Zivildiener beim österreichischen Roten Kreuz
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Gesundheit

Rotes Kreuz braucht mehr Zivildiener

Das Rote Kreuz wird in Niederösterreich knapp zwei Mal pro Minute zu einem Notfall gerufen. Laut der am Dienstag präsentierten Jahresbilanz nahm im Jahr 2019 aber nicht nur die Zahl der Rettungseinsätze zu, auch die Krankentransporte sowie die Gesundheits- und Sozialdienste haben immer mehr zu tun. Dem gegenüber steht ein Mangel an Zivildienern.

Beim nächsten Einrückungstermin im April werden in Niederösterreich alleine beim Roten Kreuz 38 Zivildiener fehlen. Die knapp 40 im Rettungswesen oder in den Sozialdiensten benötigten Stellen müssen voraussichtlich unbesetzt bleiben. Wermutstropfen in Anbetracht der auf sämtlichen Gebieten steigenden Einsatzzahlen ist die zuletzt ebenfalls gestiegene Zahl der freiwilligen Helferinnen und Helfer. Mehr als 18.500 waren es im Jahr 2019, um etwa 450 mehr als im Jahr zuvor. Gemeinsam mit ihren hauptberuflichen Kolleginnen und Kollegen absolvierten sie täglich 2.462 Rettungseinsätze und versorgten um acht Prozent mehr Menschen in den Gesundheits- und Sozialdiensten, wie beispielsweise in der Altenbetreuung und Pflege.

Ausreichend junge Männer für den Zivildienst zum Roten Kreuz zu bekommen, war zuletzt immer schwieriger. Den geburtenschwachen Jahrgänge und der hohen Zahl der als untauglich eingestuften Männern möchte das Rote Kreuz mit einer verstärkten Bewerbung des Zivildienstes begegnen. „Wir werden künftig auch in Schulen unterwegs sein, um für den Zivildienst zu werben. Ich bin guten Mutes, dass wir die Zahl der Interessenten damit wieder heben können“, kündigte Josef Schmoll, der Präsident des Roten Kreuzes Niederösterreich, am Dienstag an.

Diskussion um Einführung einer Teiltauglichkeit

Im Rahmen der Präsentation der Leistungsbilanz des Roten Kreuzes sprach sich Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) einmal mehr dafür aus, die Einführung einer Teiltauglichkeit zu prüfen. „Ich glaube, dass das sowohl fürs Rote Kreuz als auch für den Präsenzdienst wichtig und notwendig ist. Die Prüfung über die Einführung sollte so rasch als möglich vonstatten gehen und auch einer Beschlussfassung zugeführt werden, damit künftig auch Teiltaugliche in den Einsatz gehen können.“

Auch Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) sagte gegenüber noe.ORF.at, dass sie der Einführung einer Teiltauglichkeit grundsätzlich offen gegenüberstehe: „Speziell im Rettungsdienst müsste man zwar genau schauen, dass die damit verbundenen hohen Anforderungen auch erfüllt werden können. Wenn alle Beteiligten gemeinsam schauen, was für das Rettungswesen erforderlich ist, ist die Teiltauglichkeit durchaus eine Möglichkeit.“

Für das Rote Kreuz sind die jungen Männer nicht nur während ihres neun Monate dauernden Zivildienstes von großer Bedeutung. Die Erfahrung der letzten Jahre habe laut Schmoll gezeigt, dass etwa 70 Prozent der Männer ihre Tätigkeit beim Roten Kreuz nach dem Zivildienst als ehrenamtliche Mitarbeiter fortsetzen würden. In Anbetracht der vielfältigen Einsatzgebiete und steigenden Einsatzstunden sind Zivildiener fürs Rote Kreuz damit eine doppelt wertvolle Stütze.