Tänzer hängen  in Bungeeseilen
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Kultur

Der Traum vom Fliegen im Festspielhaus

Im Vorjahr hatte die Compagnie Käfig mit der Produktion „Pixel“ im Festspielhaus St. Pölten für Begeisterungsstürme gesorgt. Samstagabend folgte Mourad Merzouki spektakuläres Stücks „Vertikal“: Eine faszinierende Apotheose des Traums vom Fliegen.

Die Überwindung der Schwerkraft zählt zu den ältesten Utopien der Menschheit. In „Vertikal“ wird die Realisierung dieser Utopie bildlich dargestellt, jedoch ohne die Illusion von magischem Zauber. Die schwebenden Tänzerinnen und Tänzer hängen an sichtbaren Seilen und erzählen eine archaische Geschichte, deren Inhalt sich nicht sogleich erschließt, aber im Gesamtkontext spürbar wird: Die Geschichte einer Befreiung.

Wer wäre nicht schon gerne einmal die sprichwörtliche Wand hochgegangen? Die virtuosen Tänzerinnen und Tänzer führen vor, wie das möglich ist, fügen sich in grandiose Tableaus, beeindrucken mit stupender Präzision und geradezu alpinistischer Artistik und erobern sich und den Zusehern den Luftraum als neue Dimension. Da wird ein schwebender Pas de deux zum buchstäblichen Symbol gemeinsamen Abhebens und bewirkt sogar stürmischen Zwischenapplaus.

Tänzerinnen hängen kopfüber in den Seilen
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Neuer Tanzstil aus vielen zeitgenössischen Elementen

70 dramatische Minuten, begleitet von ebensolchen Klängen, vermitteln epische Stimmung. Da werden Elemente aus Kampfsport, Schattenspiel, Breakdance, Bungee Jumping und klassischem Bewegungsrepertoire zu einem stimmigen Ganzen kombiniert: eine immense Herausforderung auch an die Technik. Das Publikum reagierte mit frenetischem Applaus. Am Sonntagnachmittag (Beginn 16.00 Uhr) folgt eine weitere Vorstellung von „Vertical“ im Festspielhaus.

Brigitte Fürle, die künstlerische Leiterin des Festspielhauses in St. Pölten, unterstreicht mit dieser zweiten Tanzproduktion am Beginn der neuen Saison den Schwerpunkt Tanz in ihrem Haus. „Mit dieser Produktion der österreichischen Erstaufführung von Mourat Mercoukis ‚Vertical‘ stellen wir unter Beweis, was führende Choreografen sagen, dass wir das europäische Tanzhaus schlechthin sind“, so Fürle.