Wissenschaft

IST-Professor erhält deutsche Carus-Medaille

Die Deutsche Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina würdigt die Forschungsarbeiten des IST Austria Entwicklungsbiologen Carl-Philipp Heisenberg. Ende September wird er mit der Carus-Medaille in Halle (Deutschland) ausgezeichnet.

Der Entwicklungsbiologe Carl-Philipp Heisenberg erforscht die Embryonalentwicklung von Wirbeltieren. Welche Prozesse steuern Form und Gestalt eines Embryos? Als Modellorganismus für seine Forschung verwendet er Zebrafische, weil deren frühe Entwicklung der des Menschen sehr ähnlich ist. Heisenberg interessiert sich für die Vorgänge nach der Teilung der befruchteten Eizelle, wenn Zellwanderung, Zelladhäsion und Zellpolarisierung eine besondere Rolle spielen. Diese Prozesse sind auch die Grundlage für die Entwicklung vielzelliger Strukturen wie Gewebe und Organe.

Seine Untersuchungen entkräfteten etwa die These, dass primär Zelladhäsion für die Zellsortierung im Zuge der Gastrulation verantwortlich sei. In aktuelleren Arbeiten wendet sich Heisenberg mit seinem Team verstärkt der Biophysik zu. Dabei konnte er belegen, dass mechanische Kräfte eine wesentlich größere Rolle in der Embryogenese einnehmen, als bisher bekannt war. Die Arbeiten von Heisenbergs Forschungsgruppe könnten sich in Zukunft auch auf die Medizin auswirken, da etwa Immun- oder Krebszellen viele ähnliche Eigenschaften aufweisen wie embryonale Zellen.

Seit 2010 Professor in Klosterneuburg

Carl-Philipp Heisenberg studierte Biologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München und promovierte 1997 in der Arbeitsgruppe der Nobelpreisträgerin Christiane Nüsslein-Volhard am Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie in Tübingen. 2010 nahm er eine Professur am Institute of Science and Technology (IST) Austria in Klosterneuburg an. Heisenberg wurde 2017 ein Advanced Grant des Europäischen Forschungsrats ERC verliehen und erhielt den Würdigungspreis des Landes Niederösterreich. Seit 2015 ist er Mitglied der Leopoldina.

Die Carus-Medaille wurde anlässlich des 50. Professorenjubiläums des XIII. Präsidenten der Leopoldina, Carl Gustav Carus (1789–1869), gestiftet und erstmals im Jahr 1896 vergeben. Sie würdigt bedeutende wissenschaftliche Entdeckungen oder Forschungsleistungen jüngerer Wissenschaftlern auf einem in der Leopoldina vertretenen Gebiet. Zu den bisherigen Preisträgern gehören Jacques Monod (1965), Christiane Nüsslein-Volhard (1989) und Stefan Hell (2013).

Seit 1961 ist sie mit dem von der Stadt Schweinfurt ─ Gründungsort der Leopoldina ─ gestifteten und mit 5.000 Euro dotierten Carus-Preis verbunden. 2019 wird die Carus-Medaille an zwei österreichische Wissenschafter übergeben, die zweite Preisträgerin ist die Informatikerin Monika Henzinger von der Universität Wien.