Traktor mit Direktsaatmaschine
ORF/Thomas Koppensteiner
ORF/Thomas Koppensteiner
Landwirtschaft

Neue Saattechnik soll Boden retten

Wir verlieren langsam, aber sicher an Boden. Jedes Jahr geht etwas weniger als ein Millimeter Boden verloren, weil er von Regen oder Wind abgetragen wird. Nur 0,04 Millimeter bilden sich allerdings neu. Eine noch kaum verbreitete Saattechnik verspricht, den Boden zu schützen.

In Österreich ist rund die Hälfte der Ackerfläche erosionsgefährdet. Je steiler das Feld und je leichter die Erde, desto anfälliger ist der Boden für Erosion. Die Landwirtschaftlichen Fachschulen in Niederösterreich führen seit 25 Jahren Feldversuche durch, um durch neue Methoden den Boden zu schützen. Erfolg verspricht die Direktsaattechnik. Sie wurde in den 1950er Jahren in Südamerika entwickelt, wo es viele stark erosionsgefährdete Böden gibt.

Saatgut wird in Gründecke angebaut

Bei der herkömmlichen Bodenbearbeitung wird auf dem Acker quasi reiner Tisch gemacht, es bleiben also keine Ernterückstände übrig. Damit ist der Boden aber anfälliger für Erosion. Bei der Direktsaattechnik wird das Saatgut hingegen in einer Gründecke – wie Senf und Kresse – angebaut. Der Boden ist somit vor allem in der regenintensiven Zeit geschützt und weniger anfällig für Erosion.

Die Direktsaat bringt allerdings noch weitere Vorteile mit sich. Bei der herkömmlichen Bodenbearbeitung muss der Traktor vor der Aussaat mehrere Male über das Feld fahren, bei der Direktsaat werden alle Arbeitsschritte mit einem Mal fahren erledigt. „Der Vorteil ist, dass ich ganz seicht in den Boden eingreife, den Kohlenstoff im Boden lasse, wenig Arbeitszeit habe, das heißt auch wenig Verkehr am Feld habe und wenig Treibstoff brauche“, sagt Josef Rosner, Landesgüterdirektor der Landwirtschaftlichen Fachschulen in Niederösterreich. Statt 70 Liter Treibstoff pro Hektar bei der herkömmlichen Bodenbearbeitung mit Pflug oder Grubber sind es laut Rosner bei der Direktsaat nur zehn Liter, wie auf einem Versuchsfeld in Tulln gemessen wurde.

Traktor mit Direktsaatmaschine
ORF/Thomas Koppensteiner
Bei der Direktsaat muss der Traktor samt Sämaschine nur einmal über das Feld fahren

Anfälliger für Pflanzenkrankheiten oder Schädlinge

Nachteile der Direktsaat sind allerdings, dass sie anfälliger für Pflanzenkrankheiten und Schädlinge ist und das Feld aufgrund der Ernterückstände schlampiger aussieht, als ein Feld, das konventionell bearbeitet wurde. Im Ertrag gibt es laut Rosner jedoch keinen Unterschied. „Nur wenn ich ‚no-till‘ – also Direktsaat ohne jegliche Bodenbearbeitung – mache, haben wir zehn bis 15 Prozent weniger Ertrag, aber auch wesentlich weniger Aufwendungen. Wenn ich den Nettoertrag hochrechne, verdiene ich genauso viel, habe ich den gleichen Erlös, wie wenn ich Bodenbearbeitung mache. Wobei dieses Modell von uns versuchsweise getestet wird, aber sicher nicht in der Praxis empfohlen wird“, so Rosner.

Die Versuchsreihe der Landwirtschaftlichen Fachschulen in Niederösterreich wird seit 25 Jahren auch von der Universität für Bodenkultur (BOKU) in Wien begleitet. Als besonderen Vorteil der Bodenbewirtschaftung mit der Technik der Direktsaat nennt Andreas Klik, Professor am Institut für Bodenphysik, die Gründecke über den Winter. „Der Boden ist damit über den Zeitpunkt der Niederschläge bedeckt und ein bedeckter Boden ist immer vor Erosion geschützt.“ Darüber hinaus werde durch die Grünmasse organische Substanz in den Boden eingetragen, die wiederum zu einer Verbesserung der Bodengesundheit führe.

Traktor mit Direktsaatmaschine
ORF/Thomas Koppensteiner
Die Landwirtschaftlichen Fachschulen testen verschiedene Modelle, dieses stammt aus Schweden

Der Verlust von etwas weniger als einem Millimeter Boden pro Jahr klingt zwar wenig, ist laut Klik aber nicht zu vernachlässigen. „Ein Millimeter Bodenverlust sind zehn Kubikmeter pro Hektar. Das sind große Mengen. Wenn ich Boden verliere, verringert sich die Bodenmächtigkeit. Die Pflanzen haben weniger Raum für Wurzelwachstum, der Boden kann weniger Wasser speichern und damit steht das Wasser den Pflanzen weniger und kürzer zur Verfügung“, so Klik.

Ziel der Versuchsreihe ist laut dem Professor der BOKU Wien, eine Landwirtschaft zu etablieren, die unter künftigen Klimabedingungen wirtschaftlich ist. Dazu gehört auch, den Boden aufgrund immer häufiger auftretender Extremwetterereignisse vor Erosion zu schützen.