FridayForFuture-Protestgruppe
APA/Georg Hochmuth
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Bildung

Per Schulausflug zum Klimastreik

Am Freitag wird voraussichtlich der bisher größte Klimastreik der Umweltbewegung „Fridays for Future“ stattfinden. St. Pölten ist die einzige Landeshauptstadt ohne Demonstration. Teilnehmende aus ganz Niederösterreich werden daher nach Wien fahren – auch Schulklassen.

Drei Bundesländer – Wien, Burgenland und Vorarlberg – erklärten den Klimastreik zur schulbezogenen Veranstaltung und ermöglichten es damit Schulklassen, dass sie automatisch während des Schulunterrichts an der Demonstration teilnehmen können. Die Bildungsdirektion Niederösterreich entschied sich gegen diese Vorgehensweise und überlässt die Teilnahme an den Klimademonstrationen den einzelnen Schulstandorten.

Bildungsdirektion „nicht dafür oder dagegen“

„Ob die einzelnen Standorte eine Teilnahme begrüßen oder nicht, sehen wir im Sinne der Schulautonomie ganz klar in der Verantwortung der Schulen“, so Fritz Lengauer, Sprecher der Bildungsdirektion Niederösterreich, gegenüber noe.ORF.at. Während sich die Bildungsdirektion im Vorfeld der letzten großangelegten Protestbewegung im Mai noch generell dagegen ausgesprochen hatte, dass Schulklassen während des Unterrichts an den Klimaprotesten teilnehmen, ist die Einstellung dazu vier Monate später bereits weniger strikt. „Wir sind weder dafür noch dagegen“, so Lengauer.

Damit die Demonstrationsteilnahme während des Unterrichts möglich ist, müssen niederösterreichische Schulen im Schulforum einen Beschluss treffen. Dazu muss das aus Vertreterinnen und Vertretern von Lehrpersonen und Eltern bestehende Schulforum die Klimaproteste zur schulbezogenen Veranstaltung erklären. Selbst mit dem entsprechenden Beschluss muss die Veranstaltung aber auch im Unterricht im Vorfeld bzw. nach dem Besuch behandelt werden. Die Schülerinnen und Schüler müssen bei der Veranstaltung von Lehrpersonen begleitet werden.

Protestierende Jugendliche mit Megafon
APA/Georg Hochmuth
Die Organisatoren rechnen am Freitag mit „Zehntausenden Teilnehmerinnen und Teilnehmern“ aus ganz Österreich

Schulausflüge besonders in Oberstufen genehmigt

Weil St. Pölten die einzige Landeshauptstadt Österreichs ohne eigene Demonstration ist, verwundert es nicht, dass vor allem Schulen aus dem Wiener Umland mit guter Anbindung an die Bundeshauptstadt an Kundgebungen und Protestmärschen der „Fridays for Future“-Bewegung teilnehmen werden. Zahlreiche Protestierende aus Niederösterreich werden dabei gesammelt nach Wien fahren und organisierten sich bereits im Vorfeld. „Um geschlossen fahren zu können, liegen unsere Treffpunkte auch an Bahnhöfen“, so Johannes Stangl, einer der Mitorganisatoren des „Earth Strike“.

In erster Linie werden Klassen aus der Oberstufe während der Unterrichtszeit für einen verbesserten Klimaschutz auf die Straßen gehen. Sandra Spendlhofer beispielsweise, Direktorin des privaten Gymnasiums Sacre Coeur in Pressbaum (Bezirk St. Pölten), genehmigte die Teilnahme für die sechsten und siebenten Klassen: „Da unterhalb der sechsten Klasse noch Schulpflicht herrscht, werden aus unserer Schule keine Unterstufenklassen einen Lehrausflug zu den Demos nach Wien machen, die achten Klassen kommen am Freitag erst von einem Auslandsaufenthalt zurück.“

Wien als Zentrum der Protestbewegung

Einen Schulausflug zu den Klimaprotesten unternehmen neben vier Klassen aus dem Sacre Coeur Pressbaum beispielsweise auch Klassen zahlreicher anderer Gymnasien wie etwa die Bundesgymnasien Frauengasse sowie Biondekgasse aus Baden, das Bundesgymnasium Bachgasse aus Mödling, das Bundesgymnasium Korneuburg, das Bundesgymnasium Schwechat, das Bundesgymnasium Tulln, das Bundesgymnasium Klosterneuburg und das private Mary Ward Gymnasium St. Pölten.

Österreichweit rechnen die Veranstalter mit den „möglicherweise größten Klimaprotesten, die es je gab“, und erhoffen sich einen neuen Teilnehmerrekord. Beim ersten großen Klimastreik im März gingen mehr als 20.000 Schülerinnen und Schüler bzw. Studierende auf die Straße. Im Mai, als auch die Initiatorin der „Fridays for Future“-Bewegung, die 16-jährige Schwedin Greta Thunberg, an der Protestkundgebung in Wien teilnahm, versammelten sich allein in der Bundeshauptstadt bereits mehr als 20.000 junge Menschen. Mittlerweile werden die Klimaproteste von mehr als 65 Organisationen wie etwa dem Roten Kreuz, Amnesty International und Vertreterinnen und Vertretern von Glaubensorganisationen unterstützt.