Insgesamt 900 Feuerwehrleute, Rettungskräfte, Bergespezialisten des Bundesheeres und Suchhundestaffeln trainierten am Samstag bei der Landeskatastrophenschutzübung Seite an Seite. Die Übungsannahme war eine „katastrophale Unwetterfront“, die über den Bezirk Tulln hinweggezogen war und dabei für zahlreiche Alarmierungsfälle gesorgt hatte.
Die Übungsbeispiele reichten dabei von einem Hochwasser in Rust im Tullnerfeld über einen Waldbrand in Sieghartskirchen und ein Blackout in Großweikersdorf bis zu einem Schiffsunglück in Tulln, einem Schadstoffunfall in Grafenwörth oder einer Gasexplosion in Klosterneuburg. Im Einsatz standen bei dem großangelegten Übungsszenario neben den Einsatzkräften auch 80 Menschen, die Verletzte darstellten.
Unwettereinsätze werden mehr
„Der Mehrwert dieser Übung ist, dass alle Einsatzkräfte organisationsübergreifend zusammenarbeiten“, so Übungsleiter Stefan Kreuzer. Dass die Unwettereinsätze die Einsatzkräfte künftig zunehmend mehr beschäftigen werden, betonte Michael Staudinger, Direktor der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). „Wir sehen anhand unserer Modelle, dass das, was in Zukunft passieren wird, noch wesentlich dramatischer ausfallen wird als das, was wir bisher gesehen haben“, so Staudinger. Die Beobachtungen der ZAMG würden zeigen, dass beispielsweise die Intensität der sieben niederschlagsreichsten Tage des Sommers binnen der letzten vierzig Jahre um 30 Prozent zugenommen hätten.
Neue Ausbildung für Bürgermeister ab 2020
In der Vergangenheit habe sich bereits mehrfach gezeigt, „welche Dimensionen Unwetterkatastrophen annehmen können“, betonte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) im Zuge der großangelegten Katastrophenübung und verwies dabei vor allem auf die „extremen Schneemassen“ in den Bezirken Lilienfeld und Scheibbs zu Beginn des Jahres sowie auf die Unwetter und starken Regenfälle im Bezirk Neunkirchen und im Tullnerfeld im Vorjahr. Schwere Unwetter und Wetterkapriolen hätten in Niederösterreich immer wieder massive Schäden verursacht. Deshalb sei es wichtig, dass die Einsatzkräfte entsprechend vorbereitet seien.
Doch auch die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister sollen in Zukunft noch besser gerüstet sein, erklärte Mikl-Leitner und kündigte einen Grundkurs im Katastrophenschutz an. „Wenn eine Katastrophe passiert, sind die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister die erste Ansprechstelle und müssen wissen, was zu tun ist“, so Mikl-Leitner. Starten soll die Ausbildung im Frühjahr 2020 und soll sämtliche Inhalte umfassen, die im Ernstfall für die Gemeindeführung notwendig sein können.
Zivilschutz-Probealarm: Zwei Sirenen ausgefallen
Neben der Landeskatastrophenschutzübung der Einsatzorganisationen fand am Samstag auch der jährliche Zivilschutz-Probealarm aller Sirenen statt. Zwischen 12.00 Uhr und 12.45 Uhr waren in ganz Österreich die drei Zivilschutzsignale „Warnung“, „Alarm“ und „Entwarnung“ zu hören. In Niederösterreich funktionierten 99,95 Prozent aller 2.450 Sirenen einwandfrei, zwei von ihnen waren am Samstag zumindest teilweise ausgefallen. Eine der Sirenen in Waidhofen an der Thaya heulte zu Mittag nicht, die Sirene in Hirtenberg (Bezirk Baden) hatte einen Teilausfall und gab keine Entwarnung.
Der Probealarm dient einerseits der Überprüfung der technischen Einrichtungen des Warn- und Alarmsystems, andererseits soll die Bevölkerung mit diesen Signalen und ihrer Bedeutung vertraut gemacht werden. Die Auslösung der Signale kann je nach Gefahrensituation zentral von der Bundeswarnzentrale im Einsatz- und Koordinationscenter (EKC) des Innenministeriums, von den Landeswarnzentralen der einzelnen Bundesländer oder den Bezirkswarnzentralen erfolgen.