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Wirtschaft

Neues Unternehmertum der Generation 60 plus

Mit 60 noch einmal durchstarten und Unternehmer werden – das ist mittlerweile gar nicht mehr so ungewöhnlich. Nach einer Untersuchung der Wirtschaftskammer Niederösterreich zeigt sich, dass sich hier ein neues Feld im Unternehmertum auftut.

Es gibt eine neue Entwicklung im Unternehmertum Niederösterreichs. Das betrifft vor allem die Generation 60 plus. Denn immer mehr Unternehmerinnen und Unternehmer suchen auch nach ihrem Pensionsantritt neue Herausforderungen. Das zeigt auch eine Untersuchung der Wirtschaftskammer Niederösterreich. So gründeten vor zehn Jahren 137 ehemalige Unternehmerinnen und Unternehmer in der Pension ein neues Unternehmen, voriges Jahr waren es bereits 171.

„Das ist jetzt kein gewaltiger Sprung, allerdings zeigt es eine ganz klare Tendenz. Ältere Unternehmer wollen sich nicht einfach zur Ruhe setzen, sondern ihre Erfahrung und ihr Wissen weiter nützen, oft sogar in ganz anderen Branchen als in ihrem früheren Berufsleben“, sagte Wirtschaftskammerpräsdentin Sonja Zwazl. Generell sei „das wirtschaftliche Umfeld für niederösterreichische Unternehmerinnen und Unternehmer sehr gut, die heimische Wirtschaft ist gesund. Dafür gibt es klare Indikatoren“, erklärte sie.

Weniger Konkurse, höhere „Überlebensrate“

So liegt die sogenannte Überlebensquote, also der Anteil der Unternehmen, die fünf Jahre nach ihrer Gründung nach wie vor auf dem Markt sind, in Niederösterreich stabil bei über 68 Prozent – und damit über dem Österreich-Durchschnitt von etwa 65 Prozent. „Auch die Zahl der Konkurse sinkt: 2010 waren es noch sechs Prozent, aktuell sind es 2,8 Prozent“ betonte Wirtschaftskammerdirektor Johannes Schedlbauer.

Die gute Entwicklung der niederösterreichischen Wirtschaft zeige noch ein weiterer Faktor. Die sogenannten Gazellen nehmen rasant zu. Darunter versteht man Arbeitgeberbetriebe, die in einem dreijährigen Zeitraum ein durchschnittlich jährliches Beschäftigungswachstum von mindestens zehn Prozent aufweisen. „Von 2015 bis 2018 ist die Zahl dieser besonders beschäftigungs- und wachstumsintensiven Unternehmen in Niederösterreich von 386 auf 537 gestiegen. Das ist ein Plus von 39 Prozent“, betonte Schedlbauer. Fast die Hälfte aller „Gazellen“ finden sich in drei Bereichen: Handel, Bau sowie Herstellung von Waren.

Zwazl: „Betriebsübernahmen erleichtern“

Bei den Betriebsübernahmen war seit 2015 ein Plus von knapp 21 Prozent zu verzeichnen. Es ist davon auszugehen, dass sich die Zahl bei rund 1.000 Betriebsübergaben im Jahr einpendeln wird. Zwazl verwies in diesem Zusammenhang darauf, wie wichtig es sei, Unternehmen, die in absehbarer Zeit übergeben werden sollen, attraktiv zu erhalten und keinen Investitionsstau aufkommen zu lassen. „Gerade vor dem Hintergrund von kleinen Wolken am Konjunkturhimmel halte ich daher Investitionsanreize für wichtig – natürlich nicht nur für Übergeber, sondern für unsere gesamte Wirtschaft. Steuersenkungen sind hier sich ein guter und wichtiger Punkt", erklärte sie.