Peter Ruzicka
Anne Kirchbach
Anne Kirchbach
Kultur

Ruzicka: Akzente als Composer in Residence

Peter Ruzicka ist der diesjährige Composer in Residence von Grafenegg (Bezirk Krems). Der 71-jährige Komponist hat drei neue Werke für das Grafenegg Festival geschrieben, das von 16. August bis 8. September stattfindet.

Mit Ruzickas „Fanfare für Grafenegg 2019“ für neun Blechbläser wird das Grafenegg Festival Freitag feierlich eröffnet. Die knappe Komposition für drei Trompeten, drei Hörner und drei Posaunen steht am Beginn des Eröffnungskonzerts mit dem Tonkünstler-Orchester unter der Leitung seines Chefdirigenten Yutaka Sado. Nach Ruzickas „Fanfare“ stehen an diesem Abend im Wolkenturm noch Antonio Vivaldis „Die vier Jahreszeiten“, Felix Mendelssohn-Bartholdys Hymne „Hör mein Bitten, Herr“ und Igor Strawinskis „Psalmensymphonie“ auf dem Programm. Solisten sind die Sopranistin Camilla Nylund und die Geigerin Sarah Chang, auch der Wiener Singverein ist zu hören.

Ruzickas neue Konzertouvertüre: „Kurz und griffig“

Zwei Tage später gelangt eine weitere Fanfare mit Grafeneggs jungem Residenzorchester zur Uraufführung: Am 18. August hebt das European Union Youth Orchestra Ruzickas „Fanfare“ für Solotrompete und Orchester aus der Taufe. Die Solotrompete ist „separat vom Orchester positioniert und nimmt durch ihre Signalwirkung über dem vergleichsweise zarten Klangweben des Orchesters auch eine gesonderte Stellung in der Komposition ein“, kann man auf der Website des Grafenegg Festivals lesen.

Peter Ruzicka
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Peter Ruzicka wird in Grafenegg den Composer Conductor-Workshop INK STILL WET leiten. Sechs Komponisten aus sechs Ländern werden von 24. bis 31. August gemeinsam mit dem Composer in Residence an ihren Kompositionen arbeiten

Die dritte Auftragskomposition trägt den Titel „Furioso“ und wird am 31. August mit dem Tonkünstler-Orchester unter der Leitung von Peter Ruzicka uraufgeführt. Die Idee zu dem Orchesterwerk entstand aus einem Gespräch mit dem Dirigenten Christian Thielemann, so Ruzicka. Der Mangel an Konzertouvertüren in der Neuen Musik und der Wunsch nach einem „kurzen, griffigen Werk“ als Auftakt für eine romantische Symphonie führten zum Konzept der Komposition.

Der Werktitel ist an das „Furioso“ angelehnt, das Ruzickas väterlicher Freund Rolf Liebermann 1947 komponierte. Wie schon der Titel des Werkes ankündigt, ist „Furioso“ von rasend schnellen Bewegungen in den Streichern und Pauken geprägt, außerdem erscheinen in der Komposition Verweise auf Ruzickas letzte Oper „Benjamin“, die von dem Philosophen Walter Benjamin (1892-1940) handelt.

Peter Ruzicka wird in Grafenegg außerdem noch den Composer Conductor-Workshop INK STILL WET leiten. Sechs Komponisten aus sechs Ländern werden von 24. bis 31. August 2019 gemeinsam mit dem Composer in Residence an ihren Kompositionen arbeiten.

Peter Ruzicka: Komponist, Dirigent und Kulturmanager

Der 1948 in Düsseldorf geborene Komponist Peter Ruzicka war von 2001 bis 2006 Intendant der Salzburger Festspiele, bis Juni 2020 ist er geschäftsführender Intendant der Salzburger Osterfestspiele. Davor war Ruzicka als Intendant des Radio-Symphonie-Orchesters Berlin, der Staatsoper Hamburg und der Hamburger Philharmoniker tätig. Seit 1996 ist er Künstlerischer Leiter der Münchner Biennale.

Seit knapp 30 Jahren ist Ruzicka Professor an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. Der Komponist Peter Ruzicka steht dem Kulturmanager kaum nach. Sein Oeuvre umfasst Orchesterkompositionen, Vokal- und Kammermusik. Zu seinen bedeutendsten Werken zählt die Kantate „Esta Noche“, eine „Trauermusik für die Opfer des Krieges in Vietnam“, die er als 19-Jähriger schrieb.

Als Auftragswerk der Sächsischen Staatsoper Dresden entstand die Oper „Celan“, die 2001 uraufgeführt wurde. 2008 wurde seine Oper „Hölderlin“ erstmals gezeigt. Außerdem arbeitete Ruzicka als Dirigent mit namhaften Orchestern wie dem Gewandhausorchester Leipzig, dem Concertgebouworkest und dem Shanghai Symphony Orchestra zusammen.