Mehr als ein Jahr nach dem folgenschweren Unfall in Völlerndorf (Bezirk St. Pölten) muss sich am Mittwoch der Lokführer der Mariazellerbahn am Landesgericht St. Pölten verantworten. Dem Mann werden fahrlässige, teilweise schwere Körperverletzung sowie fahrlässige Gemeingefährdung angelastet. Bereits im März hatte eine erste Verhandlung stattgefunden, die jedoch vertagt wurde, um ein internistisches Gutachten über den Gesundheitszustand des Angeklagten erstellen zu lassen.
Angeklagter sprach von „Blackout“ vor Unfall
Der 26-jährige Angeklagte hatte bei der ersten Verhandlung angegeben, zum Zeitpunkt des Unfalls am 26. Juni 2018 ein „Blackout“ gehabt zu haben und sich an den Unfall selbst auch nicht mehr erinnern zu können. Ein Sachverständiger sollte daher bis zur nächsten Verhandlung abklären, ob der Triebwagenführer vor dem Unfall eine Synkope, also eine rasch einsetzende Ohnmacht, erlitten haben könnte.
Der Verteidiger des Angeklagten hatte im März einen Freispruch für seinen Mandanten gefordert, der ein "überaus korrekter, genauer und penibler“ Mensch sei. Der Untersuchungsbericht belastet den Lokführer hingegen.
Bis zu zwei Jahre Haft möglich
Der polizeiliche Endbericht zeigte, dass der Zug in einer Kurve deutlich schneller als mit den an dieser Stelle erlaubten 35 km/h unterwegs gewesen war. Daraufhin entgleiste ein Waggon und die hinteren Wagen fuhren auf die vordere Garnitur auf. Vier Passagiere wurden bei dem Unfall damals schwer, 28 weitere leicht verletzt. Der Schaden lag im zweistelligen Millionenbereich. Im Falle einer Verurteilung drohen dem 26-jährigen Lokführer bis zu zwei Jahre Haft.