Präsentation mit neun Bürgermeistern, zwei Ländesräten, der designierten spitze der Gesujndheitskasse in Niederösterreich sowie Ärztevertretern.
Josef Bollwein | www.flashface.com
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Gesundheit

Neuartiges Ärzte-Netzwerk in neun Orten

Im Bezirk Melk entsteht derzeit ein Netzwerk aus Ärztinnen und Ärzten, das – in dieser Größenordnung – einmalig in Österreich ist. Acht Ordinationen praktischer Ärztinnen und Ärzte werden so miteinander vernetzt, dass sie ihre Öffnungszeiten abstimmen und mehr Leistungen anbieten können.

Es ist eine Art Gegenstück zu den Primärversorgungszentren, die es in Niederösterreich schon in St. Pölten, Schwechat (Bezirk Bruck an der Leitha) und Böheimkirchen (Bezirk St. Pölten) gibt. Während dort aber Ärzte und Therapeuten unter einem Dach ihre Dienste anbieten, wird im Melker Alpenvorland dasselbe Angebot dezentral organisiert. Acht Ärztinnen und Ärzte setzten die Initiative und gründeten dafür einen Verein, der laut derzeitigem Stand die Gemeinden Bischofstetten, Hürm, Kilb, Mank, St. Leonhard am Forst, Kirnberg und Texingtal abdeckt. Die Gemeinden Zelking-Matzleinsdorf und Ruprechtshofen sollen bis zum Start des Netzwerks am 1. April noch offiziell dazustoßen.

Die acht Ordinationen der praktischen Ärzte werden so miteinander vernetzt, dass von Montag bis Freitag von 7.00 Uhr bis 12.00 Uhr mindestens drei Standorte und von 14.00 Uhr bis 19.00 Uhr mindestens zwei Standorte geöffnet sind. Außerdem soll ein Zusatzangebot an Therapie und weiterer Versorgungsformen geboten werden. Am Freitag wurde das Netzwerk in Bischofstetten offiziell präsentiert – von zwei Landesräten, der designierten Spitze der österreichischen Gesundheitskasse in Niederösterreich, neun Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern und Vertretern der beteiligten Ärzte.

Positive Effekte für Patientinnen und Patienten

Obmann des Vereines ist der Kilber Gemeindearzt Kurt Weissenborn. Er erhofft sich positive Effekte für die Patientinnen und Patienten, weil im Notfall, wenn der eigene Hausarzt geschlossen hat, zumindest ein anderer Arzt in dieser Region geöffnet hat. Damit solle der Weg in die Spitalsambulanzen durch den meist näheren Weg zu einem der anderen Ärzte ersetzt werden, so Weissenborn. Er sieht damit auch Druck von den Ärzteinnen und Ärzten genommen, „weil wir dann wissen, wenn wir einmal nicht da sind, jemand anders ist sicher da. Das war bisher nur auf freiwilliger Basis möglich, ab 1. April ist das fix koordiniert.“

Ärztin Alexandra Perchthaler mit einem Patienten
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Alexandra Perchthaler aus Bischofstetten ist eine der Ärztinnen, die sich nun zusammenschließen

Weissenborn kündigte an, dass von dem Verein auch Physio- und Psychotherapie angeboten werde, ebenso wie Sozialarbeit, diplomiertes Krankenpflegepersonal, Diätologie sowie eine Hebamme. Diese Therapeutinnen und Therapeuten werden vom Verein angestellt. Dadurch könne kurzfristig zugewiesen werden, was bei selbstständigen Therapeuten durch lange Wartezeiten oft nicht möglich sei, heißt es.

Modellfall für ländlichen Raum

Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) zeigte sich bei der Präsentation erfreut über die interdisziplinäre Zusammenarbeit, die hier angeboten werde und vor allem über das Angebot der Sozialarbeit. NÖGUS-Vorsitzender und Landesrat Martin Eichtinger sprach von einem Modellfall für den ländlichen Raum: „In dieser Größenordnung ist das österreichweit erstmalig und könnte zum Vorbild für andere Regionen werden, um die ärztliche Versorgung zu verbessern. Im Melker Alpenvorland kann das dann vorgezeigt werden.“ Der designierte Vorsitzende der österreichischen Gesundheitskasse, Landesstellenausschuss Niederösterreich, Norbert Fidler, betonte, „dass das alles auf Kassenkosten“ möglich sei.

Das Gesundheitsnetzwerk Melker Alpenvorland erfüllt die gesetzlichen Vorgaben für ein Primärversorgungszentrum. Damit wird es die vierte derartige Einrichtung in Niederösterreich. Wenn es nach der Politik geht, sollen es bis zum Jahr 2021 insgesamt 14 werden.