Apotheke
APA/BARBARA GINDL
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Gesundheit

Große Sorge um Landapotheken

Ein neuerlicher Vorstoß der Ärzte, die Medikamentenabgabe in die Ordinationen zu verlegen, sorgt für Aufregung. Wie auch der „Kurier“ berichtete, sieht die Apothekerkammer vor allem Apotheken in ländlichen Gemeinden gefährdet.

Die Initiative „Plattform Einarztgemeinde“ stieß vor kurzem die langwierige Diskussion erneut an. Sie will eine Änderung des Apothekergesetzes, wonach Ärzten für Allgemeinmedizin in „Ein-Kassenvertragsarzt-Gemeinden“ die Bewilligung für ärztliche Hausapotheken ohne Einschränkungen, also ohne Einhaltung eines Mindestabstandes zu den öffentlichen Apotheken, ermöglicht werden soll. Derzeit ist ein Abstand von sechs Kilometern zur nächsten öffentlichen Apotheke vorgeschrieben, damit ein Landarzt eine Apotheke führen kann.

Sollte diese Beschränkung aufgehoben werden, „bedeutet es die Abschaffung der österreichischen Apotheke“, sagte Peter Gonda, Präsident der niederösterreichischen Apothekerkammer, gegenüber noe.ORF.at. In Niederösterreich wären von 239 öffentlichen Apotheken etwa 164 Apothekenbetriebe „akut von einer Schließung bedroht“, hieß es bei der niederösterreichischen Apothekerkammer. „Der Interessenkonflikt, dass ein Arzt Medikamente verkauft, ist weltweit bekannt und in den meisten Ländern ist es ein No-Go“, sagt Gonda.

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Den Medizinermangel werde man damit nicht beheben, meint Gonda weiter. Am Dienstagnachmittag fand – angestoßen durch die aktuellen Debatten – ein Landapothekenausschuss in Wien statt. „Wir werden uns damit beschäftigen, wie man der Politik klarmachen kann, wo der österreichische Stellenwert der Apotheke ist“. Gonda verstehe die Apotheke als „lokale Ansprechinstitution“. Sie müsse gestärkt werden, um eben das System zu entlasten.

Ärztekammer will „Patientenservice verbessern“

Die Ausweitung der Hausapotheken würde „schlagartig die patientennahe Versorgung und das Patientenservice verbessern“ entgegnete die Ärztekammer und bekräftigte einmal mehr ihre langjährige Forderung. „Wenn Sie am Land Hausarzt sind, ein Rezept schreiben und genau wissen, dass der Patient keine Angehörigen hat, die das Medikament holen können, kommen Sie sich komisch vor“, sagte Christoph Reisner, Präsident der niederösterreichischen Ärztekammer, gegenüber noe.ORF.at. „In so einer Situation sind viele Landärzte sehr häufig. Darum ist die Forderung nach einer Erstversorgung gerechtfertigt und im Sinne der Patienten.“

Jeder Facharzt, jeder Allgemeinmediziner hätte dann Reisner zufolge die Möglichkeit, Medikamente für Akutbehandlung sofort auszuhändigen. Das sei auch der Wunsch der Patienten, so Reisner. „Es ist sinnlos herumzudiskutieren“. Reisner verwies auf das Beispiel der Schweiz, wo in manchen Kantonen Ärzte Hausapotheken führen. „Trotzdem ist die Zahl der Apotheken gestiegen.“ Der Mangel an Landärzten wäre mit der Aufhebung der Beschränkung nicht behoben, „aber es wäre ein Teil, der den Beruf wieder attraktiver macht“.

Reisner plädierte für eine „gemeinsame Medikamentenversorgung. Ärzte und Apotheker sollen legal zusammenarbeiten im Sinne der Patienten“. Von Seiten der niederösterreichischen Ärztekammer seien derzeit keine Schritte geplant. „Wir schauen, ob und wie die Politik regiert“.