Schülerin zeigt im Unterricht auf
APA/HARALD SCHNEIDER
ORF.at/Birgit Hajek
Soziales

Gewalt: Pädagogische Teams als Schlüssel

In Anbetracht von 13 Frauenmorden heuer allein in Niederösterreich und einer allgemein hohen Gewaltbilanz raten Expertinnen und Experten zu Prävention. Wenn es ums frühzeitige Erkennen von Gewalt geht, sollen Schulen in Niederösterreich künftig eine Schlüsselrolle spielen.

Die Zahlen sprechen für sich: Laut Auskunft der Frauenhäuser ist noch immer jede fünfte Frau von Gewalt betroffen, zu Spitzenzeiten wie Weihnachten sind Frauenhäuser meist bis auf den letzten Platz ausgelastet und meist sind die Täter keine Unbekannten, sondern Verwandte bzw. Ehemänner oder Partner. Sobald Frauen von Gewalt betroffen sind, trifft sie außerdem meist auch Kinder.

NÖ Frauentelefon

Das NÖ Frauentelefon bietet unter 0800/800 810 kostenlose und anonyme Beratung: jeweils montags, mittwochs und freitags von 10.00 bis 14.00 Uhr, Rechtsberatung freitags von 14.00 bis 16.00 Uhr.

Frauenhelpline

Frauen, die Schutz oder Beratung suchen, können sich auch rund um die Uhr an die Frauenhelpline wenden: 0800/222555 – ebenfalls kostenlos und anonym.

Schulungen für Lehrerinnen und Lehrer

Bei der Prävention von Gewalt soll künftig speziell bei den ganz Jungen angesetzt werden, kündigten die beiden zuständigen Landesrätinnen Christiane Teschl-Hofneister (ÖVP) und Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) am Mittwoch im Rahmen eines Gewaltschutzsymposiums in St. Pölten an. Denn nur über die Schulen sei es möglich, alle Buben und Mädchen zu erreichen und für Gewaltschutz zu sensibilisieren.

„Es geht vor allem darum, sowohl die Lehrpersonen als auch das freizeitpädagogische Personal auf diesem Gebiet mit Kompetenz auszustatten und ihnen Informationen, Anleitungen und entsprechendes Handwerkszeug zur Seite zu stellen“, so Teschl-Hofmeister.

Das POdium des Gewaltschutzsymposiums
ORF
Beim Symposium unter dem Titel „Achtsames Miteinander. Leben ohne Gewalt!“ wurden Ansätze zur Vorbeugung von Gewalt diskutiert

Gegen Gewalt in der Schule und in der Familie

Im Vordergrund des Symposiums, an dem zahlreiche Pädagoginnen und Pädagogen teilgenommen hatten, standen die Enttabuisierung von Gewalt sowie die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Strategien im Umgang mit Konflikten. Als Datum für das Symposium war der 30. Jahrestag der Kinderrechtskonvention festgelegt worden, die unter anderem auch das Recht jedes Kindes auf gewaltfreies Aufwachsen enthält.

Konkret gehe es darum, sowohl jede Form von Gewalt in der Schule zu vermeiden als auch familiäre Gewalt zu erkennen und Betroffene im Notfall an entsprechende Beratungsstellen und Hilfsangebote vermitteln zu können – beispielsweise mithilfe von Schulpsychologie oder Schulsozialarbeit. „Die Schulsozialarbeit ist ein ganz wichtiger Faktor, um in Schulen Gewalt zu erkennen und betroffenen Kindern und deren Familien auch die Möglichkeit zu geben, aus der Gewaltspirale wieder herauszukommen“, betonte Königsberger-Ludwig.

Maßnahmenpaket soll Sensibilisierung erhöhen

Aus vielen Schulen hört man allerdings, dass speziell das Angebot an externen Expertinnen und Experten aus den Bereichen der Sozialarbeit oder Psychologie rar ist. Meist teilen sich Schulen eine Fachkraft, die mehrere Standorte betreut.

Teschl-Hofmeister kündigte ein Maßnahmenpaket an, das derzeit gemeinsam mit der Bildungsdirektion erarbeitet würde. Dieses verfolge unterschiedliche Ansätze im Umgang mit Gewalt in der Schule. So sollen Schulen etwa „im Rahmen ihrer Schulautonomie eigenständig Projekte entwickeln können, die dem Gewaltschutz dienen“, sagte Teschl-Hofmeister. Außerdem sollen Pädagoginnen und Pädagogen künftig flächendeckend Schulungen im Bereich der Gewaltprävention erhalten. Im Idealfall stehen in den Schulen dann multiprofessionelle und speziell geschulte pädagogische Teams zur Verfügung.

Den Fokus im Umgang mit Gewalt lege man in Niederösterreich neben präventiver Maßnahmen auf Täterarbeit. Das hätten die Ergebnisse eines runden Tisches nahegelegt, der ebenfalls gegen Gewalt an Frauen in Niederösterreich ins Leben gerufen worden war. Der nächste runde Tisch werde sich ebenfalls ganz dem Bildungsthema widmen, betonten die beiden Landesrätinnen. Neben den bisherigen Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Polizei, Gesundheit, Frauen- und Männerberatung, Frauenhäusern und Bildung werde das kommende Treffen von der Kinder- und Jugendhilfe ergänzt.