Campus Krems der IMC FH Krems
ORF / Novak
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Bildung

IMC Krems: 3.000 Studierende in 25 Jahren

Seit 25 Jahren hat Krems eine Fachhochschule. Von Beginn an international ausgerichtet, verzeichnet die IMC FH Krems mittlerweile 3.000 Studierende in 27 Studiengängen. Der Wachstumskurs wird auch weiterhin fortgesetzt.

„Internationales Management Center“: Dafür stehen die drei Buchstaben im Namen der Hochschule, die vielen Außenstehenden ein Rätsel sind. In der Woche vor dem Semesterstart ist es in den Gängen und Hörsälen in Krems noch ruhig. Nächste Woche startet für die ersten Studiengänge das neue akademische Jahr. Spätestens Ende September werden wieder etwa 3.000 Studierende aus mehr als 50 Ländern in Vorlesungen sitzen, Übungen absolvieren und für Prüfungen lernen.

Das Studienangebot wird laufend ausgebaut – auch heuer. So startet in den nächsten Tagen erstmals der englischsprachige Bachelor-Studiengang „Informatics“ (Informatik). Den ebenfalls englischsprachigen Studiengang „Applied Chemistry“ (Angewandte Chemie) gibt es zwar schon seit letztem Jahr, erst seit heuer sind die 20 Studienplätze nun allerdings fixiert und längerfristig ausfinanziert.

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Der Studiengang „Applied Chemistry“ ist seit heuer permanent an der IMC FH Krems angesiedelt

„Wir sind im Vorjahr mit einer etwas kleineren Kohorte gestartet. Heute ist der Studiengang komplett voll. Wir haben sogar mehr Bewerber, als wir aufnehmen können. Wir sind sehr glücklich, dass wir so breite Akzeptanz gefunden haben“, sagt Studiengangsleiter Uwe Rinner. Es sei ein international und praktisch ausgerichtetes Studium, das einen Schwerpunkt auf Umwelt setzt. „Wir haben die Umweltthematik generell mit Recyclingverfahren, Green Chemistry, also umweltschonenden Methoden, integriert“, erklärt Rinner.

Anfang mit 42 Studierenden

Es ist heuer für die Hochschule generell ein besonderes Jahr, denn vor genau 25 Jahren fingen die ersten 42 Kremser Studierenden mit ihrem ersten Fachhochschul-Semester an. Das war 1994, als Fachhochschulen in Österreich noch als Neuheit und Rarität galten. Erst ein Jahr zuvor, im Herbst 1993, waren mit dem Fachhochschul-Studiengesetz bundesweit überhaupt die rechtlichen Grundlagen dafür geschaffen worden.

Die ersten Lehreinheiten wurden in Räumlichkeiten in der Piaristengasse in der Kremser Altstadt abgehalten. Dort befand sich laut FH bereits im Jahr 1616 ein Gymnasium der Jesuiten. Heute ist in dem Gebäude der International Campus der Fachhochschule untergebracht. In 13 Hörsälen fanden vor allem Einheiten der englischsprachigen Studiengängen statt.

Ständiges Wachstum: Neue Standorte

Grenzüberschreitend geht es auch in der Gozzoburg, ebenfalls in der Altstadt gelegen, zu. Im ehemaligen Stadtpalais wurden bereits vor etwa 750 Jahren erstmals nachweislich Schüler unterrichtet. Seit 2017 mietet die Hochschule 1.000 Quadratmeter von der Stadt an. Auch hier verbringen internationale Studierende viel Zeit, sind in dem Areal doch etwa das International Welcome Center und das International Language Center untergebracht.

Das Herzstück der Fachhochschule befindet sich jedoch woanders, am 2005 eröffneten Campus in Krems-Stein, den sie sich mit der Donau-Universität und der Österreichischen Filmgalerie teilt. Insgesamt 10.000 Menschen studieren dort – in direkter Nachbarschaft zur Justizanstalt Stein und zur Kunstmeile Krems. Gut ein Fünftel dieser Studierenden gehören zur FH Krems.

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Noch sind die Hörsäle vor Semesterbeginn leer

Immer wieder Platzprobleme

Der Platz in der Piaristengasse sei in den ersten Jahren bald zu knapp geworden, erzählt der FH-Gründer, langjährige Geschäftsführer und aktuelle Aufsichtsratsvorsitzende Heinz Boyer: „Wir wollten das Dach ausbauen, das wurde aber nicht erlaubt. Dann haben wir im Keller attraktive Seminarräume implementiert.“ Das Land sei anschließend mit den Campus-Plänen an ihn herangetreten. „Auf der einen Seite wollten wir die Piaristen halten, auf der anderen Seite wollten wir den neuen Weg mitgehen. So haben wir uns geteilt. Jetzt haben wir beides, Tradition und Moderne.“

Die moderne Architektur des Architekten Dietmar Feichtinger ist eng mit der alten Tabakfabrik verbunden. Dem Industriebau aus dem vorigen Jahrhundert wurde dabei eine neue Fassade aus Stahl, Glas und Aluminium gegenübergestellt, wobei die transparente Architektur eine nahezu uneingeschränkte Sicht auf die umliegenden Weinberge ermöglicht. Bereits nach wenigen Jahren wurde jedoch schon wieder der Platz knapp und ein weiteres Gebäude notwendig. Im 2011 eröffneten Zubau am Campus sind seither die Gesundheitswissenschaften zusammengefasst.

25 Projekte für 25 Jahre

Zum 25-jährigen Jubiläum der Hochschulgründung gibt es heuer keinen Festakt. „Wir wollten öfter feiern und der Gesellschaft in 25 Projekten in den Bereichen Nachhaltigkeit und Soziales etwas zurückgeben“, sagt die aktuelle Geschäftsführerin Ulrike Prommer. „Wir hatten zum Beispiel eine öffentliche Vorlesung, wir haben Nachhilfe gegeben, wir haben zum Beispiel eine Zero-Waste-Challenge gemacht, wir haben für soziale Projekte Geld gesammelt.“ Man könne sich das vorstellen „wie einen Adventkalender, wo die Türchen aufgehen und immer ein Projekt vorgestellt wird.“

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Eines der Projekte zum Jubiläum ist eine Bücherbörse in der Lounge am Campus

Eine von Beginn an große und immer noch wachsende Rolle spielt für die IMC FH Krems die Zusammenarbeit mit anderen Hochschulen in aller Welt. Erst im April reisten Verantwortliche etwa nach Vietnam, wo die Kremser Hochschule seit mehr als zehn Jahren aktiv ist. Mit der Saigon Universität in Ho-Chi-Minh-Stadt arbeitet sie seit fünf Jahren zusammen.

China, Lettland, Usbekistan: Viele Länder, ein Ziel

Unter anderem dort werden Studiengänge angeboten, die direkt aus Niederösterreich exportiert sind. Die Vortragenden kommen zum Teil aus Österreich. Auch bei den Absolventinnen und Absolventen in Vietnam handelt es sich offiziell um Studierende der IMC FH Krems, Teile der Ausbildung finden auch in Niederösterreich statt – mehr dazu in Vietnam: IMC-Studenten feierten Sponsion (noe.ORF.at; 15.4.2019).

Doch nicht nur mit Vietnam gibt es derartige Kooperationen. Verträge hat man in den vergangenen Jahrzehnten auch mit Hochschulen in China, Lettland, Aserbaidschan, Usbekistan und der Ukraine abgeschlossen. Nächste Woche gebe es schon einen Termin mit dem russischen Botschafter „und Sie können versichert sein, dass ich mit ihm besprechen werde, wie wir uns mit Moskau oder mit anderen Städten vernetzen werden“, sagt Gründer Heinz Boyer. Der nächste Schritt werde dann voraussichtlich jener nach Weißrussland sein.

Neuer Studiengang „Biblisches Reisen“ ab 2020

Das ist Teil einer größeren Wachstumsstrategie, die noch lange nicht an ihrem Ende angekommen ist. Die Zahl der Studierenden in Krems soll in der nächsten Zeit um 500 auf 3.500 steigen, jene der Kremser Studierenden in aller Welt von 500 auf 700, sagt Geschäftsführerin Prommer. Dadurch wird der Platz schon wieder eng. „Es soll eine Erweiterung am Campus kommen, auf die wir schon sehr dringend warten“, kündigt sie an.

Fix ist jedenfalls bereits ein Lehrgang, der im nächsten Jahr starten soll. Es handelt sich dabei um eine Kooperation mit der Philosophisch-Theologischen Hochschule Benedikt XVI Heiligenkreuz. Ab Herbst 2020 können Interessierte in Krems den Master-Lehrgang „Biblisches Reisen“ absolvieren. Sie sollen darin unter dem biblischen Motto „Führe uns ins Weite“ lernen, religiöse Reisen in Länder der biblischen Welt zu planen und durchzuführen. Exkursionen sind im Rahmen des Studiums etwa nach Rom und nach Israel vorgesehen – ein weiteres, wenn auch nicht alltägliches Beispiel, für die internationale Ausrichtung in Krems.