Kultur

Ein Austropop-Abend für die Ewigkeit

Wolfgang Ambros, Opus, Boris Bukowski, Schiffkowitz und Wir 4: Einige der ganz Großen der Austropop-Szene sind am Samstagabend beim Kultursommer in Purkersdorf (Bezirk St. Pölten) auf der Open-Air-Bühne gestanden. Tausende Fans erlebten einen Konzertabend, den man wohl nicht so schnell wieder vergessen wird.

Der 72-jährige Schiffkowitz, der 67-jährige Wolfgang Ambros und der 73-jährige Boris Bukowski stehen nebeneinander auf der großen Bühne am Purkersdorfer Hauptplatz. Schiffkowitz klopft Ambros kurz anerkennend auf die Schultern, dann stimmen die drei Austropop-Legenden den Refrain an: „Für immer jung.“ Die heimliche Nationalhymne Österreichs, „I am from Austria“, die darauf folgte, geriet unerwartet fast zur Nebensache.

Opus kam ohne Stimme

Fans, Veranstalter, die Stadtgemeinde – alle waren sich einig, dass über dieses Konzert vermutlich noch in vielen Jahren gesprochen wird. Dabei hatte alles mit einer schlechten Nachricht begonnen. Opus-Sänger Herwig Rüdisser musste sich einer Herz-OP unterziehen. Die Band strich daraufhin mehrere Konzerte aus ihrem Terminkalender, jenes in Purkersdorf aber nicht.

Nach mehr als 40 Jahren, in denen die Band auf der Bühne steht, wurde der große Hit „Live is life“ in der Wienerwaldgemeinde erstmals ohne die bekannte Stimme von Opus gespielt. „Heute ist der erste Tag ohne Herwig auf der Bühne. Wir hoffen, dass wir es gut hinbringen“, sagte Opus-Gitarrist Ewald Pfleger vor dem Konzert gegenüber noe.ORF.at. „Es wird aber wahrscheinlich keine Wiederholung dieses Konzerts geben.“

Fotostrecke mit 9 Bildern

Wolfgang Ambros und Wir4 auf der Open-Air-Bühne am Hauptplatz in Purkersdorf
ORF/Koppensteiner
Wolfgang Ambros und Wir4 – oder wie Ambros sagte: „Wir4 plus eins“
Publikum vor der Open-Air-Bühne am Hauptplatz in Purkersdorf
ORF/Koppensteiner
Tausende Fans feierten die Austropop-Legenden in Purkersdorf
Schiffkowitz auf der Open-Air-Bühne am Hauptplatz in Purkersdorf
ORF/Koppensteiner
Schiffkowitz war einer der „Aushilfssänger“ bei Opus
„Opus und Freunde“ auf der Open-Air-Bühne am Hauptplatz in Purkersdorf
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„Na na na na na“: Für den Opus-Hit „Live is life“ wurden Boris Bukowski, Schiffkowitz und der Sohn von Opus-Gitarrist Ewald Pfleger zu Backgroundsängern
Publikum vor der Open-Air-Bühne am Hauptplatz in Purkersdorf
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Das Ziel der Open-Air-Konzerte, den Hauptplatz zu beleben, ist offensichtlich erreicht
Publikum vor der Open-Air-Bühne am Hauptplatz in Purkersdorf
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Zahlreiche Fans wollten sich diesen Abend nicht entgehen lassen
Wolfgang Ambros und Wir4 auf der Open-Air-Bühne am Hauptplatz in Purkersdorf
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Wolfgang Ambros performte mit der ehemaligen Austria-3-Begleitband, die mittlerweile Wir4 heißt
Wolfgang Ambros und Wir4 auf der Open-Air-Bühne am Hauptplatz in Purkersdorf
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„Zwickt’s mi, I glaab I tram! Des derf net wohr sein, wo sammer daham?“
Open-Air-Bühne am Hauptplatz in Purkersdorf
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Schiffkowitz ließ begleitet von der Opus-Band auch einige STS-Nummern aufleben

Mit Boris Bukowski und dem ehemaligen Sänger von STS, Schiffkowitz, holte man sich prominenten Ersatz. Bukowski performte begleitet von der Opus-Band „Trag meine Liebe wie einen Mantel“, „Gibt´s ein Leben vor dem Tod“ und „Kokain“. Schiffkowitz griff für die STS-Nummern „Gib des Bandl aus de Hoa“, „Überdosis G’fühl“ und „Fürstenfeld“ zu Gitarre und Mikrophon. Den Abschluss bildete der große Opus-Hit „Live is life“ mit Bukowski, Schiffkowitz und Ewald Pflegers Sohn als Backgroundsänger.

Neunteufel: „Die mögen sich alle“

Seit 2002 finden in Purkersdorf im Sommer die Open-Air-Konzerte statt. Die Idee stammt von Szenewirt Niki Neunteufel, der das Lokal „Nikodemus“ betreibt, und mit den Konzerten ursprünglich den Hauptplatz beleben wollte. Pressetermine und Interviews ist Neunteufel mittlerweile gewöhnt, Fragen wurden ihm schon viele gestellt – eine aber nicht: „Die meisten fragen, was die Organisation betrifft oder was die Stars gerne essen. Die Frage, wie man die Künstler auswählt, warum gerade der an dem Tag da ist, das hat mich noch niemand gefragt.“

Sendungshinweis

„NÖ heute“, 1.9.2019

Nun, warum eigentlich? „Ich habe schon viele Konzerte mit Austropop-Stars gemacht: Opus, Boris Bukowski, STS, Wolfgang Ambros. Aber immer einzeln und es war immer mein Traum, dass ich alle gemeinsam machen möchte. Es ist sehr schwierig, Künstler zu finden, die untereinander so harmonieren, dass die Aussicht, dass das ein toller Abend wird, groß ist. Es gibt in jeder Branche Eifesüchteleien und Zickereien. Die Künstlerauswahl heute ist die Idealbesetzung. Die mögen sich alle untereinander, da muss keiner mehr beweisen, dass er toll ist, weil jeder so viele Erfolge im Leben hatte, dass er bereits über den Dingen steht“, sagt Neunteufel im ORF-NÖ-Interview.

Wenn Opus STS spielt

„Fürstenfeld“, gesungen von Schiffkowitz und gespielt von der Opus-Band: eine Konstellation, die man so schnell nicht wieder erleben wird.

Musikerpension für Ambros kein Thema

Ein Austropop-Abend in Purkersdorf ohne Wolfgang Ambros ist natürlich fast ein Ding der Unmöglichkeit. Obwohl gesundheitlich schwer angeschlagen – der 67-Jährige betrat mit Krücken die Bühne – ließ sich der Wahltiroler auch dieses Mal nicht zweimal bitten. Die Auftritte würden ihm „Selbstvertrauen“ geben, sagt Ambros gegenüber noe.ORF.at. Eine Musikerpension ist für ihn kein Thema. „Man denkt daran, aber so richtig geben tut es sie nicht.“ Der ehemalige Protagonist von Austria 3 bestritt mit der ehemaligen Begleitband, die mittlerweile Wir4 heißt, den zweiten großen Programmteil in Purkersdorf, die besten Hits von „Zwickts mi“ bis „Schifoan“ inklusive.

Das Publikum war begeistert. „Es freut mich, dass man wieder mal den Wolferl zu sehen bekommt. Man hat richtig gesehen, wie er auf der Bühne aufgeblüht ist“, sagt Karl Melmuka aus Wien. Auch für Daniel Elias, ebenfalls aus Wien, und seine Freundin war es ein Abend, der nicht so schnell wieder in Vergessenheit geraten wird. „Sensationell, ich habe fast bei jedem Lied geweint“, sagt Elias. „Bei Austropop muss man einfach Gefühle zeigen und weinen.“