Südbahnhotel von außen
Philipp Hütter
Philipp Hütter
Kultur

Südbahnhotel als Semmering-Kulturmagnet

Das an sich geschlossene Südbahnhotel erweist sich als Kulturmagnet am Semmering. Mehr als 10.000 Gäste haben im Sommer die Vorstellungen des Festivals „Kultur.Sommer.Semmering“ besucht. Das ist ein Rekord. Vor fünf Jahren startete die Veranstaltungsreihe mit rund 4.000 Besuchern.

Auf zwei Säulen fußt der Erfolg des Mehrsparten-Festivals „Kultur.Sommer.Semmering“. Einerseits sind es die Stars der Kulturszene, die das Publikum anziehen, andererseits ist es der mondäne Charme der vergangenen Größe des historischen Grand Hotels, der das Publikum ins Südbahnhotel lockt.

Publikumslieblinge wie Senta Berger, Karl Markovics, Angelika Kirchschlager, Alfred Dorfer, Birgit Minichmayr, Harri Stojka, Gerti Drassl, Erwin Steinhauer, Elisabeth Orth oder Peter Simonischek präsentierten ihr selbst zusammengestelltes Programm im historischen Rahmen der Semmeringhotels. Das dürfte sich in den vergangenen Jahren offensichtlich erfolgreich herumgesprochen haben. Die Verdoppelung der Besucherzahlen in den vergangenen fünf Jahren auf 10.000 spricht für sich.

Veranstaltungsraum im Südbahnhotel
Christoph Schubert
Nur acht Wochen im Jahr kann dieser Saal vom Publikum genossen werden

Übersiedlung als Glücksfall

Nachdem die bisherige Hauptspielstätte, das Semmeringer Kurhaus, kurzfristig nicht mehr bespielt werden durfte, wurde das gesamte Festival knapp vor beginn der Spielzeit in die Räumlichkeiten des berühmten Grand Hotels verlegt. „Was kurz vor Beginn des Festivals noch wie ein organisatorischer Supergau angemutet hatte, erwies sich während der Zeit der Festspiele geradezu als Glücksfall“ schildert Intendant Florian Krumpöck. „Es war zutiefst beglückend mitzuerleben, welche Magie und Inspiration dieses wunderbare Gebäude sowohl auf die Künstler als auch auf das Publikum ausübt.“

Ein besonderes Anliegen ist es dem Festivalleiter Krumpöck die Werke jener Literaten ins Programm aufzunehmen, die bereits um die Jahrhundertwende ihre Sommerfrische am Semmering verbrachten. Er folgt damit jenen lokalhistorischen Anknüpfungen, die Peter Loidolt mit den Festspielen Reichenau einst im Südbahnhotel vor Jahrzehnten begonnen hat. Er tat dies mit ausgewählten groß inszenierten Theaterstücken. Krumpöck hingegen punktete mit 58 Veranstaltungen im kleinen, quasi kammermusikalischen, Rahmen.

Großer Saal im Südbahnhotel
Christine Khom
Hier tanzten und speisten einst Künstler wie Stefan Zweig und Arthur Schnitzler

Stefan Zweig und das „Menu á la Belle Èpoque“

So werden innerhalb der Reihe „Literarische Sommerfrische“ über mehrere Jahre hinweg sämtliche Novellen Stefan Zweigs dem Publikum durch einige der beliebtesten Schauspieler und Schauspielerinnen wieder zu Gehör gebracht. Arthur Schnitzler, Hugo von Hofmannsthal, Alfred Polgar, Peter Altenberg oder Karl Kraus, allesamt ehemalige Gäste des Südbahnhotels, sollen hier wieder besondere Aufmerksamkeit erfahren.

Mit einem von der Jahrhundertwende inspirierten „Menu á la Belle Èpoque“ wurde das Lebensgefühl des „Fin de Siècle“ dabei auf ganz besondere Art und Weise heraufbeschworen: „Nach über 40 Jahren ist es im Anschluss an viele Vorstellungen nun möglich, im Südbahnhotel wieder zu tanzen, zu soupieren und den Abend wie bereits vor 100 Jahren genussvoll ausklingen zu lassen“, schwärmt der Intendant. Florian Krumpöck hofft nun, dass das Südbahnhotel langfristig für kulturelle Veranstaltungen erhalten bleibt.