Die beiden Zinnritterfiguren im Schaukasten
ORF/Berger
ORF/Berger
Kultur

Wr. Neustädter Kaiserspielzeug in New York

In wenigen Tagen werden zwei Spielzeugfiguren aus dem Besitz von Kaiser Maximilian für ihren Transport ins Metropolitan Museum of Art in New York (USA) vorbereitet. Noch sind sie aber in Wiener Neustadt in der Landesausstellung zu sehen.

Kaiser Maximilians (1459-1519) Interesse für Jagd, Turniere und Krieg zeigte sich bereits während seiner Kindheit. Schon als Bub soll er von Waffen regelrecht fasziniert gewesen sein. Als König und Kaiser schenkte er daher der Jagd und allem Militärischen große Aufmerksamkeit. Nicht verwunderlich also, dass zwei erhaltene Spielzeugfiguren, die sich im Besitz Maximilians befunden hatten, turnierende Ritter mit Lanzen zeigen. Bis 18. August sind die beiden Zinnfiguren, die dem Kunsthistorischen Museum Wien gehören, noch im Museum St. Peter an der Sperr in der niederösterreichischen Landesausstellung „Welt in Bewegung!“ zu sehen.

„The Art, Armor, and Ambition of Maximilian“

Weil das Metropolitan Museum of Art beim Kunsthistorischen Museum aber bereits vor der niederösterreichischen Landesausstellung Interesse an den Figuren bekundet hatte, stehen sie nicht für die gesamte Dauer der Ausstellung in Wiener Neustadt zur Verfügung. Für die im Oktober öffnende Maximilian-Schau „The Last Knight: The Art, Armor, and Ambition of Maximilian I“ werden die Zinnritter nach New York übersiedeln.

Das Metropolitan Museum of Art (Met) ist eines der bedeutendsten Kunstmuseen der Welt. 1870 gegründet, besitzt das Museum circa zwei Millionen Objekte aus 5.000 Jahren, darunter weltberühmte Meisterwerke. Mit einem Jahresbudget von umgerechnet 280 Millionen Euro, etwa 2.200 Mitarbeitern und circa 60 Sonderausstellungen pro Jahr zählt das Met zu den größten Kunstmuseen der Welt. Im Jahr 2017 konnte nur der Pariser Louvre mehr Menschen anlocken, sieben Millionen Menschen besuchten damals das Met. Seit Sommer 2018 leitet der gebürtige Österreicher Max Hollein das Museum.

Die Zinnfiguren bei der Landesausstellung in Wiener Neustadt
ORF/Berger
Wer das wertvolle Spielzeug Maximilians (rechts in der Glasvitrine an der Wand) sehen möchte, kann dies noch bis 18. August im Museum St. Peter an der Sperr tun

Maximilian, der „letzte Ritter“

Die kaiserlichen Spielfiguren sind um 1510 datiert und stammen vermutlich aus dem Raum Innsbruck-Mühlau. In Maximilians Kindheitstagen dürften die Ritter noch bunt gewesen sein. Kleine Farbspuren lassen darauf schließen, dass sie ursprünglich bemalt gewesen waren. Mit freiem Auge sind die Bemalungen allerdings nicht mehr sichtbar. Der genaue Wert der Figuren wird nicht bekanntgegeben.

Maximilian war in besonderem Maße für das Rittertum begeistert. Gleichzeitig war er es, der das Ende der ritterlichen Kriegsführung mit herbeiführte, indem er mit innovativen Kanonen und Musketen das Kriegswesen modernisierte. Dabei ließ er es sich nicht nehmen, die neusten Feuerwaffen auch persönlich zu testen. Da Schwert und Rüstung gegen moderne Waffen wenig auszurichten hatten, markierten sie den Anfang vom Ende des Rittertums. In Geschichtsbüchern wird Maximilian daher auch als „der letzte Ritter“ bezeichnet.

1459 wurde Maximilian in Wiener Neustadt geboren. Er war ab 1477 Herzog von Burgund, ab 1486 römisch-deutscher König, ab 1493 Herr der Habsburgischen Erblande und vom 4. Februar 1508 bis zu seinem Tod am 12. Januar 1519 römisch-deutscher Kaiser. Auf seinen Wunsch hin wurde er in der St.-Georgs-Kapelle in der Burg von Wiener Neustadt bestattet.