Eroberung von Bautzen 1620 von Matthäus Merian
Niederösterreichische Landesbibliothek
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Kultur

Der Dreißigjährige Krieg: 1619 und die Folgen

Unter dem Titel „1619 und die Folgen“ setzt sich eine Tagung mit dem Beginn des Dreißigjährigen Krieges in Niederösterreich auseinander. Der Krieg brachte vor allem im nördlichen Niederösterreich schwere Kämpfe. Das Symposium findet am Freitag in St. Pölten statt.

„Der Dreißigjährige Krieg gilt als eines der dunkelsten Kapitel in der Geschichte der Menschheit. Was als Kampf um die religiöse und machtpolitische Vorherrschaft in Böhmen und im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation begann, endete in einer Katastrophe für ganz Mitteleuropa“, heißt es in der Einladung zu der Tagung „1619 und die Folgen“. Die Veranstaltung ist öffentlich, der Eintritt ist frei.

Die Tagung findet in der Landesbibliothek statt und ist eine gemeinsame Veranstaltung der Abteilung Landesarchiv und Landesbibliothek sowie des Vereins für Landeskunde von Niederösterreich. Die Veranstalter ersuchen um eine Anmeldung unter der Telefonnummer 02742/9005-12835. Die Tagung beginnt um 10.30 Uhr und dauert bis 16.30 Uhr.

Radierung Der geharnischte Reiter von Johann Ulrich Franck
Wikimedia Commons/Gemeinfrei
„Der geharnischte Reiter“ aus „Die Schrecken des Dreißigjährigen Krieges“ von Johann Ulrich Franck (1643)

Seinen Anfang nahm der Dreißigjährige Krieg mit dem Prager Fenstersturz am 23. Mai 1618. Wütende Protestanten drangen damals in die Prager Burg ein und warfen zwei kaiserliche Statthalter aus dem Fenster. Der Kaiser hatte eine Versammlung, auf der sie ihre Beschwerden vortragen wollten, verboten.

Schwere Kämpfe und Zerstörungen in Niederösterreich

Durch diese Ereignisse wurde das habsburgische Kernland Niederösterreich endgültig in das Ringen zwischen katholischem Herrscherhaus und protestantischer Ständeopposition hineingezogen. Mit der sogenannten Sturmpetition bedrängten am 5. Juni 1619 die evangelischen Adeligen des Landes den damaligen Erzherzog und späteren Kaiser Ferdinand II. in Wien.

Der Beginn des Dreißigjährigen Krieges brachte in der Folge schwere Kämpfe und Zerstörung, vor allem im nördlichen Niederösterreich. Diese Auseinandersetzung sollte erst mit der Schlacht am Weißen Berg von 1620 ihr (vorläufiges) Ende finden, als die Katholische Liga den Sieg gegen die böhmischen Stände unter ihrem „Winterkönig“ Friedrich von der Pfalz davontrug.

Belagerung von Wien 1619, Gemälde von Pieter Snayers
Wikimedia Commons/Gemeinfrei
„Die Belagerung Wiens im Jahre 1619 durch Heinrich Matthias von Thurn“, Gemälde von Pieter Snayers (um 1620)

Tagung über Hintergründe, Ursachen und Auswirkungen

Die Ereignisse von 1619 bilden den Anlass, um sich 400 Jahre später bei einer Tagung mit den Anfängen des Dreißigjährigen Krieges und seinen Auswirkungen auf dem Gebiet des heutigen Niederösterreichs zu beschäftigen.

Roman Zehetmayer, Direktor des Niederösterreichischen Landesarchivs: „Ein solcher Jahrestag bietet die Möglichkeit, weniger geläufige historische Abläufe vor den Vorhang zu holen. Ansonsten bestünde die Gefahr, dass in der öffentlichen Wahrnehmung alleine der berühmte Prager Fenstersturz als Auslöser des Dreißigjährigen Krieges übrigbleibt. Damit würde jedoch manch parallele regionale Entwicklung verlorengehen.“

Rückeroberung der Stadt Krems 1646
Niederösterreichische Landesbibliothek
Rückeroberung der Stadt Krems 1646 durch kaiserliche Truppen (aus Theatrum Europaeum von Matthäus Merian)

Für Günter Katzler, den Generalsekretär des Vereins für Landeskunde von Niederösterreich, ergibt sich durch die Fokussierung auf eine Region wie Niederösterreich die Möglichkeit, Ursachen und Auswirkungen eines so umfassenden Ereignisses wie des Dreißigjährigen Krieges in seinen verschiedenen Facetten zu beleuchten. „Der Dreißigjährige Krieg wird oft alleine als das ‚Große Sterben‘ in Europa begriffen, was er zweifelsohne auch war. Die Tagung möchte mit seinen Vorträgen aber den Blick mehr auf die Hintergründe, Ursachen und Auswirkungen in der Region lenken.“

Die Folgen des Krieges für die Bevölkerung

So wird sich der Wiener Historiker Martin Scheutz mit den problematischen Folgen der Einquartierungen von Soldaten für die Bevölkerung Niederösterreichs auseinandersetzen. „Die Einquartierung der Soldaten in die Bauern- und Bürgerhäuser brachte ‚soziale Gewalt‘ ins Haus, weil die Soldaten sich als Hausherren benahmen und ihre Forderungen oft mit Waffengewalt durchsetzten.“

Weitere Vorträge von Heidemarie Bachhofer, Tobias E. Hämmerle, Johannes Kritzl, Josef Löffler und Thomas Winkelbauer behandeln vor allem die Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges auf den Adel, die katholische Geistlichkeit und das Bürgertum Niederösterreichs.