Demenz Vergesslichkeit Alzheimer
APA/dpa-Zentralbild/Jens Kalaene
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Gesundheit

Demenz-Service wird flächendeckend ausgebaut

Das Demenz-Service ist bisher als Pilotprojekt in einigen Bezirken getestet worden. Bis 2050 erwarten Experten jedoch eine starke Zunahme an Betroffenen. Das Land will die Initiative nun gemeinsam mit der Niederösterreichischen Gebietskrankenkasse flächendeckend ausbauen.

Etwa 22.000 Personen in Niederösterreich leiden derzeit an einer der zahlreichen Formen von Demenz. Schätzungen zufolge könnte sich diese Zahl bis zum Jahr 2050 verdoppeln. Gleichzeitig sind aber auch schon jetzt deutlich mehr Menschen von der Krankheit betroffen, so wird Demenz oft auch als die Krankheit der Angehörigen bezeichnet.

Die Basis des Demenz-Service Niederösterreich ist eine Hotline, die man auch anonym anrufen kann. Der Weg über die Hotline sei bewusst niederschwellig angesetzt, erklärte der Leiter des Demenz-Service beim Niederösterreichischen Gesundheits- und Sozialfonds (NÖGUS), Andreas Schneider bei einer Pressekonferenz am Mittwoch. Denn Demenz sei nach wie vor ein Tabuthema, über das weder Betroffene noch Angehörige gerne reden.

Demenz-Service bedeutet auch Betreuung

Die Hotline selbst macht keine Beratungen, leitet die Anruferinnen und Anrufer aber zu den Service-Centern der Gebietskrankenkasse (NÖGKK), die ab dem Jahr 2020 flächendeckend mit Demenz-Infopoints ausgestattet werden, weiter. Zudem können von zuhause Beratungstermine vereinbart werden. Damit will man den Betroffenen helfen, die vielfältigen Angebote leichter zu durchschauen. NÖGUS-Vorsitzender Martin Eichtinger betonte, dass „Demenz-Service auch Betreuung bedeute“. Niederösterreich habe dazu ein großes Netzwerk, etwa die psychiatrischen Abteilungen in den Landeskliniken sowie verschiedene ambulante und mobile Strukturen.

Die Kosten von 654.000 Euro für die Ausweitung des Demenz-Service teilen sich Land und Gebietskrankenkasse. NÖGKK-Direktorin Martina Amler betonte: „Nur mit der Kombination von Maßnahmen, Know-How und Anlaufstellen können wir die Menschen dort abholen, wo sie unsere Hilfe benötigen. Wohnortnah, niederschwellig und zum richtigen Zeitpunkt.“ Sowohl Betroffenen als auch Angehörigen müsse mit Aufklärung vor allem die Angst genommen werden.

Lebensqualität drei Jahre verlängern

Wichtig ist laut Schneider, dass Demenz so früh wie möglich erkannt wird. Denn mit Medikamenten lasse sich die Lebensqualität mittlerweile um zwei bis drei Jahre verlängern. Die ersten Symptome lassen sich laut Schneider leicht erkennen: „Wenn ich etwa in meiner eigenen Wohnung die richtige Tür nicht finde, also Kabinett und Küche vertausche. Wenn das wiederholt vorkommt, wird es schon etwas bedenklich.“ Oder auch, wenn man beim Rückwärtseinparken, etwa in der Garage, immer wieder an derselben Stelle anfährt.

Das wichtigste sei in so einem Fall mit dem Betroffenen würdevoll umzugehen, rät Schneider: „Nicht schimpfen, weil etwas passiert ist. Sonst zieht sich die Person zurück. Man merkt ja am Beginn seiner Demenz, dass etwas nicht stimmt und man schämt sich dafür und will eine Diagnose nicht wissen oder vermeiden.“ Umso wichtiger sei es, dass die Bevölkerung – auch durch das Demenz-Service – dafür noch mehr sensibilisiert wird.

„Demenz-Parcours“ will Sensibilität schaffen

Ergänzend zum neuen Demenz-Service startet das Land im September eine Veranstaltungsserie. Unter dem Motto „Miteinander ins Durcheinander des Alters“ können gesunde Personen bei verschiedenen Stationen ausprobieren, wie demente Menschen ihre Umwelt erleben. Damit will man für das Tabuthema Demenz mehr Verständnis und Sensibilität schaffen.