Hundezwinger der Kaserne Wiener Neustadt
APA/Helmut Fohringer
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Chronik

Hundeattacke: Schutzreaktion möglich

Eine mögliche Schutzreaktion könnte die tödlichen Attacken der belgischen Malinois auf einen 31-jährigen Militärhundeführer in der Wiener Neustädter Flugfeld-Kaserne ausgelöst haben. So lauteten erste interne Spekulationen des Bundesheeres am Freitag bei einem Medientermin auf dem Areal.

Es handle sich um einen „vermuteten Hergang“, betonte Oberst Philipp Segur-Cabanac, der Kommandant des Jagdkommandos. In dem Bereich, wo der Unfall passierte, gebe es keine Kameras. Segur-Cabanac berichtete zudem, dass das Opfer am Donnerstag beigesetzt worden sei.

Ein Bundesheerkollege des Getöteten, ebenfalls Hundeführer, sprach am Ort des Geschehens davon, dass wohl eine Situation eskaliert sei, die der 31-Jährige unter Kontrolle habe bringen wollen. Das spätere Opfer habe möglicherweise „ein nicht adäquates Verhalten“ eines Tieres abstellen wollen. Der Hund „Hati“ könnte eine eigentliche Bezugsperson „in ein Feindbild übergeleitet haben“, lauteten die ersten Vermutungen des Bundesheeres.

Medientermin Kaserne Wiener Neustadt
APA/HELMUT FOHRINGER
Bei einem Medientermin am Freitag teilte das Bundesheer den „vermuteten Hergang“ mit

Untersuchungen dauern an

Zur Auffindungssituation hieß es, dass Bekleidungsstücke über mehrere Meter verteilt gewesen seien. Der 31-Jährige sei mit Bisswunden in einer Blutlache entdeckt worden.

Der Hundeführer gestand auf Nachfrage ein, dass der Vorfall mit einer zweiten anwesenden Person wohl zu verhindern gewesen wäre. Das hätte wahrscheinlich helfen können, sagte der Soldat unmittelbar am Ort des Geschehens vom 13. November. Der bzw. die Malinois hätten so besser kontrolliert werden können.

Die Untersuchungen würden andauern, sagte der Kommandant des Jagdkommandos. Er will andere Fachleute, u. a. auch einen US-amerikanischen Experten, der Spezialhunde kenne, nach Wiener Neustadt einladen, um zu weiteren Erkenntnissen in dem Fall zu kommen. Aufklärung sei das Ziel, betonte der Oberst.

Tiere weiterhin in Quarantäne

Beide an dem tödlichen Vorfall beteiligten Tiere befanden sich am Freitag unverändert in Quarantäne. „Hati“, der wohl jener war, der mehrfach zugebissen hat, komme als Diensthund nicht mehr infrage. Der junge „Ragnar“ sei als Diensthund bereits zuvor ausgeschieden worden. Die Rede war davon, dass eine Beißhemmung bei ihm festgestellt worden sei.

Der Rechtsanwalt der Familie des Opfers, Erich Gemeiner, beklagte vor der Kaserne, dass ihm kein Zutritt zu dem Medientermin gewährt worden sei. Er habe neue Akteneinsicht bei der Staatsanwaltschaft genommen. Erkenntnisse der Untersuchungskommission des Bundesheeres würden darin nicht aufscheinen. Für kommende Woche erwarte Gemeiner eine Tatortmappe in dem Fall. Zudem hoffe er auf einen DNA-Abgleich zwischen Hunden und Opfer, um feststellen zu können, ob einer oder beide Malinois zugebissen haben.

Die Hundeanlage in der Flugfeld-Kaserne ist ein Übergangszwinger. Sie entspricht laut Bundesheer und auch aus veterinärmedizinischer Sicht den Vorgaben der Sicherheit.