Filmschwerpunkt Kinoverhalten Zahlen
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Kultur

Heimische Kinos wieder auf Erfolgskurs

Heimische Kinobetreiber haben Grund zur Freude: Nach einem fordernden Jahr 2018 mit großen Einbußen bei den Besucherzahlen, verzeichnen die Kinos in Niederösterreich 2019 ein Plus von 10,8 Prozent. Das liege vor allem am attraktiven Filmangebot, heißt es.

Fast zwei Millionen Besucher waren laut Wirtschaftskammer im vergangenen Jahr in Niederösterreich im Kino. 2018 waren es deutlich weniger, nämlich 1,8 Millionen. Auch ein Blick auf die österreichweite Statistik zeigt, das Auf und Ab der Besucherzahlen ist in der Kinobranche typisch.

„Die Kinozahlen sind zyklisch, die gehen rauf und runter. Das war schon immer so. Das hängt vom Filmangebot ab“, sagt Alexander Syllaba, Geschäftsführer des Cinema Paradiso in St. Pölten. „Das große Kinosterben in dem Sinn gibt es nicht. Vor zwei Jahren hat es in den USA und in Kanada die historisch besten Besucher- und Umsatzahlen gegeben.“

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Die Grafik zeigt die Entwicklung der Kinobesucher in Österreich

Es hängt also zum einen vom Angebot ab, ob ein Film im Kino gesehen wird, zum anderen spielt auch das Freizeitverhalten mit. „Was in Niederösterreich prägender ist, ist das Erleben der Natur. Also Gartenarbeit oder sich mit Tieren beschäftigten, da sind die Niederösterreicher und Niederösterreicherinnen überdurchschnittlich im Vergleich zur österreichischen Bevölkerung. Im sonstigen Verhalten ist das Kino eher weniger, aber immer noch eine sehr beliebte Freizeitaktivität. Wenn auch nicht in der Regelmäßigkeit, wie es Kinoveranstalter gerne hätten“ erklärt Freizeitforscher Peter Zellmann im Gespräch mit noe.ORF.at.

Zellmann: „Regelmäßigkeit hat abgenommen“

Denn in der Freizeit gebe es immer mehr Angebot, so Zellmann. „Wir üben heute doppelt so viel Freizeitaktivitäten aus als noch vor zehn Jahren. Auf den Kinobesuch wird man nicht grundsätzlich verzichten, aber die Regelmäßigkeit hat abgenommen“, so der Freizeitforscher. Nur sechs bis sieben Prozent der österreichischen Bevölkerung würde regelmäßig ins Kino gehen. Zudem gebe es regionale Unterschiede, sagt Zellmann: „Dort, wo Regionen ausgedünnt sind und es weniger Ballungszentren gibt, dort ist auch der Kinostandort betriebswirtschaftlich nicht mehr vertretbar. Das spürt man landesweit im Verhalten.“

Hinzu komme, dass die Menschen immer bequemer werden und immer mehr erleben wollen. Diesen Ansprüchen musste auch das Kino im Laufe der Jahre gerecht werden und musste sich somit zur Erlebniswelt wandeln. „Was sich verändert hat, ist, dass man für das Publikum einen Mehrwert bieten muss“, so Cinema-Paradiso-Geschäftsführer Syllaba.

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Viele Kinobetreiber setzen auf die neuesten Technologien

4D-Technologie: „Trend zum Mehrerleben“

Neben Konzerten und Lesungen setzen viele Betreiber auch auf die neuesten Technologien. Im Megaplex in St. Pölten wird etwa seit November die 4D-Technologie angeboten. Dadurch können Besucher mittlerweile Filme hautnah und mit allen Sinnen erleben. „Man hat zum Beispiel, wenn man eine Szene im Wald sieht, einen Waldgeruch in der Nase. Es ist ein komplett anderes Kinoerlebnis und ich glaube, der Trend geht immer mehr hin zum Mehrerleben“, sagt Mario Hueber, Geschäftsführer des Megaplex in St. Pölten. Den Ansprüchen und Wünschen der Kinobesucher müssen die 27 heimischen Kinos nachkommen. Für die kommenden Monate zeigen sich die Betreiber derzeit jedenfalls optimistisch.