Archivaufnahme des Brandschadens in einer der Kirchen
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Chronik

Kalte Spuren: Rätsel um Kirchenbrände

Im Dezember 2012 legte ein Unbekannter in drei Kirchen in Amstetten Feuer. Es entstand ein Sachschaden in der Höhe von 1,5 Millionen Euro. Obwohl bei allen Bränden Menschen in den Kirchen waren, wurde niemand verletzt. Der Brandstifter konnte bis heute nicht gefasst werden.

Einen Tag vor Weihnachten feierten am 23. Dezember 2012 um 8.30 Uhr zahlreiche Gläubige in der Herz Jesu Kirche in Amstetten eine Messe. Während der Feier betrat ein unbekannter Mann das Gebäude. Er schlich im hinteren Teil der Kirche herum und benahm sich auffällig, wie sich Zeugen später erinnerten.

Während die ahnungslosen Besucherinnen und Besucher die Messe feierten, legte der Mann im Vorraum ein Feuer. Dort zündete er eine Pinnwand an, das Feuer erlosch jedoch von selbst. Kurz darauf machte sich der Mann auf den Weg zum nächsten Tatort, der Klosterkirche in Amstetten. „Dort hat er gegen 9.30 Uhr den Beichtstuhl angezündet, sodass die Kirche innen in Brand geraten war und ein sehr großer Schaden angerichtet wurde“, berichtet Ermittler Erich Rosenbaum vom Landeskriminalamt Niederösterreich.

Die Raubserie im Video

Viermal soll der Täter zugeschlagen haben. Für die Serie „Kalte Spuren“ haben wir die Szenen nachgestellt.

Täter fiel durch rüpelhaftes Benehmen auf

Während der Täter bereits weiter auf dem Weg zur benachbarten Stadtpfarrkirche in Amstetten war, gingen in der Klosterkirche immer mehr Sitzbänke in Flammen auf. Wie durch ein Wunder wurde niemand verletzt. In der Stadtpfarrkirche ging zur selben Zeit gerade die Messe zu Ende. Gläubige verabschiedeten sich und verließen die Kirche, während der Brandstifter dort seinen nächsten Tatort betrat. Als er sich durch die Menschenmenge zwängte, fiel er Zeugen wieder durch sein rüpelhaftes Benehmen auf.

Das Landeskriminalamt nimmt unter der Telefonnummer 059-133-303333 Hinweise entgegen.

„Man hatte den Eindruck, dass er durch Alkohol oder mögliche Suchtmittel beeinträchtigt gewesen ist“, sagt Ermittler Erich Rosenbaum. In der Stadtpfarrkirche setzte der Täter die Erntedankkrone, die sich in einem Seitenschiff befand, in Brand. Das Feuer konnte sich glücklicherweise nicht ausbreiten, dennoch waren die Messebesucher geschockt. „Die Menschen waren tief betroffen. Die Tat zeugt von einer gewissen Gleichgültigkeit gegenüber allen Menschen und weist auf eine Dreistigkeit bei der Tatausführung hin“, so Rosenbaum.

Fahndungsfoto Brandserie
LPD NÖ
Das Phantombild des mutmaßlichen Täters

Zahlreiche Zeugen konnten den Täter beschreiben. Demnach war der Mann zwischen 20 und 25 Jahre alt, etwa 1,70 bis 1,75 Meter groß und dünn. Er war mit blauen Jeans, weißen Turnschuhen und einer schwarzen Jacke mit Kapuze bekleidet.

Polizei hofft auf Meldungen von Jugendlichen

Aufgrund dieser Wahrnehmungen wurde ein Phantombild angefertigt. Bis heute konnte der Mann nicht ausgeforscht werden. „Vielleicht gibt es jemanden, der zu diesem Phantombild noch etwas sagen kann. Möglicherweise gibt es in der Zwischenzeit Hinweise darauf, dass sich der Täter zu dieser Tat geäußert hat oder damit sogar geprahlt hat“, so der Ermittler.

Eventuell hat sich der Unbekannte mittlerweile auch in den sozialen Medien geäußert. „Vielleicht kann sich ein damaliger Jugendlicher aus dem Bereich Amstetten, der 2012 um die 20 oder 25 Jahre alt war, an etwas erinnern, das in seinem Freundes- oder Bekanntenkreis geredet wurde“, so die Hoffnung des Landeskriminalamtes. Die Ermittler appellieren vor allem auch an die Jugendlichen von damals, sich zu melden und Beobachtungen im Zusammenhang mit dem Fall bekanntzugeben. Alle Wahrnehmungen von Zeugen könnten wichtig sein und zur Aufklärung des Falls beitragen.