Chronik

„Kalte Spuren“: Serienbankräuber flüchtig

Eine Bankraubserie gibt den Ermittlern seit 2012 Rätsel auf. In der Reihe „Kalte Spuren“ widmet sich der ORF NÖ dem nach wie vor flüchtigen Bankräuber. Er soll zwischen 2012 und 2016 in den Bezirken Neunkirchen und Wiener Neustadt vier Banken überfallen haben.

Am 8. November 2012 ereignete sich in Wimpassing (Bezirk Neunkirchen) der erste Banküberfall dieser Serie. Ein maskierter Mann betrat um 9.55 Uhr die Raiffeisenbank, die es heute dort nicht mehr gibt. Er bedrohte den Angestellten mit einem Messer und forderte die Herausgabe von Bargeld. Ermittler Gerhard Trimmel vom Landeskriminalamt Niederösterreich erinnert sich an den Tatablauf: „Der Bankangestellte händigte ihm das Bargeld aus, dann lief der Täter aus der Bank und flüchtete weiter zu Fuß in Richtung Norden. Er bog dann in ein Siedlungsgebiet ab, wo sich seine Spur verloren hat.“

Überwachungsbilder zeigen den Täter
LPD
Eine Überwachungskamera zeichnete den Überfall in Wimpassing auf

Das Landeskriminalamt nimmt unter der Telefonnummer 059-133-303333 Hinweise entgegen.

Am 7. März 2013 kam es erneut zu einem Banküberfall, diesmal auf die Raiffeisenbank in Urschendorf in der Gemeinde St. Egyden am Steinfeld (Bezirk Neunkirchen). Wie die Aufzeichnungen der Überwachungskamera zeigten, handelte es sich um denselben Täter. Der Mann bedrohte die allein anwesende Bankangestellte mit einem Messer, drängte sie in den Tresorraum und forderte Bargeld. Dann flüchtete der Mann mit seiner Beute. Nach dem Überfall konnten die Ermittler in der Nähe des Tatortes ein Kennzeichen sicherstellen. Auffällig war, dass die Tafel offensichtlich mit Klebeband am Fluchtauto fixiert worden war.

Überwachungsbilder zeigen den Täter
LPD
Aufnahmen vom ersten Überfall in Urschendorf

Bankräuber flüchtete mit silbernem SUV

Am 2. Dezember 2013 schlug der Unbekannte wieder zu und überfiel noch einmal das Geldinstitut in Urschendorf. Dort bedrohte er diesmal zwei Bankangestellte und eine Kundin mit einem Messer. Ein weiterer Bankkunde, der den Überfall mitbekam, konnte dem Täter ins Freie folgen und eine Beschreibung des Fluchtfahrzeuges abgeben.

Demnach handelte es sich um einen silberfarbenen SUV, vermutlich der Marke Hyundai. Der Bankkunde erinnerte sich auch an das Kennzeichen, dadurch konnte die Polizei den Täter zunächst verfolgen, erzählt Ermittler Gerhard Trimmel. Später stellte sich heraus, dass das Kennzeichen unmittelbar vor dem Banküberfall gestohlen worden war.

Überwachungsbilder zeigen den Täter
LPD
Der zweite Überfall in Urschendorf

„Im Zuge der Fahndung konnten wir herausfinden, dass der Täter mit dem Fluchtfahrzeug in Richtung Wiener Neustadt unterwegs war. Dort fuhr er auf den Parkplatz des Metro-Supermarktes, wo wir schließlich die Einsatzkräfte zusammenzogen. Bei der Durchsuchung des Marktes konnten wir die Raubbeute in der WC-Anlage des Restaurants sicherstellen. Vom Täter fehlte allerdings jede Spur.“ Er dürfte mitbekommen haben, dass die Polizei bereits hinter ihm her war. Daher hatte er sich seiner Raubbeute entledigt. Der Mann dürfte sich schließlich unter die Kunden gemischt haben, wodurch er entkommen konnte, heißt es beim Landeskriminalamt.

Täter sprach in bodenständigem Dialekt

Der vierte Überfall ereignete sich am 11. März 2016 auf eine Raiffeisenbank in Theresienfeld (Bezirk Wiener Neustadt). Der maskierte Mann war dabei mit einem Brandbeschleuniger bewaffnet. Erbeuten konnte er nichts, denn als er die Herausgabe von Bargeld forderte, stellte sich ihm ein Kunde entgegen. Dem Mann gelang es, den Täter aus der Bank zu drängen. Er flüchtete mit einem schwarzen Audi.

Die Raubserie im Video

Viermal soll der Täter zugeschlagen haben. Für die Serie „Kalte Spuren“ haben wir die Szenen nachgestellt.

Die Fluchtfahrzeuge – zunächst ein silberner SUV, dann ein dunkler Kombi – könnten entscheidende Hinweise liefern, ist man seitens der Ermittler überzeugt. „Wir stellen uns die Frage, ob jemand eine Person kennt, die 2012 oder 2013 über einen silbernen SUV möglicherweise der Marke Hyundai verfügt hat und 2016 dann auf einen schwarzen Audi A80 oder Audi A4 umgestiegen ist“, sagt Ermittler Gerhard Trimmel.

Dass es sich bei den Banküberfällen immer um den selben Täter gehandelt hat, daran besteht für die Ermittler kein Zweifel. „Wir können davon ausgehen, dass der Täter aus dem Raum Wiener Neustadt oder aus dem südlichen Niederösterreich, etwa dem Bezirk Neunkirchen stammt. Er hat immer in demselben bodenständigen Dialekt gesprochen und auch keine andere Nationalität vorgetäuscht.“

Der Mann war zwischen 30 und 50 Jahre alt und zwischen 1,80 und 1,85 Meter groß, heißt es beim Landeskriminalamt. Alle Wahrnehmungen, die Zeugen im Zusammenhang mit dem Fall gemacht haben, könnten wichtig sein und nun zur Aufklärung des Falles beitragen. Sämtliche Hinweise werden vertraulich behandelt und können rund um die Uhr beim Landeskriminalamt Niederösterreich abgegeben werden.