Wirtschaft

Konjunkturumfrage: Sorgen und Skepsis

Die Geschäftslage vieler Unternehmen hat sich im vergangenen Quartal verschlechtert, das geht aus der aktuellen Konjunkturumfrage der Industriellenvereinigung (IV) hervor. Laut dem Präsidenten der IV-NÖ, Thomas Salzer, sorgen auch internationale Unsicherheiten für negative Prognosen.

Nur noch knapp jedes zehnte Unternehmen rechnet damit, dass es in den nächsten drei Monaten neues Personal einstellen kann. Unter den 31 befragten niederösterreichischen Unternehmen mit insgesamt 16.773 Beschäftigten überwiege die Skepsis bei der aktuellen und zukünftigen Geschäftsentwicklung, heißt es in einer Aussendung der IV-NÖ anlässlich der Konjunkturumfrage für das dritte Quartal. „Die Abschwächung der Konjunktur setzt sich fort, vorerst ist auch keine Trendwende in Sicht“, erklärt Thomas Salzer, der Präsident der Industriellenvereinigung Niederösterreich.

Globale Unsicherheiten trüben Stimmung

Gut ein Drittel aller befragten Unternehmen, nämlich 34 Prozent, gab an, dass sie mit einem niedrigeren Beschäftigungsstand in drei Monaten rechnen. Und auch bei der Frage nach der Produktionsentwicklung überwiegt der Anteil der Unternehmer, die mit einer negativen Prognose rechnen. Aus der Umfrage geht auch hervor, dass sich die Einschätzung rund um aktuelle Auslandsaufträge verschlechtert habe. Salzer führt diese Unsicherheit vor allem auf internationale Konflikte zurück.

„Weil es große Konflikte gibt, Handelskonflikte gibt, nicht zuletzt auch momentan wieder einen aufgeflammten Krieg in Syrien, wo man nicht weiß, wo das alles hinführen soll. Weil immer noch Unsicherheit da ist, was mit den Briten sein wird: Bleiben die bei uns? Gehen sie? Wann gehen sie? Was bedeutet das? Jeder von uns, der nach Großbritannien Waren liefert, weiß nicht, wie er das in zwei Wochen tun soll. Das sind viele Unsicherheiten, die die Stimmung trüben.“

Steuern: „International nicht mehr wettbewerbsfähig“

Als weitere Ursache sieht Salzer die, wie er sagt, nach wie vor zu hohe Steuern- und Abgabenlast, die auf den heimischen Unternehmen lastet. „Wir haben eine immer noch viel zu hohe Körperschaftssteuer und wir müssen die endlich zumindest auf das, was die letzte Regierung schon beschlossen hat, aber noch nicht umgesetzt wurde, auf die 21 Prozent senken und wir müssen auch schauen, dass wir die Lohnnebenkosten senken.“ Laut Salzer könne es nicht sein, dass „von den Lohnkosten knapp 48 Prozent eigentlich dem Staat gehören“. Salzer warnt konkret davor, dass die heimischen Betriebe international einfach micht mehr wettbewerbsfähig seien.

Österreich müsse entsprechende Maßnahmen setzen, damit es als Standort attraktiv bleibe und die Konjunktur wieder anspringe. Salzer spricht von „konjunkturellen Zeichen“, etwa aus der deutschen Automobilindustrie, die „deutlich hinuntergehen und viele unserer Unternehmen in Niederösterreich auch treffen“.

Salzer als Präsident für vier Jahre wiedergewählt

Thomas Salzer wurde am Mittwochabend im Rahmen einer Ordentlichen Vollversammlung in seiner Funktion bestätigt und für weitere vier Jahre als Präsident der Industriellenvereinigung Niederösterreich wiedergewählt. Im Rahmen dieser Veranstaltung machte er auch deutlich, dass er die Gefahr im Populismus in der Klimadebatte sehe, der Arbeitsplätze und Wirtschaftsleistung vernichte.

Wiederwahl Thomas Salzer
Industriellenvereinigung NÖ
IV-NÖ-Präsident Thomas Salzer, Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, IV-NÖ-Geschäftsführerin Michaela Roither und Universitätsprofessor und Keynote-Speaker Christian Stadler.

Klimadebatte: Für „faktenbasierte“ Debatte

Wachstum und Umweltschutz seien laut Salzer kein Widerspruch. In der EU seien seit 1990 die CO2-Emissionen um 22 Prozent gesunken, die Wirtschaftsleistung hingegen um 50 Prozent gestiegen. Dennoch malte er ein düsteres Bild. „Wenn wir hier aber, es jetzt verunmöglichen, als Industriebetriebe tätig zu sein, heißt es, dass die Produkte woanders produziert werden, mit mehr Emissionen unter Umständen und wir hier keine Arbeitsplätze mehr haben.“

Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) hatte dabei eine Botschaft Richtung neuer Bundesregierung, wie immer sie auch zusammengesetzt sei. „Dass hier gerade zwischen Wirtschaft- und vor allem auch Klimapolitik es kein entweder/oder geben darf, sondern ein sowohl als auch.“ Man dürfe in der hitzigen Debatte nicht die bisherigen Leistungen vergessen, zum Beispiel die Erfolge heimischer Unternehmen im Bereich Umwelttechnologie.