Regisseur und Kunstpfeifer Nikolaus Habjan im Kolomanisaal des Stift Melk im Rahmen der Sommerkonzerte 2019
ORF/Pöchhacker
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Kultur

Auf Mozart, Rossini und Verdi wird gepfiffen

Nikolaus Habjan ist Puppenspieler, Puppenbauer sowie Regisseur und Schauspieler. Jetzt zeigt er ein anderes Talent: Kunstpfeifen. Er pfeift quer durch die Operngeschichte. Am Wochenende war der Träger des Nestroypreises bei den Sommerkonzerten im Stift Melk zu Gast.

Pfeifen ist einfach, sagt Nikolaus Habjan: „Ich konnte bis ich zehn Jahre alt war überhaupt nicht pfeifen. Man muss einen Ton kriegen und wenn man den hat, dann arbeitet man sich zum nächsten und irgendwann hat man eine Tonleiter. Dann kann man schon alles pfeifen.“ Auf Arien von Mozart sei besonders leicht zu pfeifen, bei Richard Wagner müsse man schon härter trainieren.

Im Kolomanisaal des Stift Melk pfiff Habjan eineinhalb Stunden lang. Darunter vier Arien aus Mozarts „Idomeneo“, zwei aus Verdis „Rigoletto“ oder aus Rossinis „Der Barbier von Sevilla“. „Es ist extrem anstrengend, weil die Arien pfeife ich auswendig. Es geht eher aufs Hirn, obwohl die Mundmuskeln auch sehr gut trainiert sind“, beschreibt der Kunstpfeifer die seltene Musikart. Begleitet wurde er von der Wiener Neustädter Pianistin Ines Schüttengruber am Klavier sowie auf der Orgel.

„Nessun dorma“ von Habjan und Schüttengruber

Besonders bejubelt wurde die gepfiffene Interpretation von „Nessun dorma“ aus Giacomo Puccinis „Turandot“.

Die Begleitung mit der Orgel feierte im Stift Melk Premiere, so Schüttengruber: „Das kommt uns für die Barockmusik sehr entgegen. Wir werden Händel und Mozart mit der Orgel musizieren. Damit hat man den großen Vorteil, ein bisschen Orchester darstellen zu können.“ Die Pianistin ist auch Intendantin der Sommerkonzerte Melk. Mit „Luftkunst“ trat das Duo heuer bereits in der Elbphilharmonie Hamburg und bei den Bregenzer Festspielen auf.

Das Pfeifkonzert gefiel dem Publikum: „Das Volumen des Pfeifens ist unwahrscheinlich gut“, sagte ein Zuhörer. „Er schlüpft ja mit jeder Arie in eine andere Persönlichkeit und stellt auch die Stimmung des Lieds so perfekt dar“, fand eine Frau. Eine zweite Dame schloss sich ihr an: „Endlich einmal Oper ohne Text und man versteht alles besser.“

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Regisseur und Kunstpfeifer Nikolaus Habjan im Kolomanisaal des Stift Melk im Rahmen der Sommerkonzerte 2019
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Eineinhalb Stunden spielten und pfiffen Schüttengruber und Habjan Mozart, Rossini oder auch Verdi
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Nikolaus Habjan ist regelmäßiger Gast am Burgtheater Wien, am Residenztheater München oder auch am Schauspielhaus Zürich
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Die Wr. Neustädterin Ines Schüttengruber begleitete Nikolaus Habjan auf Klavier und Orgel

Mit Pfeifen für die Oper begeistern

Das Verständnis für die Oper stärken und seine Leidenschaft für die Werke mit dem Publikum teilen – das ist unter anderem Habjans Anspruch: „Meine Philosophie ist, eine Brücke zum Publikum zu bauen. Und zwar eine Brücke zu einem opernversierten Publikum, aber genauso zu jemanden, der überhaupt nichts mit Oper am Hut hat.“

Das Publikum in Melk feierte Habjan mit Standing Ovations. Der Kunstpfeifer bedankte sich mit drei Zugaben, darunter auch die anspruchsvolle Arie der Königin der Nacht aus „Die Zauberflöte“. Habjan und Schüttengruber sind mit „Luftkunst“ unter anderem zu Silvester im Konzerthaus Wien und kommendes Jahr in der Berliner Oper zu hören.