Auto der Finanzpolizei
ORF
ORF
Wirtschaft

Nach Razzia: Ruf nach mehr Kontrollen

Nach der Razzia im Amazon-Verteilzentrum in Großebersdorf (Bezirk Mistelbach) fordern Arbeitsrechtsexperten mehr Kontrollen. Im Kampf gegen Schwarzarbeit und Scheinfirmen werden mehr Ressourcen für Überprüfungen und höhere Zustellpreise gefordert.

Nach der Razzia im Amazon-Verteilzentrum, bei der bei den externen Zustellfirmen der Verdacht der Schwarzarbeit und der Betrieb von Scheinfirmen erhoben wurde, werden die Rufe nach Konsequenzen jetzt lauter. Der Arbeits- und Sozialrechtsexperte an der Universität Wien, Martin Risak, ist sich sicher, dass die Arbeitsverhältnisse von Zustellerinnen und Zustellern zu selten kontrolliert werden. „Wenig Kontrolle bedeutet natürlich auch, dass man einpreist, ich werde höchstwahrscheinlich nicht kontrolliert und erwischt werden, deswegen brauche ich mich gar nicht an die Regeln halten.“

Dass diese Methoden, also etwa Scheinfirmen und Schwarzarbeit, durch den Internethandel mehr werden, kann der Arbeitsrechtsexperte nicht ausschließen. Firmen würden versuchen, vor allem die Zustellkosten für den Käufer möglichst niedrig zu halten. „Es ist natürlich der Preis für die menschliche Arbeit der Zusteller: Das Benzin wird nicht billiger, die Autos werden nicht billiger, es ist letztlich das der Faktor, der am flexibelsten ist, und das Risiko ist hoch, dass dort noch weiter gedrückt wird.“

Experte rät Kontrolleuren „originell zu sein“

Was die Kontrollen betrifft, so sprechen sich Arbeitsrechtsexperten grundsätzlich für mehr Kontrollen aus. Damit diese Überprüfungen effektiv sind, rät Risak Kontrolleuren dazu, originell zu sein. „Ich glaube, das Beste ist natürlich, wenn ich an einem Arbeitsplatz dort ganz konkret Kontrollen durchführe und bei diesen Kontrollen, und ich finde, das sieht man bei dieser Amazon-Geschichte ganz gut, auch ein bisschen origineller bin: Mich nicht nur auf Arbeitszeitlisten verlasse, sondern auch sage, ich hätte auch gerne zusätzliche Unterlagen, damit ich zum Beispiel sehe, ob diese Arbeitszeitaufzeichnungen plausibel sind.“

Die Finanzpolizei hatte am Dienstag 174 Dienstnehmer bei 36 Betrieben kontrolliert, dabei sind 49 Verstöße gegen das Arbeitsrecht festgestellt worden. Viele der Mitarbeiter bei den Paketzustellerfirmen sind nur geringfügig angemeldet.