Demenz Vergesslichkeit Alzheimer
APA/dpa-Zentralbild/Jens Kalaene
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Chronik

Polizei lernt richtigen Umgang mit Demenz

Für Polizistinnen und Polizisten gehören Einsätze mit dementen Personen zum Arbeitsalltag. Wie man mit demenzkranken Menschen richtig umgeht, lernen Polizisten in einem eigenen Onlinekurs. Die österreichweite Ausbildung wurde von der Donau-Universität Krems entwickelt.

Wenn demente Personen spazieren gehen, sich verirren und als vermisst gemeldet werden, oder wenn sie die Polizei alarmieren, weil sie nach ihrem bereits verstorbenen Ehepartner suchen, sind Polizistinnen und Polizisten besonders gefordert, sagte Stefanie Auer, Professorin für Demenzforschung an der Donau-Universität Krems: „Wenn man hier falsch reagiert, ist das für die demenzkranke Person gefährlich. Sie kann im Selbstwertgefühl verletzt werden, die gesundheitliche Situation kann sich verschlechtern.“

Es gebe kein „Rezept, keine eindeutige Lösung für solche Situationen, sondern mehrere richtige Verhaltensweisen: Zuerst beobachten, dann handeln und immer auf Augenhöhe kommunizieren“, fasste Auer den richtigen Umgang mit dementen Personen zusammen. Gemeinsam mit der Polizei entwickelte die Donau-Universität einen Onlinekurs, der österreichweit von Polizistinnen und Polizisten absolviert wird.

Polizistinnen vor einem Computer
ORF
Der E-Learning-Kurs kann in ganz Österreich absolviert werden, hier etwa auf einer Polizeidienststelle in Wien

„Demenzfreundliche“ Dienststellen

Das E-Learning vermittelt Polizistinnen und Polizisten grundlegende Informationen über die Krankheit, über Kommunikation mit demenzkranken Menschen und Verhaltensmöglichkeiten für Beispiele aus der Praxis. Häufig würden demente Personen „umherwandern“ und als vermisst gemeldet werden: „Hier ist es falsch zu sagen: ‚Die meisten tauchen nach 24 Stunden wieder auf‘. Richtig wäre zu fragen, wo die Person gerne hingeht, was ihre Lieblingswege sind, wo der frühere Arbeitsweg war“, erklärte Auer.

Seitens der Polizei heißt es, dass der E-Learning-Kurs gut angenommen werde und ein fixer Bestandteil der Ausbildung sei. Alle Polizeimitarbeiter können die Onlinemodule absolvieren, am Ende müsse dann noch eine Online-Prüfung bestanden werden. Wenn 80 Prozent der Belegschaft einer Polizeidienststelle diese Prüfung bestehen, gilt die gesamte Dienststelle als „demenzfreundlich“. In Niederösterreich sind das derzeit 16 Inspektionen, etwa jene in Mödling, Himberg (Bezirk Bruck an der Leitha), Breitenfurt und Hinterbrühl (beide Bezirk Mödling).

Arbeitsweise konnte verbessert werden

In Bezirken mit Pflegeheimen komme es häufig zu Einsätzen mit demenzkranken Personen, sagte Polizeisprecher Walter Schwarzenecker: „Die Bevölkerung wird aber auch allgemein älter, und es wird immer mehr werden. Wichtig ist, dass man die Anzeichen weiß und erkennt, was die Person überhaupt hat. Dann kann man die Situation einordnen und ruhig weiterarbeiten.“

Österreichweit schlossen in den ersten zwei Jahren 11.000 Polizistinnen und Polizisten den Onlinekurs ab. Auer von der Donau-Universität erhält auch Rückmeldungen, dass sich die Funksprüche durch das E-Learning ändern würden: „Es heißt nicht mehr ‚verwirrte Person‘, sondern ‚möglicherweise eine Person mit Demenz‘. Da reagieren dann alle gleich einmal anders und sind darauf eingestellt. Auch die Ärzte in der Umgebung haben erzählt, dass sie mit den Polizisten besser kommunizieren können, weil sie über die Krankheit besser Bescheid wissen.“