreicherin Ende Mai im Amstettner Stadtteil Greinsfurth steht ein Deutscher unter Tatverdacht. Das haben Polizei und Staatsanwaltschaft am Mittwoch bekanntgegeben. Der obdachlose Mann wurde am Montag verhaftet.

Der unter Tatverdacht stehende Deutsche war laut Polizei seit Oktober 2018 arbeitslos und dürfte in seinem Auto übernachtet haben. Seit Mai 2019 hielt er sich im westlichen Niederösterreich auf und schlief in seinem Fahrzeug, das er auf öffentlichen Parkplätzen abstellte. Der 39-Jährige wurde am Montag bei der Autobahnabfahrt in Haag (Bezirk Amstetten) festgenommen. Das gaben Polizei und Staatsanwaltschaft am Mittwoch bei einer gemeinsamen Pressekonferenz bekannt.

Chefermittler: „Wir haben hunderte Personen überprüft“

Wie Chefinspektor Hannes Fellner, Ermittlungsbereichsleiter beim Landeskriminalamt Niederösterreich, ausführte, sei nach der Tat relativ rasch klar gewesen, dass es sich um ein Gewaltverbrechen handle. Ein Abgleich von DNA-Spuren, die am Tatort gefunden worden waren, mit Datenbanken verliefen jedoch negativ. Daraufhin wurde zunächst das unmittelbare Umfeld der Frau durchleuchtet. Später wurde, da es keine Anhaltspunkte gab, rund um den Tatort ermittelt. „Wir haben im Zuge dieser Ermittlungen hunderte Personen überprüft“, so Fellner.

Pressekonferenz nach Festnahme in Causa Bluttat Amstetten

Die Pressekonferenz der Staatsanwaltschaft St. Pölten und der Landespolizeidirektion Niederösterreich zum Nachsehen.

Die Ermittler tappten wochenlang im Dunklen. Nach zahlreichen Zeugenbefragungen konnte schließlich eine verdächtige Person identifiziert werden, die sich zum Tatzeitraum dort aufhielt. Da der Mann obdachlos ist, konnte sein Aufenthaltsort zunächst nicht ermittelt werden, hieß es bei der Pressekonferenz. Am Montag wurde er schließlich mittels Festnahmeordnung der Staatsanwaltschaft verhaftet. Seine DNA wurde am Tatort gefunden. Außerdem wurde bei ihm das Mobiltelefon des Opfers gefunden.

Verdächtiger ist nicht geständig: Motiv unklar

Das Motiv für die Tat ist noch Gegenstand von Ermittlungen. Der bisher unbescholtene Mann, wie Thomas Korntheuer von der Staatsanwaltschaft St. Pölten ausführte, gestand die Tat bisher nicht. Daher könne man zum Motiv derzeit noch keine Auskünfte erteilen, sagte Chefermittler Fellner. Auf Nachfrage hieß es, dass die Spuren am Tatort auf keinen Sexualmord hinweisen würden.

Das Gebüsch, in dem die Frau gefunden wurde.
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Die 52-Jährige wurde Ende Mai tot in diesem Gebüsch entdeckt

Die Ermittler zeigten sich bei der Pressekonferenz „erleichtert, dass die Tat geklärt ist“ und sich das Sicherheitsgefühl in Amstetten wieder erhöht habe, wie der stellvertretende Landespolizeidirektor für Niederösterreich, Franz Popp, sagte, der auch von einem „besonders schwierigen und abscheulichen Verbrechen“ sprach.

Verbrechen passte „in kein Muster“

Laut Franz Lang, dem Direktor des Bundeskriminalamtes, habe der Fall den Ermittlern und dem Ministerium vor allem deshalb Sorge bereitet, weil er in kein Muster gepasst habe. In 60 bis 70 Prozent der Fälle gebe es einen Bezug zwischen Täter und Opfer, so Lang. Bei jenen Tätern, „die sich ansatzlos ein beliebiges Opfer aussuchen“ und dann Wochen oder Monate unentdeckt blieben sei die Gefahr höher, „dass sie die Tat nochmal begehen oder sich zu einem mehrfachen Täter entwickeln“, so Lang. Er verwies auch darauf, dass im Bundesministerium eine Screening-Gruppe gebe, die seit Jänner 2018 alle Morde und Mordversuche an Frauen untersuche.

Die Leiche der 52-Jährigen war am späten Abend des 28. Mai nahe des Parkplatzes des Einkaufszentrums WestSide City in Greinsfurth aufgefunden worden. Die Tote lag in einem Gebüsch. Ein erstes Obduktionsergebnis ergab, dass die Frau durch stumpfe Gewalteinwirkung gegen den Hals ums Leben gekommen war – sie dürfte erwürgt worden sein.