Anti-Korruptionsakademie Laxenburg, Palais Kaunitz
Wirtschaft

Antikorruptionsakademie in Nöten

Die Antikorruptionsakademie (IACA) in Laxenburg (Bezirk Mödling) hat finanzielle Probleme. Die Zahl der Mitarbeiter hat sich halbiert, seit Monaten gibt es keinen Chef. Die Zukunft der Akademie im kommenden Jahr scheint ungeklärt zu sein.

Die Antikorruptionsakademie hat über 70 Mitgliedsstaaten und bietet Masterstudiengänge für Korruptionsbekämfung und Korruptionsvorbeugung an. Ende des Vorjahres war sie fast pleite, Gehälter konnten nicht bezahlt werden. Im letzten Moment zahlte die Republik rettende 540.000 Euro. Im Jänner verließ schließlich ihr Chef, Dekan Martin Kreutner, die Akademie.

Der Ex-Siemens-Manager und Unternehmensberater im Antikorruptionsbereich, Cornelius Granig, sagte im Gespräch mit ORF-Reporter Bernt Koschuh im Ö1-Morgenjournal über die Situation der Akademie: „Sie hat 15 Mitarbeiter und die Hälfte der Leute verloren, weil einige Monate die Gehälter nicht bezahlt werden konnten, da die Finanzierung der Zukunft unklar war und auch noch immer unklar ist.“

„Geburtsfehler“ bei mangelnder Gebühreneinhebung

Insider sehen den Grund für die Finanznöte in einem „Geburtsfehler“. Auch Anwalt Georg Krakow, Vorstandsmitglied bei Transparency Österreich und Mitglied im Beratungsboard der Akademie, bestätigt das. In der Internationalen Antikorruptionsakademie sind zwar mittlerweile mehr als 70 Staaten Mitglied, das Problem liege aber in der mangelnden Grundfinanzierung. „Es gibt keine Verpflichtung für die Mitgliedsstaaten, Beiträge zu leisten – nicht so wie in eigentlich jedem Verein, der verpflichtende Mitgliedsbeiträge einhebt. Die Antikorruptionsakademie hebt nur Beiträge auf freiwilliger Basis ein. Das kann man durchaus als ein Geburtsmanko sehen“, so Krakow.

Aus diesem Grund wurden heuer bisher kaum Einzahlungen verbucht, so Antikorruptionsexperte Granig. Ihm zufolge leisteten von den über 70 Mitgliedsstaaten in diesem Jahr bisher nur neun Staaten eine Einzahlung. Die höchsten Mittel wurden von Russland zur Verfügung gestellt. „Ich glaube, dass es ein Grundproblem ist, dass ganz große westliche Staaten wie Deutschland, Frankreich oder die USA nicht Mitglieder sind“, so Granig.

Große Aufgaben für nächsten Dekan

Auch Krakow meint, es sei zwar erfreulich, dass sich Staaten aus Afrika, Asien und Osteuropa in der Antikorruptionsakademie engagieren und Studenten schicken, aber eine Aufgabe für den künftigen Dekan müsse darin liegen, mehr EU-Staaten an Bord der IACA zu holen.

Das Auswahlverfahren für den neuen Dekan der Antikorruptionsakademie läuft derzeit. Die Anforderungen aus der Sicht von Akademieberatungsboard-Mitglied Krakow sind einerseits Managementfähigkeiten sowie ein guter und sorgsamer Umgang mit den wenigen vorhandenen Mitteln, „aber er braucht aufgrund dessen, dass es sich hier quasi um eine Universität handelt, auch einen guten Background was Compliance und Antikorruption betrifft“, so Krakow.

Granig war einer der Bewerber um die Dekanstelle. Dem Vernehmen nach dürfte aber ein österreichischer Botschafter, der derzeit im Osten stationiert ist, die besten Chancen haben. Die Entscheidung wird der Gouverneursrat der Antikorruptionsakademie treffen, in dem ein Antikorruptionsexperte der Moskauer Uni den Vorsitz hat. In Österreich sind Außenministerium und Innenministerium für die IACA zuständig, wobei das Geld vom Innenministerium und dem Land Niederösterreich kommt. In den Ministerien versichert man, dass Gespräche und Bemühungen zur Sicherung der wirtschaftlichen Grundlage der IACA positiv laufen. Details wurden nicht verraten.